Estate - Mirrorland

Review von Stormrider vom 15.05.2018 (5676 mal gelesen)
Estate - Mirrorland Der Markt für pompösen, symphonischen Melodic Metal, der auch noch ein wenig folkloristische Elemente einfließen lässt, der ist bekanntermaßen ein sehr häufig bestelltes Feld, und so liegt es in der Natur der Sache, dass der Fan viel Auswahl und damit auch jede Menge Vergleichsmöglichkeiten hat. Es gibt ein paar überdurchschnittliche Alben, die man auch in ein paar Jahren noch aus dem Regal zieht, die Alben die man am liebsten nie gehört hätte, und am Ende gibt es auch eine große Anzahl Releases, die in bester Mittelmäßigkeit niemandem wehtun, aber auch nicht im Gedächtnis bleiben wollen.

Schaut man sich das Cover von "Mirrorland" an, dem zweiten Album von ESTATE, so hat man mit gängigen Klischees wie Feuer, Pomp und Kitsch nicht gespart, aber insgesamt doch ein qualitativ hochwertiges Bild auf den Deckel des Drehers gepackt. Das gilt leider für die Musik nur bedingt, denn die Russen schaffen es nicht wirklich, eingängige Melodien zu schreiben oder das Songwriting so zu gestalten, dass man mit den Gedanken nicht schnellstens abschweift und überlegt, was man denn mal als Nächstes hören könnte. Wenn man sich etwas intensiver in die zehn Songs reinhört, dann findet man natürlich jede Menge Referenzen an diverse Szenegrößen (Namedropping erspare ich mir, kommt später noch!), aber am Ende fließen die Songs einfach zu wenig. Klar findet man ein gelungenes Riff hier, ein nettes Break da, aber in Summe bleibt vieles Stückwerk, sodass kein Song über die volle Distanz zu überzeugen vermag. Sänger Iliand Ferro hat zwar keine schlechte Stimme, allerdings auch keine die über einen besonderen Wiedererkennungswert verfügt, dazu orientiert er sich in der Phrasierung leider zu oft an den üblichen Szenegrößen (Kiske, Sammet etc.), auch wenn er dabei etwas rauchiger klingt. Insgesamt muss man festhalten, dass ESTATE eher in der zweiten Liga des Genres spielen. Und da dann auch nicht im oberen Drittel.

In einem so überschwemmten Markt wie dem melodischen Symphonic Metal überleben Bands aber nur dann längerfristig, wenn sie es schaffen, sich etwas von den tausend Mal gehörten Melodien und Klischees abzuheben und vor allem spannende Songstrukturen zu bieten haben. Man kann aber natürlich auch versuchen so zu sein wie alle anderen, eine extrem schmalzige Ballade wie 'Silvery Skies' aufnehmen (die Tobi Sammet auch nicht cheesiger hinbekommen hätte, sorry Jungs aber das ist echt ein Ohrenschmalzerhitzer) und sich zwei Gastsänger an Board zu holen, um über Namedropping was zu reißen. Also wollen wir an dieser Stelle nicht verhehlen, dass sich Mark Boals (u. a. YNGWIE MALMSTEEN) und Mats Leven (u. a. THERION, CANDLEMASS, AT VANCE, KRUX und 169 andere Bands und Projekte) die Ehre auf "Mirrorland" geben. Boals singt 'Knight Of Hope' nochmals ein und Leven 'Matter Of Time'. Das bietet natürlich die Möglichkeit, die Songs mit den jeweiligen Versionen von Ferro zu vergleichen. Dabei wird dann nochmals deutlich, dass die beiden stimmlich eine ganz andere Hausnummer sind. Insbesondere Leven pulverisiert das Original nach Belieben. Wieso sich die beiden unbedingt auf "Mirrorland" verewigen mussten, das ist nur schwer nachzuvollziehen. Ihre Performance hilft dem Album am Ende leider trotzdem nicht über die biedere Mittelmäßigkeit hinaus. Vielmehr zeigen die Gastsänger, wo ESTATE qualitativ grundsätzlich anzusiedeln sind. Womit wir wieder bei der zweiten Liga und der Mittelmäßigkeit angekommen wären.

Gesamtwertung: 5.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Mirrorland
02. The Ghoul
03. Stolen Heart
04. Winter Kingdom
05. Storm Of The Age
06. Knight Of Hope
07. Lady Wind
08. Silvery Skies
09. Matter Of Time
10. Springtime
11. Knight Of Hope (Mark Boals version)
12. Matter Of Time (Mats Leven version)
Band Website: www.estate-band.com
Medium: CD
Spieldauer: 55:50 Minuten
VÖ: 20.04.2018

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