Soilwork - A Whisp Of The Atlantic | |
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Review von Damage Case vom 12.12.2020 (8367 mal gelesen) | |
Jeder Musikanhänger hat seine(n) Lieblingskünstler. Ob METALLICA, KISS, IRON MAIDEN oder BLIND GUARDIAN. Sie alle eint, dass (Hundert)tausende all ihre Texte auswendig kennen und ihr Merchandise sammeln. Was hat das mit SOILWORK zu tun? Die Schweden gehören ohne Frage zu den großen "neuen" Bands der 2000er. Aber gibt es wirklich Fans, die alle Songs der Schweden auswendig kennen, sie vergöttern und ihnen auf Tourneen hinterher reisen? Das soll nicht geringschätzend gemeint sein, sondern eine ehrliche Fragestellung, ob dieses Bindungspotenzial noch heute zwischen jungen Bands und Fans besteht. Wobei "jung" bei einer seit 1998 regelmäßig Alben veröffentlichenden Combo nun auch nicht mehr unbedingt zutrifft. Aber wir schweifen ab. Denn heuer, und pünktlich zu Weihnachten, schenken die Nordmänner um Sänger und Bandboss Björn "Speed" Strid ihren Anhängern eine EP, die es wahrlich in sich hat. Über knapp 37 Minuten brandneues Material kann man sich nicht beschweren. Keine zwei Jahre nach dem tollen, aber streckenweise auch sehr melodischen "Verkligheten", auf dem man Björns Einflüsse seiner Zweitband THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA teilweise überdeutlich heraushören konnte, hagelt es 2020 das über 16 Minuten lange Death-Metal-Epos "A Whisp Of The Atlantic". Die ersten Gedanken des Rezensenten gehen daher in Richtung DREAM THEATER ("A Change Of Seasons") oder EDGE OF SANITY ("Crimson II") Kann das also gut gehen? Und wie! Das ruhige Intro könnte tatsächlich von den US-Prog-Göttern stammen, und auch diverse Gitarrensalven würde John Petrucci wohl ähnlich einsetzen. Der Song nimmt Fahrt auf und erwächst zu einem wahren Melo-Death-Monster mit Dynamiken wie während heftigen Wellengangs, hier schlagen die Wellen hoch von Windstille über rauer See bis Tsunami. Bemerkenswert sind auch die Bläsereinsätze wie einst bei PINK FLOYD in den 1970ern. Man braucht tatsächlich sehr viele Durchgänge um alle Elemente dieses Monstersongs erfassen zu können. Anders als ihre (ehemaligen) Mitstreiter DARK TRANQUILLITY, IN FLAMES, ARCH ENEMY, AT THE GATES oder AMON AMARTH schaffen es SOILWORK, sich wirklich spannend weiterzuentwickeln. Die anderen vier Songs von "A Whisp Of The Atlantic" sind ebenfalls neu und (bisher) exklusiv auf dieser Veröffentlichung enthalten. Stilistisch bilden sie einen guten Querschnitt von "Verkligheten". Hervor sticht jedoch "Death Diviner": Ohne Übertreibung mag dieses catchy stampfende Kleinod als einer der fünf besten Songs in SOILWORKS bisheriger Historie gelten. Beim erstmaligen Hören des Refrains, wenn Strids Stimme sich wie ein aufziehender Orkan steigert und am Ende fast nach Operette klingt, mag man noch denken "Oh nein, Nuclear Blast! Nightwish! Wacken! Hilfe!" Aber dieser Song fräst sich gnadenlos eingängig in die Gehirnwindungen, bis er einen nach dem Aufstehen zur Morgentoilette verfolgt. True story. Ganz spät, kurz vor Jahresende, kommt auch in den Wettbewerb "Albumcover des Jahres" noch einmal Bewegung. Fazit: Als Kernelement eines vollständigen Albums, gar Konzeptalbums, wäre "A Whisp Of The Atlantic" vielleicht sogar noch mehr Promo und Aufmerksamkeit zuteil geworden. Denn eines ist klar: SOILWORK haben sich Fans, die sie als ihre Lieblingsband vergöttern, redlich verdient. Anspieltipps: Die beiden genannten Songs sollten genügen, um Interessierte zu überzeugen. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. A Whisp Of The Atlantic 02. Feverish 03. Desperado 04. Death Diviner 05. The Nothingness And The Devil | Band Website: www.soilwork.org Medium: CD Spieldauer: 36:52 Minuten VÖ: 04.12.2020 |
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