Myrkur - Mareridt | |
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Review von Opa Steve vom 17.09.2017 (6761 mal gelesen) | |
Amalie Bruun hat aus ihrer Vorliebe für Black Metal nie ein Geheimnis gemacht. Selbst bei ihrer früheren Indie-Rock-Band EX COPS sprach sie offen über ihre musikalischen Vorlieben. Dass die Szene skeptisch war und sie als Fremdkörper betrachtete, ist daher eigentlich völlig unverständlich (zumal Nergal auch Country spielen darf). Ihr Debüt-Longplayer "M" war der erste Schritt in ihre musikalische Leidenschaft und stieß durch den oft engelsgleichen Gesang viele Genre-Fans vor den Kopf, während die hässlichen Black Metal Blasts noch ein Stück weit konstruiert wirkten. Was bei "Trve Underground Einmannkapellen" als puristische Essenz verkauft wird, wurde bei MYRKUR nicht akzeptiert. Dabei bot gerade das Faible für die Mischung von düsterer Musik und überbordenden Harmonien extrem viel Potenzial, was sich auch in vielen positiven Kritiken niederschlug. Amalie AKA "Myrkur" hat sich davon glücklicherweise nicht beirren lassen. Nach "M" folgte ein reines unplugged Album mit einem norwegischen Mädchenchor, welches die Stücke von "M" in einer völlig neu arrangierten Form und weitab aller Black Metal-Trademarks darbot. Nun liegt mit "Mareridt" der zweite Longplayer mit neuem Material vor. Und mit Freude muss ich feststellen, dass sie gar nicht erst versucht, sich der Black Metal-Szene weiter anzubiedern. Im Gegenteil: Die gekrächzten Aggro-Titel sind noch weniger geworden. Stattdessen hat sie den atmosphärischen Teil weiter aufgebaut und damit klar auf ihre Stärken gesetzt. Zwar bläst schon der zweite Song "Måneblôt" gewaltig los und bietet eine früh-EMPERORische Epik, aber nach kurzem Gekeife packt sie so wunderbar ätherische Vocals auf das Geschredder und setzt im Refrain einen so stolzen Ton in ihre Stimme, als ob sie die ganzen Zweifel an ihrer musikalischen Integrität einfach wegtrotzen wollte. Überhaupt kommt ihr ihre vielseitige musikalische Erfahrung zugute, und davon macht sie während des Albums auch ausgiebig Gebrauch. Zum musikalischen Schlachtengemälde 'Elleskudt' mit seinen paganischen Melodielinien treibt sie ihre Stimme in die höchsten Soprantöne und haucht genauso nahezu Spoken Words aus. Im folkig-akustischen 'De Tre Piker', welches wunderbar als Soundtrack nordischer Historienfilme geeignet wäre, stellt sie ihre tonale Klarheit leise und eindrucksvoll unter Beweis; überhaupt sind Folk-Einflüsse auf diesem Album ein Novum, denn es kommen auch einige historische Instrumente zum Einsatz (vor allem im akustischen 'Kaetteren'). An 'Crown' würden sich vielleicht auch wieder Menschen stören, die zu viel ihrer Indie-Rock-Vergangenheit darin wiederfinden - musikalisch offene Menschen hingegen können sich an ihrem tollen Gespür für herausragende Melodien ergötzen. Nichts davon klingt irgendwie poppig oder fröhlich, aber dafür wunderbar ästhetisch. Wer es musikalisch hässlicher mag, greift zum fiesen 'The Serpent' oder dem drückenden 'Funeral', welche abgesehen vom Gesang einen CELTIC FROSTschen Nihilismus ausdrücken. Was MYRKUR auf "Mareridt" geschaffen hat, ebnet den Weg in einen völlig eigenen Stil und perfektioniert die Richtung, die schon auf "M" eingeschlagen wurde: Mut zu Harmonie, gepaart mit düsteren und durchaus brutalen, aber auch mal filigranen Songs. Und vor allem ist die Figur "Myrkur" aka Amalie Bruun nicht nur eine treffsichere Songwriterin, die die Stücke nahezu im Alleingang arrangiert, sondern auch eine fantastische und vielseitige Sängerin. Und davon profitiert das Material in doppeltem Sinne, denn die Stücke sind ihrem Gesang auf den Leib geschneidert. Diese Scheibe ist ein ganz großer Wurf und belohnt den Hörer mit einer sehr gelungenen Mischung aus musikalischer Inspiration, wunderbaren Melodien und trotzdem einer vielfach düsteren und eindrucksvollen Stimmung. Man kann nur hoffen, dass sie weiterhin sämtliche Genregrenzen missachtet und weiter ihrer musikalischen Vision folgt. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Mareridt 02. Måneblôt 03. The Serpent 04. Crown 05. Elleskudt 06. De Tre Piker 07. Funeral 08. Ulvinde 09. Gladiatrix 10. Kaetteren 11. Bornehjem | Band Website: www.myrkurmusic.com/ Medium: CD Spieldauer: 38:18 Minuten VÖ: 15.09.2017 |
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