Neurosis - A Sun That Never Sets

Review von Opa Steve vom 00.00.0000 (7520 mal gelesen)
Neurosis - A Sun That Never Sets Um sich mit Neurosis anzufreunden, bedarf es entweder einer suizidgefährdeten Lebenseinstellung, oder eben viel Zeit. Da ich mir ersteres nicht zurechne, habe ich fast 9 Monate mit einer Promo des vorletzten Outputs verbracht, bevor ich nach der Entdeckung des gewaltigen emotionalen Potentials zum ziemlichen Neurosis-Fan mutierte und mir nach und nach das gesamte Programm dieser Kapelle zulegte.

Natürlich durfte auch die neue Scheibe "A sun that never sets" ihren Weg in mein heiliges Regal finden.

Neurosis sind stiller geworden. Stiller ... und fieser. Ich vermisse ein wenig die brachialen Ausbrüche von alles vernichtender Langsamkeit. Die Produktion wirkt etwas glatter - nicht mehr so, als würde in morbider Lust durch pure Gewalt das gesamte Studio in einer gigantischen Müllpresse zerquetscht werden. Wer einmal Neurosis live gesehen hat, weiss, was Schmerz ist. Hier auf diesem neuen Output wurde aber erstmals an Schlagzeugverzerrung gespart, und auch die Speakercabinets klingen nicht so, als würde das Pressholz beim Aufnehmen bald bersten. Schade eigentlich, denn diese pure Kraft unterstrich den verzweifelten Weltschmerz, den die Mannen um Steve von Till zelebrieren, perfekt.

Auf diesem Album werden die leisen Töne gezielt eingesetzt und schaffen eine gespenstische Spannung, wie ein schwacher Puls, der kurz davor ist, auszusetzen. So lullt der erste Song "The tide" den Zuhörer eine ganze Weile ein, bevor die Lava-Akkorde mit unglaublich depressiven Melodien herausbrechen.

Das lange "Falling unknown" bedient sich noch weiterer Stilmittel. Black Sabbath Riffs treffen auf spacige Mittelparts mit nostalgischen Analogsynths (a la Jean Michel Jarre). Mit unglaublicher Geduld wird aus der Beinahe-Stille ein quälend langsames Crescendo aufgebaut. Hypnotisch bohrt sich das langsame Riff in die Hörgänge, bevor der Gesang noch einen draufsetzt. Der gleichen Mittel bedient sich später noch "Crawl back in".

Unter'm Strich bin ich aber noch nicht ganz so fasziniert von dieser CD wie von manchen älteren Werken, z.B. die ausnahmslos geniale "Enemy Of The Sun" oder "Times Of Grace". Die vielen instrumentalen Intermezzi, die es schon immer auf den wesentlich längeren Longplayern gab, kommen hier schon fast als Lückenfüller rüber (Ausnahme: "Resound"), so daß man sich fragen muß, ob Neurosis ihren Zenith überschritten haben?

Für Fans ist diese Scheibe durchaus noch ein Muß. Vielleicht ist sie durch ihre gemäßigtere Art sogar für Neueinsteiger eine Möglichkeit, schrittweise in der musikalischen Welt Neurosis' Fuß zu fassen. Wer aber die absoluten emotionalen Tiefen und die Brachialität des Schmerzes ausloten möchte, ist mit den älteren Werken besser bedient. Durch Steve Albinis Produktion zieht sich natürlich ein roter Faden bis heute durch die Neurosis-Welt. The Tide, Falling Unknown, Crawl Back In oder auch Stones From The Sky sind fantastische Songs, aber sie kommen nicht mehr von so tief unten, wie man es sich erhofft hätte.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer:
VÖ: 00.00.0000

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