Pessimist - Holdout

Review von Damage Case vom 27.06.2020 (7813 mal gelesen)
Pessimist  - Holdout Ein Pessimist ist das Gegenteil eines Optimisten. Pessimisten haben eine negative Lebenshaltung und zeichnen sich durch Hoffnungslosigkeit aus. Was hat das mit den PESSIMISTen aus Weil am Rhein zu tun? Und hat man von ihnen demnach nichts Gutes zu erwarten? Ihr Old-School-Thrash-Metal ist jedenfalls nicht von schlechten Eltern und ihr Bandname bezieht sich wohl eher auf ihre nicht besonders erfreulichen Texte, die häufig von Krieg, Zerstörung und Tod handeln.

2020 veröffentlichen die Jungs um Sänger und Urmitglied Michael "TZ" Schweitzer ihr drittes Album. Ihr Debüt "Call To War" wusste 2010 mit frischer Power durchaus zu gefallen, der Nachfolger "Death From Above" ging 2013 etwas unter. Mit "Holdout" erfolgt nun ein spürbarer Schritt weg von blassem KREATOR-/Bay Area-Worshipping zu eigenständigem Thrash mit melodischer Note. Wobei die Frage gestattet sein muss, ob eine offensichtliche Hobby-Band diesen Anspruch auf Eigenständigkeit überhaupt besitzt? Oder soll stilistisch mit selbstverfassten Songs einfach ein wenig den eigenen Favoriten gehuldigt werden? Denn wer parallel zum Berufs- und Privatleben eine Band betreibt, mit der keinerlei kommerziellen Ambitionen verbunden werden, darf auch gerne mit seinem musikalischen Schaffen mehr Fan als Vorreiter sein. Und um eines im gleichen Atemzug klar zu stellen: "Holdout" ist dermaßen professionell eingespielt, produziert und optisch ausgestattet wie kein vergleichbarer Release aus den seligen 1990ern zu Zeiten der großen Eigenvertriebswelle. In schöner Bandtradition eröffnet ein Song mit deutschem Titel das Album, diesmal heißt jener 'Landsknecht'. Die Standortbestimmung ist direkt klar, denn hier regiert das Riff, gepaart mit Mille-Geschrei. Die neun zumeist überlangen Tracks wissen durch Thrash-Keule in Abwechslung mit melodischen Teilen zu gefallen. So manches Mal kommen PESSIMIST zwar nicht auf den Punkt, so überstrapaziert man die Aufmerksamkeitsspanne des geneigten Thrashers mit den überlangen 'The King Of Slaughter' und '7:28' zuweilen etwas. Wenn man dann aber in der vierten Minute von 'Death Awaits' einen schweinegeilen Groove-Zwischenteil mit Gangshouts entdeckt, entschädigt das für einige Längen.

Fazit: Ohne PESSIMIST Honig um den Bart zu schmieren, kann man sagen, dass gerade durch die gesanglichen Ähnlichkeiten von TZ und Mille auffällt, welche geilen melodischen Thrash-Elemente KREATOR fehlen. Ein größeres Kompliment kann man den Südbadenern wahrscheinlich nicht machen.

Drei Anspieltipps: Der Opener 'Landsknecht' zündet direkt beim ersten Hördurchgang und gefällt nicht zuletzt durch die geilen Leads im Mittelteil. 'Kill & Become' wäre auf den beiden "Exhibit"-Alben von EXODUS oder auch den KREATOR-Scheiben Mitte der 1990er kein Schwachpunkt gewesen. Der variable und melodische Titelsong fesselt mit Songwriting und Darbietung auf HEATHEN-Niveau. Respekt!

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Landsknecht
02. Roaring Thunder
03. Kill & Become
04. Death Awaits
05. Holdout
06. Mountain Of Death
07. The King Of Slaughter
08. Agony
09. 7:28
Band Website: www.pessimist-band.de/
Medium: CD
Spieldauer: 54:30 Minuten
VÖ: 26.06.2020

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