Interview mit Laurent T. von Chapel Of Disease

Ein Interview von Eddieson vom 25.01.2015 (9683 mal gelesen)
"The Mysterious Way Of Repetitive Art" ist seit ein paar Tagen draußen und fährt jede Menge gute Kritiken nach Hause. Grund genug mal an der Kapelle anzuklopfen um mit Sänger/Gitarrist Laurent das berühmte Frage-Antwort-Spiel zu spielen.

Hi Laurent! Erst mal Glückwunsch zu eurem neuen Album. Wie zufrieden seid ihr damit?

Laurent T.: Vielen Dank, in der Tat sind wir sehr zufrieden. Als ich das Album im fertigen Zustand die ersten Male gehört habe, konnte ich feststellen, dass wir sehr nahe an eben das drangekommen sind, was wir während des Schreibprozesses erst mal nur als "Idee" hatten. Im Proberaum ist es sehr schwer wirklich genau zu erkennen, ob man alles so umsetzt, wie man es sich innerlich ausmalt, zumindest geht es mir so. Deswegen ist so eine fertige Produktion immer ein Punkt, an dem man letzten Endes auch selber erkennen kann, wozu man zu einem gewissen Zeitpunkt fähig ist/war. Da sich das Album tatsächlich so anhört, wie wir es uns zuvor vorgestellt hatten, ist das alleine Bestätigung genug für mich, um absolut zufrieden zu sein.

Als erstes drängt sich natürlich die Frage nach diesem mystischen Titel auf. Was verbirgt sich hinter dem Albumtitel? imgleft

Laurent T.: Man kann mit dem Titel mehrere Sachen verbinden, natürlich sei auch dem Rezipient jegliche Interpretation selbst überlassen, wenn er denn so will. Angefangen hat dieser jedoch mit der Geschichte von J. P. Hebel namens "Unverhofftes Wiedersehen". Auf ihr baut der letzte Song des Albums auf, der jedoch recht früh schon in gröberen Zügen stand. Kurz darauf folgte der Songtitel '…Of Repetitive Art', da sich die Geschichte Hebels anhand eines sehr interessanten Zyklus aufbaut. Der Song selber weist gewisse wiederholende Strukturen auf und der Gedanke dieser Wiederholungen sagte uns sehr zu, was dazu führte, dass wir diesen Aspekt mehr in das Album mit einbeziehen wollten. 'The Mysterious Ways' als erster Teil des Titels folgte später, nachdem wir längere Zeit über einen Albumtitel nachgedacht hatten. Zum einen finden wir ihn sehr passend in Bezug auf die Musik selber, die oftmals auch eine undurchsichtige Seite mit sich bringen mag. Zum anderen verbirgt sich natürlich eine Menge Ideen darin, vor allem wenn man noch das Cover dazu nehmen will, bei dem dann mehr der Prozess von Leben und Sterben thematisiert wird. Eine gewisse Anspielung auf den eigenen Schaffensprozess (oder Schaffensprozesse im Allgemeinen) ist natürlich auch vorhanden. Hierbei darf natürlich auch die Frage verfolgt werden, was es genau heißt heutzutage in einem bestimmten Genre, was sich seit einigen Jahren zu wiederholenden scheint (wie alle Genres bisher), selber tätig zu sein ...

Dann habt ihr mit 'The Mysterious Ways...' gleich ein knapp 5-minütiges Instrumentalstück an den Anfang gesetzt. Ich find das mutig. Ihr glaubt an die Ausdauer der Fans, oder?

Laurent T.: Wir mussten nicht allzu lange über den Song als Start des Albums nachdenken, da wir schnell bemerkten, dass der Song als Opener perfekt ist. Klar, es mag etwas untypisch sein, doch da es sich richtig in dem Moment angefühlt hat, gab es automatisch keinen anderen Weg das Album beginnen zu lassen. Ich denke, dass wir heute etwas festgefahren sind, mit so einigen Dingen. Dazu gehört definitiv, dass die meisten Hörer innerhalb der Metal-Szene auch erwarten, ein Album müsse sofort extrem losgehen. Das glaube ich jedoch nicht. Sondern für mich muss ein Album so losgehen, wie es gerade passt. Und wenn ich das Album ab und zu heute höre, muss ich doch immer wieder sagen, dass ich mir keinen geeigneteren Start vorstellen kann. 'The Mysterious Ways...' ist für mich wie eine Vorahnung. Es fängt die verschiedenen Stimmungen des Albums bereits im Vorhinein ein, fasst sie zusammen und stellt den Hörer auf das, was kommt, ein.

Deutlich wird, dass die Songs anspruchsvoller sind, als auf eurem Erstling. Der Horizont wurde erweitert und ihr habt etwas über den Tellerrand geschaut, in dem ihr Einflüsse von PINK FLOYD und BLACK SABBATH eingebaut habt. Wie kam es dazu?

Laurent T.: Das ist letzten Endes eine sehr natürliche Entwicklung gewesen. Ich erinnere immer wieder gerne daran, dass die Songs von "Summoning Black Gods" doch einige Zeit vor den Aufnahmen und vor dem Release des Debüts bereits geschrieben worden sind. Sprich, es ist seitdem einige Zeit vergangen und somit haben wir uns natürlich auch verändert. Viele unserer Einflüsse haben wir schon sehr lange und viele von diesen befinden sich auch außerhalb der Metal-Szene. Der Unterschied jetzt ist jedoch, dass wir es nicht mehr für angebracht halten, irgendetwas aus Prinzip aus unserem Sound rauszuhalten. Wir müssen natürlich auch die Sache für uns selber interessant machen, was nicht geklappt hätte, wenn wir bewusst einer bestimmten Linie gefolgt wären, die jedoch unseren Geschmack nicht mehr widerspiegeln würde. Wir haben also letzten Endes angefangen, wirklich das zu machen, was uns gerade in den Sinn kam und dabei nicht darüber nachgedacht, ob es nun zu unserem Sound oder einem gewissen Stil passt. Ich denke, dass wir dadurch beiden Seiten (uns und dem Hörer) etwas Interessantes bieten können.

Das Debüt von euch wurde von der Szene sehr gut angenommen. Setzte euch das beim Songwriting des neuen Albums unter Druck?

Laurent T.: Nein, eigentlich gar nicht. Wir freuen uns sehr, wenn etwas von uns gut ankommt. Tatsächlich, auch wenn diese Aussage sehr Klischee behaftet ist, sind es dennoch wir, die entscheiden, ob und wie wir mit etwas zufrieden sind. Bei dem Songwriting herrscht also nur Druck, den wir uns selber setzen, der jedoch bei Weitem reicht. Tatsächlich ist es eine doch sehr abgeschottete Angelegenheit, wenn man drüber nachdenkt. Denn sobald das erste Album draußen war, war das Kapitel für uns abgehakt und es ging weiter zum nächsten, was dann jedoch 1 1/2 bis fast 2 Jahre nur in unseren eigenen vier Wänden stattfand. Das erste Kapitel spielte hierbei jedoch keine Rolle mehr, sondern nur das, was gerade stattfand.

Wer hat euch bei den Lyrics diesmal beeinflusst?

Laurent T.: Vier der sechs Texte hat Ced übernommen, ich kann somit nur bedingt hierzu etwas berichten. Ich selber habe mich dieses Mal lediglich an der Geschichte von Hebel orientiert für '...Of Repetitive Art'. Der Text von 'Symbolic Realms' hat jedoch gar keine literarische Vorgabe an sich. Ich weiß, dass Ced dieses Mal keine Lovecraft Texte mit reingebracht hat. Dabei sind jedoch unter anderem Poe, Meyrink und Lord Dunsany.

Um die Welt steht es momentan nicht gut. Fanatische Menschen aus allen Religionen, Kriege, politische Fehlentscheidungen und vieles mehr. Beeinflusst euch das auch oder seid ihr der Meinung, dass Politik im Metal nichts zu suchen hat? imgright

Laurent T.: Ich würde sagen, dass uns das Geschehen natürlich insofern beeinflusst, wie es jeden von uns beeinflusst, sprich als Personen außerhalb der Band. Es gibt jedoch keine bewusste Verbindung von weltlichem Geschehen zu unserem Prozess des Songwritings oder zu unserer Musik an sich. Ich denke jedoch, dass jeder selbst entscheiden muss, wie er das, was er alltäglich erlebt, verarbeitet. Wenn für jemanden Musik hierbei das richtige Medium ist, um seine Ansichten oder Gefühlen einen Puffer zu verschaffen, dann ist das so weit okay, da ich hierbei kein richtig und falsch sehe. Der Spruch "Politik hat im Metal nichts zu suchen" ist, wenn man mal drüber nachdenkt, ziemlich abgestumpft, da es normal ist, dass sobald man in Gebiete kommt, wo es um künstlerisches Schaffen geht, man automatisch auch davon ausgehen muss, dass dieses natürlich weit angewendet wird und es somit auch immer welche gibt, die durch ihr Schaffen gerne einen politischen Standpunkt vertreten möchten. Für mich ist das somit keine grundsätzliche Frage, sondern wir haben noch nie den Drang verspürt, unsere Meinungen durch unsere Musik preiszugeben.

Liveshows von euch sind relativ selten. Wie kommt das?

Laurent T.: Wir haben recht früh erkannt, dass wir darauf achten wollen, dass wir uns nicht überspielen, sprich, uns nicht einem Publikum nahezu dauerhaft verfügbar machen. Das liegt einfach daran, dass wir als Fans selber ein solches Verhalten nicht besonders mögen. Man sollte sich noch freuen können, wenn man die Gelegenheit hat, eine Band, die man gerne hört, live zu sehen und eben nicht irgendwann das Interesse an einem solchen Auftritt verliert, da jene Band doch schon vor einem Monat um die Ecke gespielt hat. Natürlich hat es jedoch auch damit zu tun, dass wir darauf achten, dass die Shows für uns selber interessant bleiben. Wir wollen nicht aus Prinzip live spielen, sondern vielmehr wollen auch wir uns auf einen Auftritt freuen. Das führt dann dazu, dass wir die Anzahl an sich niedrig halten wollen, doch auch, dass wir darauf achten, was das ganze Paket ausmacht. Das Line-Up und das ganze Drumherum ist uns also auch wichtig.

Was genau macht den Reiz für euch aus Death Metal zu spielen?

Laurent T.: Ich denke, das hat mit einer eher unbewussten Entscheidung angefangen und sich dann über die Jahre etablieren können. Als wir uns gegründet haben, war das nun mal eine der Musikrichtungen, die wir besonders viel und gerne gehört haben, somit wollten auch wir selber diese Art von Musik spielen. Mittlerweile sind wir in der Lage dazu, vieles, was wir ausdrücken möchten, durch unsere Musik auszudrücken, weshalb wir keinen Grund sehen, einen andere Form von Musik zu spielen.

Gibt es etwas, dass euch total an der Metalszene nervt?

Laurent T.: Wahrscheinlich das oftmals sehr abgestumpfte und wirklich sehr festgefahrene Denken von den vielen Szenenhütern, die einen so umgeben. Auf der anderen Seite hat mich dies zwar mal genervt, das war jedoch, bevor es mir egal wurde.

Was wird 2015 für CHAPEL OF DISEASE bringen? imgleft

Laurent T.: Das wissen wir selber noch nicht so richtig. Tatsächlich haben wir uns nun nach dem zweiten Album nicht abgewöhnt, alles Schritt für Schritt angehen zu lassen, da diese Taktik bisher für uns die beste war und ist. Es stehen ein paar Gigs an, zu denen sicherlich noch welche kommen werden. Ansonsten sind wir selber gespannt, wohin uns "The Mysterious Ways Of Repetitive Art" führen wird.

So, das war es auch schon. Ich danke für die Zeit und verbleibe damit euch die letzten Worte zu überlassen.

Laurent T.: Auch ich bedanke mich bei dir für das Interview und deine Fragen und verbleibe mit dem Wunsch, dass der ein oder andere - neue und alte Hörer - dem Album etwas Positives abgewinnen möge. Besten Dank.

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