Interview mit Bruder Liebe von Potentia Animi

Ein Interview von Krümel vom 22.05.2006 (9548 mal gelesen)
Kurzerhand konnte ich Bruder Liebe aus seinem Klostergarten locken. Er stand per Mail Rede und Antwort, um uns allen seinen Segen zu geben...

  Wenn Euch ein Laie, also Jemand, der Eure Musik nicht kennt, fragt, welche Stilrichtung Ihr spielt - wie wäre die Antwort?

Bruder Liebe:   Monastischer Mantralrock.

  Was unterscheidet Euch von anderen Bands wie z.B. IN EXTREMO, SUBWAY TO SALLY, SALTATIO MORTIS o.ä.? Wie bzw. wo seht Ihr Euch selbst?

Bruder Liebe:   Wir sehen besser aus und riechen angenehm nach Weihrauch. Auch wenn dies für die Musik nicht wichtig ist. Der Unterschied ist, dass wir fast ausschließlich eigene Melodien verwenden und dazu Texte aus den Federn verschiedenster Autoren. Das mittelalterliche Liedgut kommt bei uns also nicht so direkt aus dem Mittelalter.

  Welche Einstellung habt Ihr zur sogenannten Mittelalterszene?

Bruder Liebe:   Bis auf ein paar verblödet-verbohrte Puristen, die das Mittelalter meinen für sich gepachtet zu haben, ist es immer wieder ein großer Spaß.

  Habt Ihr eine bestimmte Zielgruppe, die Ihr mit Eurer Arbeit ansprechen möchtet?

Bruder Liebe:   Jeden und Jede, aber vor allem Dich.

  Kommen wir mal zu Eurem Image: die Bruderschaft unter der Kutte... Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, ausgerechnet als kuttentragende Mönche aufzutreten? Zumal die meisten Mitglieder der Band aus anderen Stilrichtungen bzw. künstlerischen Umfeldern kommen.

Bruder Liebe:   Es war an der Zeit und uns ein Bedürfnis, nach Jahren der Sünde nun endlich auf den Pfad der Tugend zurückzukehren.

  Warum habt Ihr Euch so seltsam anmutende Namen wie Bruder Nachtfrass, Bruder Schaft, Bruder Liebe, Bruder Schlaf und Schnabausus Rex gegeben? Wie sind diese entstanden?

Bruder Liebe:   Durch die Wesenszüge der Brüder. Diese Namen beinhalten sehr viele Wahrheiten.

  Der Bandname POTENTIA ANIMI bedeutet ja "Kraft der Seele" (und nicht wie einige fälschlicherweise übersetzen "animalische Kraft"). Was bedeutet dies speziell für Euch? Steht für Euch eine gewisse Botschaft dahinter?

Bruder Liebe:   Die Seele ist, so scheint uns, nun mal die stärkste Energiequelle welche uns umtreibt.

  Nun zu Eurer Arbeit speziell... Wie kam es genau zur Zusammenarbeit mit Metal Blade bzw. dem neugegründeten Unterlabel Staupa Musica? Ist es richtig, dass dieses zunächst nur wegen Euch gegründet wurde?

Bruder Liebe:   Richtig, nur für uns. Ich denke Metalblade wollten auch mal was anderes produzieren als Grunzkapellen. Auch denken sie durch diese Tat etwas Gutes getan zu haben und so die Höllenpein zu verkürzen; daraus wird aber wohl nix.

  Ist die Arbeit unter bzw. bei einem großen Label anders? Hat sich für Euch etwas geändert? Gibt es z.B. bestimmte Vorgaben o.ä.?

Bruder Liebe:   Einfacher, unkomplizierter und professioneller, um’s mal kurz zu machen.

  Eure aktuelle CD "Psalm II" wurde ja Ende April veröffentlicht, und anschließend seid Ihr bis Ende des Sommers auf Tour. Wie verkauft sich die CD denn bis jetzt?

Bruder Liebe:   Sehr schön verkauft sich das gute Stück. Wahrscheinlich wegen des Extraordinärenspezialkreuzklappcovers.

  Wie ist die Tour bisher verlaufen? Wie sind die Reaktionen der Fans in Euren Shows?

Bruder Liebe:   Bis jetzt war es ein großer Spaß. Leider wurden wir hier und da noch nicht ernst genommen, und der gemeine Konzertbesucher hat ständig gelacht.

  Letztes Jahr habt Ihr in Wacken gespielt, dieses Jahr ist das Summerbreeze Festival an der Reihe. Wo tretet Ihr lieber auf: in Clubs/Hallen, oder schnuppert Ihr auch gerne die Festivalluft?

Bruder Liebe:   Weihrauch schnuppern unsere Näschen am liebsten. Sonst gehen wir aber da hin, wo man uns haben will. Wir sind da nicht wählerisch.

  Auffällig ist, dass Eure CD Cover ja ein wenig provozierend sind. Die 1.CD "Das erste Gebet" wurde von einer halbnackten Frau in den Armen Bruder Liebes geziert, auf der 2.CD ist nun eine hochschwangere Nonne zu sehen. Wie kommt Ihr auf solche Ideen? Wollt Ihr damit wirklich bewusst provozieren?

Bruder Liebe:   Nein. Auf "Psalm II" ist ein wahres Wunder abgebildet. Eine unbefleckte Empfängnis. Dies ist nicht provozierend, sondern sehr schön.

  Habt Ihr keine Bedenken, dass sich gerade in der heutigen Zeit der Medienkontrolle einige Leute mit sowas auf den Schlips getreten fühlen?

Bruder Liebe:   Wenn der Schlips so tief hängt...wird es auch Zeit, dass einer drauftritt. Wir können bei der Preisung der Werke des Herrn leider nicht auf Befindlichkeiten von Sitten- oder Moralaposteln Rücksicht nehmen.

  Ihr spielt ja in recht "humoristischer" Weise mit kirchlichen Inhalten (Mönche, Psalmen,etc.). Habt Ihr keine Angst vor der Institution Kirche selbst, die sicherlich nicht einen solch ausgeprägten Humor hat und wenig tolerant in solchen Dingen ist?

Bruder Liebe:   Also ich denke, die Kirche ist eine sehr humorvolle Einrichtung. Vielleicht gibt es hier und da den ein oder anderen Sauerkopp, aber im Allgemeinen ist diese Vereinigung doch für ihren ausgeprägten Hang zum Lachen und der Freude bekannt.

  Kamen diesbezüglich schon Reaktionen? Ich denke da z.B. auch an die Schwierigkeiten, die OOMPH! mit einem ihrer Songs haben...

Bruder Liebe:   Na ja OOMPH!...die sehen ja auch nicht so gut aus...... Wir benutzen meist Texte aus der Carmina Burana. Da dieses Werk weder von der Kirche auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, noch mit einem Bann belegt, gehen wir davon aus, dass es koscher ist.

  Zum Abschluss noch was zu Interviews allgemein: Ihr habt doch mittlerweile sicherlich viele Interviews geben müssen. Seid Ihr es schon leid? Oder seht Ihr es als einen weiteren Weg, Eure Botschaft zu verbreiten?

Bruder Liebe:   Genau, Botschaft-Weg-Leid. In dieser Reihenfolge. Es hat den Vorteil, dass man irgendwann Schreiben gelernt hat. Und es macht Spaß, weil ich in dieser Zeit von der Gartenarbeit befreit bin.

  Gibt es Fragen, die Ihr besonders mögt oder umgekehrt auch nicht mehr hören könnt?

Bruder Liebe:   Nein. Es gibt nichts, was wir nicht hören können.

  Vielen Dank für Eure Geduld!!

Bruder Liebe:   Dank zurück und gesegnete Stunden.

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