Tristania - World Of Glass | |
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Review von Opa Steve vom 00.00.0000 (7510 mal gelesen) | |
Längst kein Geheimtip mehr sind die Skandinavier mit ihrem bombastischen Mix aus Klassik, Metal und Goth. Sie haben sich durch konsequenze Leistung und stilsichere Weiterentwicklung berechtigterweise zu einem gefragten Major-Act gemausert, und die Zeiten der Festival-Tingeleien dürften nun spätestens mit dem aktuellen Output vorbei sein und Tristania die Verträge diktieren. Das Label hat's erkannt und spendiert der Band eine künstlerisch würdige und hochwertige Aufmachung. Die beiden Songwriter, Anders Hidle und Einar Moen haben als Duo mal wieder hochqualitative Arbeit abgeliefert: neben den markanten Chören, wieder durch zahlreiche Non-Members aufgewertet, beweisen sie, daß man auch zu düsterer Stimmung gewaltig rocken kann. Im verspielten Opener "The Shining Path" dröhnen simpel- geniale Heavy-Riffs zu düsteren Growls und Doublebass, und Tristania nehmen Land ein, welches die mittlerweile verpoppten Theatre Of Tragedy niemals erreichten. Wormwood setzt den anscheinenden Widerspruch von Klassik und echten Headbangerqualitäten konsequent und unglaublich homogen fort. Die Wucht und der gesangliche Aufwand einer Oper wechseln sich mit der Energie düsterer Metal-Riffs ab, ohne zerrissen zu wirken. Im ruhigen Mittelpart thront die unglaubliche Stimme Vibekes zerbrechlich über sanften Akkorden. Man kann sich dem kaum entziehen. 110%iger Gothic-Rock folgt mit "Tender Trip On Earth". Tristania schaffen es mal wieder, simpelste Akkordfolgen durch ihre aufwendigen Arrangements und Melodielinien zu wahrlich packenden Werken zu schmücken. Die Klassik wird mal weggesteckt, und wenn das Vibeke/Osten-Duo zum Refrain anstimmt, werden live die Feuerzeuge sicherlich eine Halle erleuchten. Akustikgitarren erinnern an die seligen Fields Of The Nephilim, bevor den Headbangern wieder ordentliches Mattenmaterial geboten wird. Man muß natürlich ehrlich sein und bekennen, daß Vibekes wunderbare Vocals und ihre Erscheinung auf der Bühne mit zum Erfolg und der Faszination von Tristania beitragen. Eine seltene Kombination von Ausstrahlung und technischer Perfektion, wie ich sie bisher nur Lacuna Coils umwerfender Cristina Scabbia zugesprochen habe. Vibeke, die sich im klassischen Segment in direkter Konkurrenz zu Tarja von Nightwish bewegt, setzt ihre Stimme wesentlich variabler und gefühlvoller ein als ihre Kollegin. Egal, ob fragile Passagen wie in "Deadlocked" oder brillianter, treffsicher Kopfsopran wie in der Mitte des Openers: Vibeke regelt's, als wär's ihr in die Wiege gelegt. Experimentell wirken die gelegentlichen Soundexperimente Einars. Etwas gewagt modern kommen die Loops in "Lost" oder das fast Rammstein-artige Intro von "Selling out". Ebenfalls im sehr langen und theatralischen "Crushed Dreams" bewegen sich die Keyboard- Sounds an einer stilistischen Grenze - noch nicht störend, aber etwas abseits des restlichen Songmaterials. Bei "The Modern End", dem letzten Stück der Scheibe, kann sich Einar am Keyboard nochmal richtig austoben. Dabei handelt es sich eh um eine Seigmen-Coverversion. Gleichzeitig der schwächste Track des Albums. Wer die instrumentale und gesangliche Vielfalt Tristanias kennt, kann sich vorstellen, daß eine Produktion eines Tristania-Albums sicher nicht trivial ist. Hier wurde sie aber bestens gelöst. Der Sound ist dicht, wie es sich gehört, hat genügend Druck und Fundament, und dennoch hat jedes Instrument, sei es noch so fein, seinen Platz im Panorama. Terje Refsnes, der als Mädchen für alles Produktion, Engineering, Mix und Mastering zuständig war, hat einen Bombenjob abgeliefert (und das in wesentlich kürzerer Zeit als z.B. beim aktuellen King Diamond Album benötigt wurde!). Leider werden heute immer noch begabte Bands durch inkompetente Knöpfchendreher kaputtgemacht, aber gottseidank nicht hier. Es wäre schade drum gewesen. World Of Glass ist ein rundum gelungenes Album. Die volle Punktzahl wird durch einige wenige Längen verwehrt, aber wirkliche Patzer sucht man vergebens. Hätte man das Niveau von "The Shining Path" oder "Tender Trip On Earth" über die 60 Minuten halten können, hätte ich zum ersten mal in meinem Leben volle Punktzahl geben können, aber für eine knappe 9 reicht es auch bei mir Nörgler immer noch! Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
Band Website: Medium: CD Spieldauer: VÖ: 00.00.0000 |
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