Cuerock - Tales Of Future Passed

Review von Warlord vom 07.08.2012 (8360 mal gelesen)
Cuerock - Tales Of Future Passed Schwungvoll und unbekümmert, sozusagen 'Underneath Sparkling Stars', geht es los, das neue Album "Tales Of Future Passed" der Gruppe CUEROCK. Der Gitarrist rifft mächtig los, die Keyboards stehen jedoch mit feurig zirpenden Soli nicht hintenan. Leider ist der Gesang manchmal ein bisschen kraftlos oder schräg, aber es hält sich noch im Rahmen und der Refrain ist schon mehr als ordentlich. 'Dream In Neverland' klingt etwas zu sehr nach DREAM THEATER, macht aber mit seinem 6/8-Geschunkel plus schönem Instrumentalteil trotzdem mächtig Laune. "Eine musikalische Remineszenz an (den 2004 verstorbenen Bassisten und Gründungsmitglied) Axel" lese ich da auf der hübschen Webseite der deutschen Band aus Werne an der Lippe, Kreis Unna, Nordrhein Westfalen. Richtig gelesen: Im Pott wurde schon vor über 25 Jahren ordentlich gerockt. So lange gibt es die ursprünglich lediglich auf den Namen CUE hörende Combo nämlich schon.

Das dritte Stück ist ein Instrumental und bis dahin haben CUEROCK alles richtig gemacht. 'More Sex'(!) legt die Latte (!!) allerdings richtig hoch für das, was noch kommen soll, muskulöser Prog-Metal von Feinsten wird da geboten, unterbrochen von geschmackvollen Bass-Einlagen. Dann der DREAM THEATER-Fehler: eine mittelmässige Ballade einschieben, die so wie 'Kaleidoscope Part 1' klingen könnte. Vorhersehbar und oft recht schmalzig, dazu noch im immer gleichen Schlager-Balladen-Takt. Fast nicht anhörbar. Das Gitarren-Solo könnte aus SPINAL TAP stammen und zieht alle Rock-Klischees, die es seit 1970 gegeben hat. So käsig, dass es fast schon Kult ist. 8 Minuten und 49 Sekunden zieht sich dieses "Epos", bis die Gitarre endlich sterben darf und den letzten Hauch tut.

Kurz das Gesicht mit Wasser gekühlt und 'A Farewell To The Falcons' gibt wieder mehr Grund zum (jetzt freiwilligen) Schmunzeln. Unbekümmert wird in diesem zweiten Instrumental ein technisches Fusion-Feuerwerk abgezogen, das nun aber das Niveau der besten DREAM THEATER-Sachen hat. Dazu kommt eine Spielfreude und Groove, wie sie den Altmeistern streckenweise abhanden gekommen ist. Sogar der Bass darf hier manchmal prächtig glänzen. Die Hammond brummt und die Synthesizer schweben, bevor die Gitarre zu einem epischen Solo ansetzt und die Synthies quirlig-dudelig hinterherziehen. Aus wenig entsteht hier viel. Die immer gleiche Melodie wird fantastisch immer neu arrangiert und alles endet mit einer ganz kurzen und cleveren Vokal-Einlage. Kein Technik-Overkill findet hier statt, sondern eine organisch schwingende Band musiziert mal mehr mal weniger komplex, aber immer spannend. 'For Sabine' ist gleich noch ein (Walzer-)Instrumental mit entspannter Blues-Gitarre, dann marschiert die Nummer groovend durch ein superbes Gitarrensolo. Sabines Blues-Gitarre kommt rechtzeitig zurück, bevor ein verrücktes Piano-Solo einen epischen Instrumental-Teil einleitet. Eine tolle Vorstellung von Gitarrist Achim Harhoff. Vielleicht am Ende mit über 9 Minuten etwas zu langgezogen, aber ein großes Epos braucht wohl auch einen großen Schluss.

Erschreckenderweise ist Sänger Larry Lee bei 'You Are The Sun' wieder gleich zum Anfang vertreten, mit grauenhaftem Text und Artikulation. Wieder ein Totalausfall, der sich gewaschen hat. Konsequent wird das niedrige Niveau bis auf ein kurzes Gitarren-Solo beibehalten und nach siebeneinhalb Minuten gnädig ausgeblendet. Teil 2 von 'Kaleidoscope' bietet zum Schluß noch weitere gut acht Minuten ordentliches DREAM THEATER-Surrogat (sorry, sogar der Gesang versucht James LaBrie zu sein). Viel besser als der erste Teil und bitte niemals gemeinsam live aufführen!

Fazit: Die Instrumentals sind stark. Die drei DREAM THEATER-inspirierten Songs sind (insbesondere der Opener) gut. Die zwei Schwachpunkte sind schauderhaft. Die instrumentale Seite ist erstklassig und kann sich wirklich sehen lassen, dazu verbreiten insbesondere die Instrumentals enormen Groove und Spielfreude. Sänger Lee ist nicht so mein Fall, das dürfte aber Geschmacksfrage sein. Insgesamt eine schöne Platte, der man wegen der überlangen Spielzeit die zwei Durchhänger gerne verzeiht. Für DREAM THEATER- (Ära "Images And Words") oder auch SYMPHONY X (Ära bis zum Live-Album) -Fans Pflicht, das soll CUEROCK aber nicht als Klon brandmarken. Für mehr Eigenständigkeit wäre aber entweder ein anderer Sänger oder vielleicht sogar gar keiner notwendig. Einstweilen gibt's fette 8 Blutstropfen mit Aufwärtstrend und den Tipp, sich die älteren Herren doch einmal live anzusehen. Könnte sich lohnen.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Underneath Sparkling Stars 6:50
02. Dream On In Neverland 7:12
03. More Sex 8:15
04. Kaleidoscope Part I 8:48
05. A Farewell To The Falcon 8:05
06. For Sabine 9:28
07. You Are The Sun 7:33
08. Kaleidoscope Part II (Days Of Future Passed) 7:51
Band Website: www.cuerock.com
Medium: CD
Spieldauer: 64:08 Minuten
VÖ: 03.08.2012

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Irritierende Aussagen? Schwachfug-Vocals? Übereinstimmung: seit langem nix Besseres aus Deutschland! Wäre noch besser und sicher 9 Punkte wert, wenn halt der Gesang etwas und ein paar eben nicht so geglückte Songs doch etwas (und nicht nur eigentlich) stören würden. Geschmäcker kann man diskutieren, meinen Prog-(Vocals)-Sachverstand jedoch nicht. Amen.
(12.08.2012 von Warlord)

Den Review in allen Ehren, eigentlich ja trotz einiger irritierender Aussagen sehr positiv. Find die Band auch ziemlich cool, seit langem nix Besseres aus Deutschland gehört, was das Genre betrifft. Vielleicht dann aber doch mehr bei Grindcore und Deathmetal-Rezis bleiben, Warlord, dann dort ist die Gefahr, über die Vocals, sorry, ziemlichen Schwachfug zu schreiben,wie hier bei Cuerock, wesentlich geringer.
9/10   (07.08.2012 von Proggomat 3000)

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