Betontod - VAMOS!

Review von Stormrider vom 06.09.2018 (6680 mal gelesen)
Betontod - VAMOS! Nicht mal zwei Jahre nach dem größten Erfolg der fast 30-jährigen Bandhistorie beenden BETONTOD ihre "Revolution" (so der Name des auf Platz 3 gecharteten 2017er-Albums) und veröffentlichen mit "Vamos!" bereits den Nachfolger. Natürlich war es zu erwarten, dass man ein dermaßen erfolgreiches Album und die damit verbundenen neugewonnenen Fans nicht mit einem komplett anders klingenden Album vor den Irokesen stoßen möchte. Doch STOP! Wieso Irokese? Denn richtigerweise muss man sagen, dass BETONTOD sich bereits in der Vergangenheit Schritt für Schritt immer weiter vom Punk entfernt haben. Mit "Vamos!" ist man nun endgültig eine reine Deutschrockband, die sich zwar verbal gerne auf ihre Punkwurzeln stützt, aber (fast) nichts mehr damit zu tun hat, außer dem Image.

Musikalisch hatten die Rheinberger schon immer eine greifbare Metalschlagseite, insbesondere in den Riffs und waren damit bisher eine der Bands, die man sich auch als Metalfan gerne mal aufgelegt hat. Ich zumindest. Aber "Vamos!" reiht sich leider nicht in die Riege der Alben ein, die ich mir von BETONTOD weiterhin immer mal wieder auflegen werde. Aber warum eigentlich nicht? Nichts auf "Vamos!" hat ein Überraschungsmoment. Die Texte nicht, die Musik nicht. Gut, dass hatten RUNNING WILD auch seit "Under Jolly Roger" nicht mehr, aber wie man sich als Band, die so gerne weiterhin inhaltlich dem Punk zugehören möchte und eine Revolution starten würde und in den ersten zwei Songs das Wort Faust so groß in die Welt posaunt, so bieder geben kann? Da wird im Titeltrack der deutsche Durchschnittsbürger an den Pranger gestellt. Aber seien wir ehrlich. Genau der hört sich eine Deutschrockscheibe wie diese doch an. Wenn man sieht wie viele FREI.WILD und ONKELZ-Heckscheibenaufkleber auf den Straßen des Landes fahren und welche Massen zumindest die Frankfurter mobilisieren können, dann ist diese Musik genau das. Musik für die Massen. Wenn dann noch mit großem Pathos die ewige Freundschaft besungen wird, die verlorene Liebe oder der klassische Wir haben uns nie verbiegen lassen und sind immer wir selbst geblieben-Text kommt, ja dann ist "Vamos!" nichts anderes als eine weitere Deutschrockscheibe ohne großartigen lyrischen oder gar Revoluzzeranspruch. Dabei würde man doch so gerne mal wieder auf die Straße gehen! Irgendwie, oder … Vielleicht? Trotzdem hängt man sich selbst aber nur bereits tausend Mal gehörte Standardfloskeln auf die Riffs. Da hilft auch das zitieren einer MAIDEN-Melodie in 'Vamos!' nichts. Und ganz ehrlich, es spricht nichts gegen eine gelungene Partyhymne, gerne auch über Bruder Alkohol. Aber 'Nie Mehr Alkohol' ist vom Text so unfassbar schlecht, da rollen sich einem alleine schon die Fußnägel hoch, dazu kommt das Ganze dann in bester MICKY KRAUSE-Manier mit einer unsäglichen Ballermann-Melodie. Willkommen im Paradies der groben Einfältigkeit. Aber der biertrinkende Durchschnitt wird das feiern. Dumm nur, dass man genau diesen ja eigentlich nicht mag.

Ein einziger Song ist dann doch noch sowas wie Punk: 'Stück Für Stück' hat wirklich mal ein wenig mehr Inhalt, ist aber auch der einzige Ausreißer, der sich mal etwas traut. Ich hätte mir gewünscht, dass "Vamos!" mehr ist als ein durchschnittliches Rockalbum mit metallisierten Riffs für den Wohlstands- oder Wochenendpunk. Realistisch gesehen hat das Album aber weder den Witz von DIE ÄRZTE, noch das Pathos der ONKELZ (oder noch schlimmer FREI.WILD) oder den mittlerweile fast schon intellektuellen Touch der HOSEN. Die politische Komponente des Punks fassen BETONTOD 2018 sowieso lieber nur noch mit Samthandschuhen an, man könnte ja die potentiellen Hörer mit klarer Position verschrecken. So bleibt "Vamos!" ein solide eingespieltes und produziertes Album, was auch die sechs Blutstropfen erklärt, denn in dieser Hinsicht ist dem Album absolut nichts vorzuwerfen und welches garantiert wieder seine Top Ten-Position in den Charts holen wird. Revolutionär oder vom Widerstand geprägt ist daran leider gar nichts (mehr).

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Para Toda La Vida
02. Zusammen
03. Vamos!
04. Boxer
05. La Familia
06. Es Ist Vorbei
07. Niemals Untergehen
08. Nie Mehr Alkohol
09. Bengalo
10. Stück Für Stück
11. Diese Zeit
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 35:37 Minuten
VÖ: 31.08.2018

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten