Hansen & Friends - Thank You Wacken | |
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Review von Opa Steve vom 06.07.2017 (4800 mal gelesen) | |
Kai Hansen scheint ja irgendwie eine Art Lebensbilanz zu ziehen. Andere fangen dann an, ihre Memoiren zu schreiben, wieder andere kriegen die Midlife-Crisis, und der gute Kai haut einfach mal ein Album raus, welches irgendwie seine 30 Jahre im Metal widerspiegeln soll. Und macht auf diesem Wacken-Gig schon mit den ersten Ansagen klar, dass es eben keine Memoiren sind, sondern dass er einfach nach wie vor Bock auf den "geilen Scheiß" hat, den er nun fast sein halbes Leben gemacht hat. Das Live-Album drückt diesen Spaß auch auf eine sehr sympathische Weise aus. Schon beim Sound denkt man in den ersten Sekunden willkürlich: Jo, so muss Metal! Der Sound ist mächtig, dabei dennoch ungehobelt, und er drückt mit seinem ganzen Schmutz und seinem Druck ziemlich gut das Feeling aus, das man mit einem Livegig verbindet. Zu keiner Sekunde hat man das Gefühl, dass hier abgesehen vom Mix noch irgendwas nachverschönert wurde. Kleine Schnitzer und Schwächen, die es auch bei perfekten Bands gibt, werden hier so belassen, wie sie sind, was die Authentizität nochmal deutlich unterstreicht. Ich liebe ja so was, wenn eine Livescheibe tatsächlich wie eine Livescheibe klingt. Nicht wie ein mieser Bootleg, nicht wie eine Studioaufnahme mit Jubel zwischen den Songs. Das Ding hier ist einfach gelungen - bis hin zur überdominanten Bassdrum, die für Livekonzerte wohl irgendwie auch eine Art kuriose Zeiterscheinung ist. Das Feuer aus den dutzend Songs bewegt sich mutig zwischen der Neuzeit (nämlich Kais Solo-Album) und frühen HELLOWEEN-Klassikern. GAMMA RAY hat er interessanterweise dabei außen vor gelassen. Am Anfang kommen die Titel in schöner Abwechslung. Schon der zweite Kracher, 'Ride The Sky', hält einem vor Augen, wie viel unsterbliche Werke Kai Hansen seit den 80ern fabriziert hat. Dieser Song hat mich vor 30 Jahren schon voller Ehrfurcht vor der heimischen Anlage erstarren lassen und ist immer noch eine der geilsten Speed Metal-Hymnen unter dieser Sonne. Interessant ist, wie Kai die hohen Passagen heute rauskrächzt, aber immerhin traut er sich an die Töne noch ran. Ebenso unsterblich ist das noch ältere 'Victim Of Fate'. Die neuen Stücke hingegen haben ein bisschen mehr von GAMMA RAY und konzentrieren sich auf gelungene Heavy Metal-Stampfer mit wahnsinnig guten Hooklines wie 'Fire And Ice' oder 'Burning Bridges'. Stellenweise greift ihm auf der Bühne Clémentine Delauney (VISIONS OF ATLANTIS) unter die Arme und steuert vorzüglich saubere weibliche Vocals bei. In der zweiten Hälfte übernimmt Michael Kiske himself manche Titel ab der "Keeper ..."-Ära. Interessanterweise überlässt er dabei die erste Zeile immer dem Publikum, bevor er selbst hinzukommt und sich erst richtig warmsingen muss. Dies gelingt ihm bei 'I Want Out' noch recht gut und nach paar Zeilen hat man Kiske in gewohnter Qualität. Bei 'Future World' hingegen zieht's ihn ziemlich runter, die Töne sitzen nicht besonders gut. Überhaupt erkennt man an diesem Chart-Titel, dass er unter unperfekten Bedingungen schnell seinen Reiz einbüßt und weniger Substanz hat, als es anfangs scheint. Sympathisch hingegen ist, dass die Hansen-Truppe und auch Kiske die Eier haben, dieses Live-Dokument tatsächlich ungeschönt mit draufzupacken. Wie gesagt: Ich stehe bei Live-Aufnahmen auf Authentizität. Ungewöhnlich geht die Scheibe zu Ende, denn mit dem poppigen Seicht-Song 'All Or Nothing' ist nach 'Future World' eine kleine Talsohle zu durchschreiben, bevor es mit dem eher unbekannten "Keeper-2"-Titel 'Save Us' zu Ende geht. Letzterer hat mir nochmal gezeigt, dass ich diesen wirklich seit Ewigkeiten nicht mehr auf dem Radar hatte. Aber er ist überraschend stark und man müsste sich diesen wieder öfter ins Gedächtnis rufen. Warum aber eine Livescheibe mit einem Fade-Out enden muss, dass muss mir der Produzent wirklich mal erklären. Klar, die CD hat mit fast 77 Minuten Überlänge. Aber entweder steigen moderne Geräte sowieso bei 74 Minuten aus, oder sie packen auch 80. Eher hätte ich paar Ansagen oder das Fanfaren-Intro von 'Ride The Sky' weggelassen, als den letzten Song auszufaden. Tolles Werk mit Ecken und Kanten, starkem Live-Feeling und guten alten wie neuen Songs. Moin moin, Kai - dass du dich selbst mal feierst, das hast du dir verdient! Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Born Free 02. Ride The Sky 03. Contract Song 04. Victim Of Fate 05. Enemies Of Fun 06. Fire And Ice 07. Burning Bridges 08. Follow The Sun 09. I Want Out 10. Future World 11. All Or Nothing 12. Save Us | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 76:51 Minuten VÖ: 23.06.2017 |
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