Interview mit Paul von Shadows Fall

Ein Interview von Lestat vom 08.01.2008 (8355 mal gelesen)
Vor ihrem Konzert in WIesbaden ließ mich Paul wissen, wie die Tour bisher verlief und was so der Stand der Dinge ist bei SHADOWS FALL.

Ich habe gehört, dass ihr gestern einen Tag Off hattet?

Paul: Ja, hatten wir. Es war ein eher ruhiger Tag. Wir waren im Bus und haben geschlafen und Computerspiele gezockt. Das ist wahrscheinlich ein wenig verrückt.

Habt ihr mit den Jungs von DRAGONFORCE gezockt? Es wird ja gesagt, dass sie gerne eine Runde spielen...

Paul: Nein, wir haben mehr mit einem der Jungs vom Merch gespielt. Wir haben auch schon gehört, dass DRAGONFORCE gerne mal ne Runde spielen. Aber bisher haben wir nur mit Ihnen geredet, und noch keine Videospiele gespielt.

Abseits des Zockens - wie war die Tour bisher? Es gab ja viele Ausverkaufte Gigs...

Paul: Ja, das stimmt. Die Zuschauer waren auch überwältigend, es kamen eine Menge Leute. Das war wohl die beste Tour, auf der wir bisher waren. Also für SHADOWS FALL war es bisher eine großartige Tour. Wir hoffen auch, dass wir uns hier eine Fanbasis schaffen können, um auch mal öfter herkommen zu können und mehr Zeit für die Shows zu bekommen. Weil die Shows machen hier einfach viel Spaß.

Gibt es denn große Unterschiede zu den Shows in den USA?

Paul: Da gibt es schon Unterschiede. Hier sind die Fans einfach ein wenig enthusiastischer. Eine Band ist halt für ein paar Wochen oder Monate cool, und dann kommt die nächste Band, und die nächste Band...Hier schaut die Fanbase einfach mehr an.

Könnte einer der Unterschiede auch einfach sein, dass, wie ich gehört habe, in den USA die Konzerte oft bestuhlt sind?

Paul: Ja, bei bestimmten Konzerten ja. Zum Beispiel spielst du beim Ozzfest auf der Hauptbühne vor sitzenden Fans. Das ist dann schon was anderes. Gerade die ersten Male, wenn sie einfach da sitzen, denkst du, die mögen dich nicht. Aber das ist nur bei den größeren Clubs. Bei den kleineren ist das wie hier, da ist dann höchstens vielleicht die Gallerie bestuhlt.

Ihr habt vor einem halben Jahr eure CD "Threads Of Life" herausgebracht. Seid ihr zu zufrieden mit dem Endprodukt?

Paul: Ich war sehr zufrieden mit dem, was wir zustande gebracht haben. Natürlich ist es einfach so. wenn man ein Künstler ist, wenn man kreativ wird, will man immer das Gefühl haben, dass das, was man gemacht hat, das beste ist. Ich bin sehr zufrieden, wenn das, was am Ende rauskommt, für das steht, was wir beim finalen Mastering auch wollten. Ich kann mich an einen Punkt erinnern, als wir mit der Arbeit nicht zufrieden waren. Da hat uns dann unser Produzent geholfen, der dann mit anderen Ansätzen heran gegangen ist. Das war schon großartig. Genauso, dass wir so weit weg von zu Hause aufgenommen haben, wo nur wir fünf und unser Produzent waren. Sonst hattest du irgendwann die Drums, dann bist du ein paar Tage nicht im Studio, nimmst dann die Gitarren auf und so weiter. Und dieses mal waren wir den ganzen Tag im Studio. Das ist einfach eine ganz andere Erfahrung.

Der Songwritingprozess hat ziemlich lange gedauert - wie ich gehört habe, hattet ihr Januar 2006 damit angefangen.

Paul: Ja, da hat das Songs schreiben angefangen. Aber wir waren da auch noch auf Tour, hatten ein paar Shows. Das ist etwas, was wir bisher nicht getan hatten. Dass wir touren und dann erst wieder zurück kommen und die CD schreiben. Es war so eine Art Kreislauf: wir hatten ein paar Shows, haben wenig weiter geschrieben, hatten wieder ein paar Shows.

habt ihr auch ein paar der neuen Songs dann live dargeboten?

Paul: Nein, ich glaube nicht. Wir haben sie bei den Soundchecks angespielt. Aber wir haben das andere Zeugs gespielt, und nichts vom neuen Material. Also wenn wir neuen Stoff gespielt haben sollten, kann ich mich nicht daran erinnern. Wir hatten auch nicht wirklich viele Songs vollendet zu dem Zeitpunkt. Wir hatten halt die Soundchecks als eine Art Probe, zumindest wenn die Zeit reichte. Und als wir zurück waren, kam dann der Produzent und hat die Songs verbessert. Und am Ende standen fünf Tage, an denen wir die Lieder vollendet haben. Dann ging es ins Studio.

Seid ihr auch mit den Reaktionen auf die Platte zufrieden? Speziell in Deutschland gab es einige Reviews, in denen die Redakteure etwas darüber enttäuscht waren, dass ihr zurück zu den Thras-Roots gekehrt seid. Was denkst du darüber?

Paul: Die sollen denken, was sie wollen. Jeder interpretiert die Dinge etwas anders. Das ist wohl eine der Sachen in der Musik, dass jeder alles kommentieren muss. Zu einem gewissen Grad kann man halt einfach alles auf einen Anfang zurückführen. Und von diesem Tag an verzweigte es sich immer weiter. Und manches ist auch einfach der Versuch, ein wenig anders zu klingen, als man es am Anfang tat, zum Beispiel in Bezug auf die Ampsounds, oder dem Versuch ein bisschen zu sampeln. Das Songwriting ist einfach ein Prozess bei jedem Album. Ich denke, dass jetzt ist die moderne Interpretation von Thrash Metal. Wenn etwas jeder gut finden würde, würde auch etwas schief laufen.

OK, aber nichts desto trotz wurde der Sound ein wenig weicher. Es gibt z.B. mehr clean vocals auf dem Album...

Paul: Ja, wenig mehr vielleicht. Aber das ist etwas, was wir schon immer dabei hatten. Es kommt einfach auf den Song an. Wenn sie hinein passen, dann machen wir das auch. Wir gehen nicht vorher her und sagen "OK, hier kommt jetzt mehr cleaner Gesang dazu". Bei 'Redemption' hatten wir eine ein wenig andere Herangehensweise, haben einige Ideen ausgearbeitet. Wir haben den Song gewiss 5-6 mal überarbeitet. Wir haben einfach verschiedene Wege ausprobiert.

Ihr habt also einfach ein paar neue Sachen ausprobiert...

Paul: Wie haben halt einfach das geschrieben, was wir zu der Zeit gefühlt haben. Man darf aber halt auch nicht vergessen, wo man herkommt. Und gleichzeitig kann aber auch mal einen anderen Weg einschlagen, wir sind Künstler. Es geht auch darum, den Horizont zu erweitern. Und es macht auch Spaß, ein wenig zu probieren. Und man weiß nicht, was als nächstes kommt.

Und letzten Endes macht ihr auch hauptsächlich Musik für euch selbst, oder?

Paul: Das ist, was wir denken. Ich meine, wenn man versucht, die Musik zu machen, von der man denkt, dass sie gehört werden will, merken das die Leute. Es ist vielleicht eine härtere Herangehensweise, aber wenn ich Lieder spiele, dann welche, die ich mag. Wir schreiben keine Lieder nach dem Motte "Wenn wir das so machen, verkaufen sich die Platten in Deutschland gut". Sondern wir sind da mehr egoistisch wenn es ums Songwriting geht.

Gibt es schon Pläne, wie die nächste CD aussehen könnte?

Paul: Das werden wir sehen, wenn wir mit dem Schreiben angefangen haben. Da kann ich noch rein gar nichts sagen. Wir haben noch nichts geschrieben, noch keine Note. Es wird einfach darauf ankommen, wie es uns gerade geht und was wir machen. Wenn es dir gerade gut geht, wird es eher positiv, und wenn man gerade harte Zeiten durchlebt, kommt eben etwas Negatives mit rein. Es ist schwer zu sagen, wie die nächste CD sein wird.

Ich nehme mal an, dass ihr euch nach der Tour ein Time-out gönnt, oder?

Paul: Ja, nach dieser Tour werden wir uns ungefähr zwei Monate gönnen. Wir werden ein wenig Heimaturlaub machen, alte Freunde sehen, nach Hause zurück kehren. Wir werden einfach herum hängen und uns ein wenig entspannen. Vielleicht gibt es ein wenig Songwriting auf einer sehr frühen Ebene. Einfach ein wenig Sammeln von Ideen. Im Februar kommt noch eine Tour in Australien und Japan. Und dann mal schauen, was passiert. Vielleicht gibt es ein gutes Angebot, hierher zurückzukommen. Aber darüber kann ich noch nichts sagen.

um zum aktuellen Album zurück zu kommen: Das Lied 'Another Lost Hero' dreht sich um den Tod von Brians Cousin im Irak.

Paul: Ja, Brian hat das Lied darüber geschrieben. Aber ich denke, dass man das auch universeller sehen kann, also es geht allgemein darum, wenn man jemanden durch etwas wie Krieg verliert. Es geht nicht unbedingt um diese eine konkrete Person.

Also war das nur so eine Art Funken, der ihn inspiriert hat...

Paul: Ja, das ist die Art, wie Brian seine Texte schreibt. Er nimmt etwas konkretes aus seinem Leben als Anlass und schreibt dann einen Text, der auch auf das Leben anderer zutreffen könnte.

Und hat der Tod des Cousins einen großen Einfluss auf die Band als solches gehabt?

Paul: Nein, das war mehr ein persönliches Problem.

Und ist die Presse damit korrekt umgegangen oder waren sie vielleicht teilweise ein wenig respektlos?

Paul: Wie gesagt, ich habe damit nicht viel zu tun gehabt, und es war Brians Problem. Und ich weiß nicht, wie es ihm ergangen ist.

OK. Themawechsel: ich habe bisher noch nicht so viele Interviews von dir gelesen. War das nur Zufall, oder gibts du eher selten Interviews?

Paul: Ich bin die Nummer drei. Brian macht die meisten, danach kommt Matt und dann komm ich. Wir haben hier viele Anfragen von der Presse, und Brian und Matt haben in letzter Zeit viele Interviews gemacht. Matt hat daher heute mal einen Tag Off.

Gut, lass uns nochmal einen kleinen Sprung zurück in die Vergangenheit machen - "Fallout From The War". Nur die hälfte der Lieder war wirklich neu. Der Rest waren entweder B-Seiten oder Cover. Hatte das spezielle Gründe, wie dass ihr einfach nur den Vertrag mit Century Media erfüllen wolltet?

Paul: Was im Vertrag stand war, dass wir noch eine 5-Songs-EP herausbringen sollten. Aber eine EP kostet fast genauso viel wie ein Album voller Länge, und du hast aber nur fünf Lieder. Daher haben wir uns entschieden, Cover von Bands aufzunehmen, von denen wir dachten, dass sie einen großen Einfluss auf uns gehabt haben, und die einige von den Kids vielleicht gar nicht kennen. Und so zeigen wir den Kids etwas von diesen großen, alten Bands. Und ja, es war die letzte Veröffentlichung des Vertrages. Aber wir haben eben versucht, noch eine ordentliche veröffentlichung hinzubekommen, und nicht nur fünf Stücke.

Und war vielleicht auch ein wenig das Ziel, diese großen, alten Bands zu ehren?

Paul: Naja, wir hatten zu dem Zeitpunkt auch nicht genug eigenes Material, das wir aufnehmen konnten. Und so haben wir uns für Cover entschieden. Und wir haben Bands genommen, mit denen wir aufgewachsen sind und zu denen wir eine enge emotionale Bindung haben.

Und welche Bands haben euch am meisten beeinflusst?

Paul: Oh man, das ist wirklich querbeet. Das reicht von kleineren Thrash-Bands bis hin zu Bands wie Slayer und einigen New York Hardcore Bands wie CANNONBALL, MADBALL. Das geht aber bis hin zu SKID ROW oder MÖTLEYCRUE. Und sogar bis hin zu Bands wie U2. Wir hören ein sehr weites Spektrum an Bands.

Also quasi alles, was so in den Achtzigern und Neunzigern so gerockt hat...?

Paul: Ja, aber durchaus neuere Bands wie MASTODON, KILLSWITCH ENGAGE. Es muss halt einfach gefallen.

Gut, dann will ich mich für das Interview bedanken - hast du den Fans noch irgendwas zu sagen?

Paul: Ja, wir hatten eine wunderbare Zeit auf dieser Tour und wir werden sicher nach Deutschland zurück kommen.

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