Interview mit Fabian von Necrotted

Ein Interview von Akhanarit vom 29.11.2012 (16386 mal gelesen)
NECROTTED sind mit ihrem Debüt-Album "Anchors Apart" derzeit dabei, ein wenig Staub in der Szene aufzuwirbeln. Bassist Fabian erzählte Bleeding4Metal im Interview etwas zur Entstehungsgeschichte des Albums, der griechischen Mythologie und wie aus Freunden eine Band wurde.

Hallo Fabian und danke, dass du uns die Gelegenheit zu einem kurzen Interview gibst. Wie läuft's bei euch gerade?

Fabian: Hallo! Na das mache ich doch gerne! Bei uns läuft es super derzeit. Momentan sind wir schon dabei, die Shows für das Jahr 2013 zu planen.

Erstmal Glückwunsch zu eurem Debüt-Album "Anchors Apart". Ich habe es sehr genossen!

Fabian: Vielen Dank! Es freut uns sehr, wenn es dir gefällt! :-)

Erzähl uns bitte ein wenig über die Aufnahmen. Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Fabian: Die Aufnahmen für "Anchors Apart" fanden von Oktober 2011 bis Januar 2012 in Würzburg statt. Produzent war Nikita Kamprad, seines Zeichens Kopf der Black Metal-Band DER WEG EINER FREIHEIT und früherer Gitarrist von FUCK YOUR SHADOW VON BEHIND. Wir haben uns sofort super verstanden. Die Recordings haben sehr viel Spaß gemacht und waren äußerst angenehm. Alles ging relativ zügig und wir hatten keine besonderen Probleme.

Thematisch seid ihr von Anfang an bei der griechischen Mythologie hängen geblieben, wie auch schon euer erstes Lebenszeichen in Form der MCD "Kingdom Of Hades" belegt. Was fasziniert euch so an diesem Thema?

Fabian: Die griechische Mythologie finde ich persönlich ziemlich beeindruckend. Sie ist umfangreich und hat auch heute noch eine unglaubliche Strahlkraft. Die vielen Geschichten beinhalten meistens Lebensweisheiten, die trotz tausender Jahre nicht ihre Gültigkeit verloren haben. Das ist auch der Sinn der Sache: Wir verwenden die Erzählungen als Metaphern und interpretieren sie in unseren Songs auf moderne Art neu.

Mythen und Legenden sind ein fruchtbares Feld, wenn es um Inspirationsquellen geht. Ich denke sofort an die Medusa, Zyklopen, Sirenen, Ketos... Die Liste ist lang. mit welchen Protagonisten wird in Zukunft auf jeden Fall auf Folgealben zu rechnen sein?

Fabian: Ich habe vor, die Lyrics inhaltlich beim nächsten Album etwas von der griechischen Mythologie zu entfernen und dafür etwas von den großen griechischen Philosophen wie Platon und Aristoteles zu behandeln. Genauere Pläne gibt es allerdings noch nicht.

Ihr seid eine (altersmäßig) noch recht junge Band. Ein Umstand, der Parallelen mit HACKENEYED aufweist, die sich vor allem am Anfang viel Mist anhören mussten. Ist die Lage bei euch entspannter, oder bekommt ihr auch so viel Gegenwind aus der Szene zu spüren?

Fabian: Das Problem haben und hatten wir noch nie. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass viele Leute gar nicht wissen, dass unser Altersdurchschnitt erst 20 Jahre beträgt. Musik sollte aber unserer Meinung nach immer nach Qualität bewertet werden und so etwas wie das Alter der Musiker sollte dabei keine Rolle spielen.

Phil von HACKENEYED ist bei dem Song "While We Sleep" als Gastmusiker zu hören. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Fabian: Wir kennen die HACKNEYED-Jungs schon seit dem Kindertagen und sind alle sehr gut miteinander befreundet. Mein Bruder Philipp und ich helfen live auch schon eine Zeit lang bei ihnen aus, da Tim, Devin und Phil derzeit nur zu dritt sind. Dass Phil sofort begeistert zugesagt hat, als wir ihn nach einem Feature fragten, versteht sich da fast schon von selbst. ;-)

Ihr fahrt auf "Anchors Apart" ein ordentliches Brett auf. Was sind eure und im Speziellen DEINE musikalischen Einflüsse?

Fabian: Unsere Musik ist hauptsächlich von modernen Deathcore-Bands wie DESPISED ICON oder WHITECHAPEL geprägt, aber auch Death Metal der alten Schule fließt in unsere Songs mit ein. Metalcore, vor allem amerikanischer, ist ebenfalls eine wichtige Inspirationsquelle.

Wie bist du aufgewachsen und wie kamst du dazu, Bass spielen zu lernen? Man sagt doch den Gitarristen und Sängern mehr Erfolgschancen bei der Damenwelt voraus, hahaha.

Fabian: Naja, das war damals so: Tobias und ich hatten im Alter von 15 Jahren - beeinflusst vom Summer Breeze Open Air, das zu dieser Zeit noch bei uns in Abtsgmünd stattfand - die Idee, eine eigene Band zu gründen und gemeinsam Musik zu machen. Zu der Zeit habe ich noch gar kein Instrument beherrscht. Da die restliche Besetzung mit Markus am Schlagzeug, Michi an den Vocals und meinem Bruder an der Gitarre schnell gefunden war, wir aber noch keinen Bassisten hatten, habe ich mir meinen ersten Bass gekauft und begonnen, den Umgang mit dem Tieftöner zu lernen. Auf Erfolgschancen in der Damenwelt war ich auch überhaupt nicht aus. Ich bin schon seit längerer Zeit glücklich vergeben und möchte auch nicht, dass sich das ändert. :-)

Hast du eigentlich einen Favoriten auf eurem Album? Meiner ist 'Charon', der ja auch schon auf der MCD zu hören war. Ich finde den Chorus wirklich catchy. An zweiter Stelle schlägt mein Herz für 'This Blustery Ocean', der auch schon auf dem Legacy-Sampler vertreten war, weshalb ich gleich Bock darauf hatte, euch zu rezensieren.

Fabian: 'This Blustery Ocean' ist definitiv auch einer meiner bzw. unserer Favoriten. Deswegen haben wir den Song auch als inhaltlichen Titelsong für "Anchors Apart" ausgewählt. Einen weiteren Song, der mir persönlich sehr gut gefällt und den ich nur empfehlen kann, ist 'Forsaken Returnee', der letzte Track des Albums. Die Kombination aus harten Breakdowns und eingängigen Melodien ist ja generell das, was unsere Musik auszeichnet und 'Forsaken Returnee' bringt dieses Konzept meiner Meinung nach sehr gut zum Vorschein.

Wo wir gerade dabei sind. Ihr bietet auf eurer Facebook-Seite "Kingdom Of Hades" zum kostenlosen Download an. Wie wichtig ist es für euch, mit der Zeit zu gehen?

Fabian: Für uns als junge Band ist es natürlich besonders wichtig, mit der Zeit zu gehen, weshalb wir soziale Netzwerke wie Facebook oder (zumindest früher) MySpace von Anfang an intensiv nutzen. Da "Kingdom Of Hades" mittlerweile restlos ausverkauft ist, wir den Fans aber auf keinen Fall unsere Musik vorenthalten wollen, haben wir uns dazu entschlossen, die EP als kostenlosen Download zur Verfügung zu stellen.

Siehst du das Internet als Fluch oder als Segen?

Fabian: Ganz klar als Segen! Das Internet eröffnet einer jungen Band viele Möglichkeiten, sich den Leuten effektiv zu präsentieren. Es ist ein Sprungbrett und bietet die Chance, schnell einem größeren Publikum bekannt zu werden.

Erzähle uns doch mal was zur Entstehungsgeschichte eurer Band. Wie habt ihr zueinander gefunden?

Fabian: Wir fünf sind alle schon seit unserer Kindheit miteinander befreundet. Tobias und ich gingen gemeinsam zu Schule, Markus und Michi kenne ich schon seit dem Kindergarten und bei meinem Bruder erübrigt sich, glaube ich, die Frage. ;-) Da wir alle aus demselben Ort kommen und über die musikalischen Fähigkeiten des jeweils anderen Bescheid wussten, war die Besetzung recht schnell gefunden und hat sich bis heute nicht geändert. Von der Idee eine Band zu gründen, waren alle sofort begeistert und nächstes Jahr werden es nun schon 5 Jahre, die wir gemeinsam Musik machen. :-)

Wenn du eure Bandmitglieder mit je einer besonderen Eigenschaft belegen müsstest, wer bekommt welche von dir zugeschrieben?

Fabian: Tobias würde ich als sehr musikalisch, gutmütig und liebenswert bezeichnen. Er ist einfach ein netter Kerl. Michi ist immer gut gelaunt und ein Spaßvogel durch und durch. Markus beschreibe ich mal als Arbeitstier. Er ist ständig darauf bedacht, sein Können am Schlagzeug zu verbessern. Philipp ist ehrgeizig und äußerst selbstkritisch, was das Songwriting und unsere Live-Performance anbelangt. Und mich selbst würde ich als Perfektionisten in organisatorischer Hinsicht bezeichnen. Da bin ich ziemlich penibel. Alles in allem denke ich, dass wir unterschiedlicher nicht sein könnten. Genau das ist aber der Grund, warum wir so gut miteinander harmonieren. Was der eine nicht hat, bringt der andere mit und so fügt sich alles optimal zu einem großen Ganzen zusammen. :-)

Habt ihr schon Gigs in Aussicht, um "Anchors Apart" würdig promoten zu können? Und wohin wird es gehen?

Fabian: Wir haben ja schon im Vorfeld des Album-Release ein paar größere Konzerte gespielt. Unter anderem im Vorprogramm von Bands wie HEAVEN SHALL BURN oder THE SORROW. Unsere CD-Release Party war dann das Highlight schlechthin. Und vor kurzem sind wir erst als Support-Act von OBITUARY aufgetreten. Momentan sind wir, wie schon erwähnt, dabei, die Shows für 2013 zu planen und hoffen, einen Platz im Line-Up des ein oder anderen Festivals zu bekommen.

Was sollte man vor einem Gig deiner Meinung nach auf keinen Fall machen oder zu sich nehmen? Wir sind ja hier unter uns, hahaha.

Fabian: Alkohol ist vor unseren Shows tabu bzw. in Maßen zu genießen, um eine professionelle Performance hinzulegen. Andere Drogen spielen bei uns sowieso keine Rolle. Nach dem Gig sind wir dem ein oder anderen alkoholischen Getränk dann aber natürlich nicht abgeneigt… ;-)

Habt ihr schon Pläne für weitere Alben? Worauf können sich unsere Leser gefasst machen?

Fabian: Wir befinden uns momentan schon wieder im Songwriting-Prozess und arbeiten auf ein zweites Album hin. Erwarten darf man natürlich wieder altbewährten Death Metal in Kombination mit modernen Core-Elementen und Melodien, die unter die Haut gehen. Details werden aber noch nicht verraten. :-D

Mit welchen Bands würdest du gerne mal auf eine lange ausgedehnte Tour gehen?

Fabian: Ach, da gäbe es so einige. Spontan fallen mir aber die Jungs von HEAVEN SHALL BURN ein, die allesamt super nett und sympathisch sind. Mit denen würde es sich auf Tour mit Sicherheit gut leben lassen. :-)

Wie viele Gigs habt ihr ungefähr schon abgerissen und welche sind dir besonders in Erinnerung geblieben und warum?

Fabian: Insgesamt haben wir schon weit über 50 Shows gespielt, durchschnittlich also vielleicht zwei Stück im Monat. Natürlich ist es aber so, dass wir manchmal mehrere Gigs hintereinander haben und manchmal wochenlang nicht auftreten. Da wir alle nebenher arbeiten oder studieren bzw. früher noch zur Schule gingen, ist es teilweise gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu kriegen. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir natürlich vor allem die großen Shows im Vorprogramm von bekannteren Bands, aber auch Auftritte wie unsere CD-Release-Party oder unser allererster Gig. Das sind einfach Erinnerungen, die man nie vergisst.

Fabian, ich danke dir für das Gespräch und wünsche NECROTTED alles Gute für die Zukunft, eine stetig wachsende Fanbase und nie endende Inspiration. Die letzten Worte gehören dir!

Fabian: Ich bedanke mich ebenfalls für das Interview und die Zukunftswünsche! Bleibt nur noch zu sagen: Bleeding4Metal rockt! :-)

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Mensch, daran erkennt man die jungen Leute von heute! Sie finden das Internet als Musiker toll (kein Wunder, sind ja damit groß geworden - wir haben noch Tapes getauscht), und sie arbeiten souverän mit Smileys!
8/10   (29.11.2012 von Opa Steve)

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