Interview mit Jennie Tebler von Jennie Tebler's Out Of Oblivion

Ein Interview von des vom 07.08.2008 (6738 mal gelesen)
JENNIE TEBLER von JENNIE TEBLER's OUT OF OBLIVION ließ sich bereitwillig ausquetschen und gewährte durchaus tiefe Einblicke in ihr Inneres. Ein kleines Geheimnis konnten wir aber nicht ganz lüften.

  Jennie, es ist eine Freude, die Chance zu haben, mit Dir ein Interview zu machen

Jennie Tebler:  Ich danke Dir! :-) Es ist mir ein Vergnügen! ;-)

  In den letzten Jahren warst Du vor allem deswegen gut bekannt, weil Du Gastaufnahmen für LAKE OF TEARS-Songs gemacht hast. Wie kam es, dass Du Deine eigene Band gegründet hast?

Jennie Tebler:  Neben meinen Gastaufnahmen bei den LAKE OF TEARS Alben brachte ich auch die Single 'Silverwing' heraus. Dies war der Beginn meiner Kollaboration mit QUORTHON. Wie das geendet hat, weiß jeder. Nach seinem Tod wurde ich plötzlich wie besessen vom Schreiben. Es gab Zeiten (und es gibt sie immer noch), in denen ich deshalb nicht schlafen kann. Ich schreibe, weil ich einfach muss... Ich muss so viel mitteilen und ich liebe es, zu singen. Die einzige Möglichkeit die es gab, um den Dämon der mir im Hirn klopft aus meinem Kopf zu bekommen, war es, Leute zu finden, die mir halfen mehr oder weniger aus meinem System rauszukommen, ich musste eine Band starten und ein Album rausbringen.

  Siehst Du Deine Band als echte Band oder bist es nur Du selbst als Boss mit Gastmusikern (weil die Band nach Dir benannt ist)?

Jennie Tebler:  Natürlich sind wir eine echte Band. Ich liebe meine Jungs. Sie halfen mir fähig zu sein mein inneres Ich zu erreichen, mein Ziel, meinen Traum. Ich bin wirklich gesegnet, dass ich Leute finden konnte, die mich wirklich verstehen und solche brillianten Komponisten sind. Fredrick Rhodin und Kent Jädestam komponieren die Musik und ich schreibe alle Lyrics. Zusammen sind wir ein großartiges Team und eine großartige Band :-) . Der Grund, warum wir meinen Namen behielten, war wegen meiner Fans, so wussten sie schnell Bescheid, dass ich etwas Neues veröffentlicht habe. Wer weiß, für die nächste Veröffentlichung lassen wir vielleicht meinen Namen weg und verwenden nur OUT OF OBLIVION. Das wäre ohnehin besser, weil die Leute meinen Namen ohnehin nicht schreiben können. Hehehehe...

  Du bist verantwortlich für alle Texte am neuen Album. Wie gestaltet sich bei Euch der Songwriting-Prozess?

Jennie Tebler:  Das hängt davon ab. Für ein paar Songs schrieb ich erst den Text und die Musik wurde dazukomponiert. Aber bei den meisten Songs steckt ein völlig anderer Prozess dahinter; Wie ich vorher schon gesagt habe, kann ich nicht aufhören zu schreiben, ich habe so viele niedergeschriebene Lyrics. Die Jungs wiederum haben ihre völlige Freiheit über die Musik dazu. Sie komponieren sie, sie nehmen sie auf und dann beginnt meine Arbeit. Ich gehe ins Studio, schließe mich darin ein und höre zu. Ich fühle ihre Musik and fühle mich hinein, und dann weiß ich erst, welcher meiner Lyrics für jeden einzelnen Song gemacht ist. Dann hole ich meinen jüngeren Bruder Anders, um mir im Studio zu helfen. Er arbeitet als mein Techniker und ist mein größter Unterstützer. Wir spielen zusammen und haben sehr viel Spaß, während ich singe. Ich mache meine Vocal Arrangements über die von den Jungs aufgenommene Musik. Auf diese Art bekommen wir eine Art 3-dimensionale Musik; die Lyrics, die Musik und meine Gesangs-Arrangements. Die Jungs in der Band hören nicht einmal die Ergebnisse mit meinem Gesang und den Arrangements, bevor nicht wirklich alles fertig ist. Es funktioniert für uns. Sie überraschen mich und ich überrasche sie. It's cool.

  In einigen Deiner Songs singst Du über Deinen Dämon. Wie treibt dieser Dämon Dich an?

Jennie Tebler:  Oh, mein Dämon, mein Verbündeter, mein Schutzengel und mein böser Begleiter. Manche Leute nennen es ihre innere Stimme, manche beschreiben es als den Engel oder den Teufel auf ihrer Schulter, für mich ist es unbeschreibbar, es ist all das oben Genannte und nichts davon. Vielleicht ist es das Echo aller Menschen, die Dir sagen, dass Du im Leben nicht gut genug bist. Irgendwie habe ich es unter Kontrolle, darauf kommt es an.

  Einige Deiner Lieder erzählen Geschichten über das immergültige Thema: eine Liebe, die schlecht ausgeht. Sind diese Lieder auf eine Art autobiografisch?

Jennie Tebler:  Eine unglückliche Liebe ist ein großes Thema. Die Leute fühlen sich angesprochen und die Worte finden und erreichen vielleicht genau jene Person, welche diese Unterstützung und dieses Verständnis für ihre Situation benötigt. Meine düstersten Lyrics sind inspiriert von verschiedenen Leuten, Situationen, Schicksalen und Kämpfen. Natürlich ist das nicht alles autobiografisch, wer könnte damit Leben.

  Du hattest ein enges Verhältnis zu QUORTHON, der viel zu früh von uns gegangen ist. Ich habe gehört, er war Dein leiblicher Bruder. Stimmt das?

Jennie Tebler:  QUORTHON war sehr bedacht, ein Eindringen in seine persönliche Sphäre zu verhindern. Mein Respekt und meine Liebe zu ihm bewirken, dass ich mich unbehaglich fühle, wenn mich Leute über ihn und sein persönliches Leben befragen. Ich entschied mich daher dazu, Fragen, die ihn und seine persönliche Privatsphäre verletzen, nicht zu beantworten. Es ist absolut nicht so, dass ich unhöflich sein möchte oder so, es ist nur wegen meiner tiefen Liebe zu ihm und meinem großen Respekt gegenüber ihm und ich hoffe, Du verstehst das und vergibst es mir. Und wirklich...macht es wirklich einen Unterschied, welche Beziehung wir zueinander hatten?

  Der Song 'Never Stop Crying' handelt auf berührende Weise von einem großen Verlust. Ist er QUORTHON gewidmet?

Jennie Tebler:  Ich verlor jemanden; jemanden, den ich zutiefst geliebt habe. Meine Art das zu verarbeiten, war, diesen Song dazu zu schreiben. Noch immer muss ich jedes Mal weinen, wenn ich ihn singe. Ich weiß noch immer nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Mein Glaube und mein Trost ist es, dass er meinen Song von dort, wo er ist, hören kann. Und eines Tages, oben in der Großen Halle, werden wir uns wieder sehen.

  Als ich über deine Beziehung zu QUORTHON hörte, war ich etwas überrascht, dass es nicht allzu stark auf Deine Musik abfärbt. Dein Stil ist eher klassischer Heavy Metal mit einigen Gothic-Zutaten und etwas Prog. Wie würdest Du seine Einflüsse auf Deine Musik beschreiben?

Jennie Tebler:  In meiner Band machen die Jungs die Musik, deshalb verwundert es nicht, dass sich die Musik meiner Band von meinen bisherigen Sachen unterscheidet. Und bezüglich der Art, wie QUORTHON meine Musik beeinflusst, ist es einfach, dies zu beantworten. :-) Hör Dir meine Gesangs-Harmonien an, sie bestehen aus Lagen von Gesang, die eine Szene aufbauen, ein theatralischer Moment. Ich bin beeinflusst von BATHORY's Alben der Viking-Ära und den Schweden ABBA, hehehe...klingt ein bisschen verrückt, aber es ist die beste Erklärung, die ich bieten kann.

  Frauen in Metal-Bands übernehmen oft die Rolle der 'Elfe'. Ich vermisse Power-Frauen ein wenig; Du tendierst etwas in diese Richtung. Was denkst Du über die Rolle der Frauen in Metal-Bands?

Jennie Tebler:  Hmm...meine Hoffnung ist es, dass Frauen nicht eine bestimmte Rolle einnehmen MÜSSEN in einer Metal-Band. Meine Hoffnung ist, dass eine Person, die zufällig eine Frau ist, in einer Metal-Band auf die Art spielen oder singen kann, die ihr zusagt. Schau nur auf ihre Fähigkeiten und scheiß drauf, was ihr andere Leute sagen, was sie zu tun hat. Wenn es ihrer Persönlichkeit entspricht, eine kleine-elfen-artige-süße-Frau zu sein, soll sie es sein. Aber wenn sie spürt, dass sie sich entwickeln will und aus sich rausgehen will, rock on! :-) Für mich ist es so, manchmal liebe ich es zu singen wie ein Engel, weil ich es einfach kann, aber manchmal möchte ich einfach nur schreien und kreischen. Weil ich eine Bandbreite in meiner Stimme habe, die es mir erlaubt vom Engel bis zum dunkelsten Dämon zu singen, glaube ich auch, dass ich es tun sollte. Und ich liebe es! :-)

  Andere Frage: wie sieht es mit Tour-Aktivitäten aus? Werden wir die Chance haben, Dich live zu sehen?

Jennie Tebler:  Im Moment versuchen wir einmal, alles auf die Reihe zu bringen. Wir haben gerade einen Neuen gefunden, der sich uns anschließen möchte. Für eine Tour brauchen wir einen zweiten Gitarristen. Die Gitarren-Harmonien erfordern das. Um die Frage zu beantworten, wir sind gerade dabei, jemanden zu suchen, der sich uns anschließt für eine Tour. Unser Ziel ist es, später in diesem Jahr auf Tour zu gehen.

  Ich komme aus Österreich; deshalb die Frage, wirst Du auch meine Heimat besuchen?

Jennie Tebler:  Hoffentlich schaffen wir es auch nach Österreich.

  Danke fürs Interview. Gibt es vielleicht noch etwas, das ich vergessen habe?

Jennie Tebler:  Nein, ich habe dieses Interview wirklich genossen. Herzlichen Dank für das Interesse an unserer Band. Und ich hoffe, dass wirklich jeder unser Album mögen wird, es ist für mich und meine Jungs etwas besonderes und wir sind so dankbar, dass wir die Chance, das zu tun, bekommen haben. Musik ist unser Leben und das ist unser Traum.

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