Cirith Ungol - I'm Alive

Review von baarikärpänen vom 31.10.2019 (6432 mal gelesen)
Cirith Ungol - I'm Alive Ha! Ich weiß gar nicht, wie lange ich darauf gewartet habe, diese eine, ganz spezielle, Redensart mal in einem Review zu verbraten und tatsächlich sogar den Nagel auf den Kopf zu treffen.

imgcenter


CIRITH UNGOL sind ein Phänomen. Da kann es gar keine verschiedenen Meinungen geben. Punkt! Es spielt ja gar keine Rolle, ob euer favorisierter Metal dazu taugt, nachts in fremden Gräbern rumzuwühlen, den Herren der Unterwelt heraufzubeschwören, mit Fuchsschwanz an der Antenne im Cabrio zu cruisen, in mathematischen Gleichungen zu denken oder meinetwegen auch stumpf den Kopf gegen Wände zu schlagen. Auf CIRITH UNGOL kann sich irgendwie jeder einigen. Auch wenn die Jungs aus dem sonnigen Kalifornien schon immer die etwas andere Band waren. Kauz-Metal in seiner beeindruckendsten Form. Da verwundert es auch gar nicht, dass CIRITH UNGOL kein Problem damit hatten, zu Beginn der glorreichen 80er mit VENOM oder SLAYER die Bühne zu teilen. Und das, obwohl sie rein musikalisch mit den genannten Bands so viel zu tun hatten, wie Oma Ernas sonntäglicher Schlager-Fernsehgarten mit einem Moshpit. Zugegeben, extrem waren CIRITH UNGOL eigentlich nur, was die Stimme von Tim Baker betrifft. Gibt es auch nur einen einzigen Sänger da draußen in der Welt, der so eine unverwechselbare Röhre hat? Ich bezweifle es. Trotz vier Alben, die allesamt in wirklich jede gutsortierte Metal-Sammlung gehören, reichte es aber nie zum großen Wurf, die letzten Konzerte spielte die Band um 1991. Wirklich vergessen waren CIRITH UNGOL aber eigentlich nie. Im Gegenteil, je mehr Zeit verging, desto größer wurde die Zahl derer, die einen Narren an den (die Jungs mögen es mir verzeihen) Hippies gefressen hatten. Dafür sorgten auch die verschiedenen Compilations, die im Laufe der Jahre erschienen. Dem unermüdlichen Einsatz von Jarvis Leatherby (NIGHT DEMON) ist es dann letztendlich zu verdanken, dass CIRITH UNGOL wieder da sind. Die Bedeutung der Band hervorzuheben, wäre in etwa so (und da kommen wir auf die Redensart zurück), wie Eulen nach Athen zu tragen. Anstatt aber das nachtaktive Federvieh zu schleppen, machten sich CIRITH UNGOL lieber selbst auf den Weg in die Hauptstadt Griechenlands. Das, was die Helden auf dem Up The Hammers Festival im Jahre 2017 auf die Bühne gezaubert haben, gibt es jetzt sowohl auf Tonkonserve, als auch auf DVD zu bewundern.

"I'm Alive", so der Titel des Mitschnitts auf Doppel-CD/DVD, ist eine wahre Wucht geworden. Schon beim Intro 'Toccata In D Minor' steigt die Spannung, steigert sich nach den ersten Riffs von 'I'm Aive' ins Unermessliche, bis dann Tim Baker die ersten Töne ins Mikro röhrt. Und was soll ich sagen, circa 25 Jahre nach den letzten Auftritten, klingt der Sänger immer noch so, wie man ihn im Ohr hatte. Pure Magie. Aber zu dieser tragen auch die Musiker bei, die so zocken, als sei da nie eine längere Pause gewesen. Völlig egal auch, ob sie allesamt, abgesehen von Leatherby, deutlich gealtert sind, der Bewegungsradius auf der Bühne dem eines Bierdeckels gleicht. Jimmy Barraza spielt eine göttliche Lead Gitarre, der ehemalige Bassist Greg Lindstrom liefert an der Rhythmus Gitarre das perfekte Fundament, damit sich Barraza erst so richtig austoben kann. Drummer Robert Garven, als einziger schon seit den ersten Tagen im Jahr 1972 an den Kesseln, mag zwar wie ein gemütlicher älterer Herr aussehen, aber bearbeitet seine Felle immer noch, dass es eine wahre Freude ist. Apropos Freude, die steht vor allem Leatherby in ganz dicken Buchstaben quer ins Gesicht geschrieben. Müßig auch zu erwähnen, dass die Backing Vocals perfekt sitzen. Dann wäre da ja auch noch die Setlist. Die deckt alle vier regulären Scheiben ab, viele der Songs entfalten aber in der Live-Version erst ihre volle Wirkung, wie zum Beispiel 'Finger Of Scorn' oder 'Chaos Rising'. Und mit Songs wie 'Atom Smasher', 'Blood & Iron' oder der Blaupause für alles, was sich Epic Metal nennt, 'King Of The Dead' kann natürlich gar nichts schiefgehen. Die Bandhymne schlechthin, 'Cirith Ungol', beendet dieses denkwürdige Konzert. Als Bonus fährt die zweite CD am Ende noch fünf Songs vom Hammer Of Doom Festival in Würzburg auf. Auch wenn "I'm Aive" in verschiedenfarbigen Vinyl-Versionen angeboten wird (bis auf das schwarze Vinyl alle limitiert), empfiehlt es sich, die CD/DVD geich noch mit zu verhaften. Denn neben Up The Hammers und Hammer Of Doom findet sich dort noch ein Mitschnitt vom Rock Hard Festival und eine zweistündige Dokumentation. Für das Cover-Artwork ist übrigens wieder Michael Whelan verantwortlich, der auch schon die ersten vier Alben mit seinen ikonischen Zeichnungen veredelte.

Wie von mir gewohnt, gibt es auch für dieses Live-Album keine offizielle Wertung. Was CIRITH UNGOL aber mit "I'm Alive" hier vom Stapel lassen, dafür verpasse ich hinter vorgehaltener Hand mal ganz locker die Höchstnote. Man munkelt ja, daß CIRITH UNGOL an einem neuen Album schrauben. Bleibt zu hoffen, daß es nicht nur Gerüchte sind und die Jungs schnellstmöglich damit aus dem Quark kommen. Das die Männers immer noch was zu sagen haben und von der Rockerrente meilenweit entfernt sind, das belegt "I'm Alive" mehr als eindrucksvoll.



- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
CD 1

01 Intro (Toccata In D Minor)
02 I'm Alive
03 Join The Legion
04 Atom Smasher
05 Edge Of A Knife
06 Blood & Iron
07 Black Machine
08 Frost And Fire
09 Finger Of Scorn
10 Chaos Descends
11 Doomed Planet
12 Chaos Rising
13 Fallen Idols
14 Paradise Lost


CD 2

01 Master Of The Pit
02 King Of The Dead
03 Cirith Ungol
04 Intro (Toccata In D Minor)
05 War Eternal
06 Nadsokor
07 Fire
08 Death Of The Sun
Band Website: www.facebook.com/cirithungolofficial
Medium: CD
Spieldauer: 107:35 Minuten
VÖ: 25.10.2019

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten