Interview mit T von Drowned

Ein Interview von Eddieson vom 12.09.2014 (7348 mal gelesen)
DROWNED haben nach über 20 Jahren der Existenz endlich ihr Debüt "Idola Specus" rausgehauen. Gitarrist T erzählte u. a. mir, warum das Album so lange hat auf sich warten lassen

Hi. Glückwunsch zu eurem Debüt-Album. „Idola Specus“ ist ein brachialer Batzen geworden. 22 Jahre liegen zwischen dem ersten Demo und dem nun ersten veröffentlichten Album. Zwischendurch habt ihr zwar ein paar kleinere Releases gehabt, aber warum hat das erste Album so lange auf sich warten lassen?

T: Danke. DROWNED hatte ganz einfach nie ein komplettes Line-up, das lange genug gehalten hätte, um ein Album vorzubereiten und aufzunehmen. Es gab jahrelange Unterbrechungen, in denen gar nichts geschehen ist. Ich habe die Band mehrfach wieder aufgebaut. Das aktuelle Line-up gibt es seit 2010 und es hat sich als echter Glücksfall erwiesen. Man kann so eine Konstellation nicht erzwingen; entweder sie funktioniert oder sie funktioniert nicht.

Ihr seid ja nicht unbedingt neu im Geschäft, wart schon in anderen Bands tätig, aber wie war es für euch nach so langer Zeit endlich das erste Album mit DROWNED zu veröffentlichen? imgleft

T: Es ist großartig – und auch eine große Genugtuung. Ich habe wahnsinnig viel Zeit in diese Band investiert.

Man hat den Eindruck, als würdet ihr euch vom großen Death-Metal-Einheitsbrei abgrenzen wollen, und lieber im Underground agieren. Ihr habt auf dem kleinen Label Sepulchral Voice Records veröffentlicht, auch das Artwork ist nicht unbedingt das typische Death Metal-Artwork. Ist der Underground eure Heimat und wollt ihr diese nicht verlassen?

T: Wir tun einfach das, was wir für richtig halten. Dass dabei etwas anderes herauskommt als bei anderen, ergibt sich zwangsläufig. Wie erfolgreich wir damit sind, ist unbedeutend. Sepulchral Voice ist so klein auch nicht mehr, wenn man sich die Verkaufszahlen ansieht, aber bei ihnen steht ganz klar die Liebe zur Musik und die Qualität der Veröffentlichungen im Vordergrund. Das ist es, was uns verbindet.

Lyrics scheinen euch nicht ganz so wichtig zu sein. Die Texte sind kurz und die Vocals in Bezug auf die Länge der Songs relativ kurz eingesetzt. Sind euch die Vocals und Texte nicht so wichtig und was behandelt ihr in euren Texten?

T: Warum sollten kurze Texte weniger wichtig sein als lange? Man kann bessere Akzente setzen, wenn nicht die komplette Musik mit Gesang zugebaut ist. Es liegt sicherlich auch an der Art unserer Texte, die sich meist auf einer etwas abstrakten, symbolistischen Ebene bewegen. Da ist weniger oft mehr. Für uns sind sie jedenfalls sehr wichtig. Die Inhalte der Texte hier auszubreiten, wäre nicht angemessen. Die muss schon jeder für sich selbst deuten; das ist Teil des Werks. Das Hören der Musik kann ich auch niemandem abnehmen.

Als ich „Idola Specus“ zum ersten Mal gehört habe, sprangen mir BOLT THROWER, frühere PARADISE LOST, früher Death Metal aus Schweden und natürlich auch NECROS CHRISTOS direkt ins Ohr. Lasst ihr euch davon beim Songwriting beeinflussen?

T: Natürlich sind wir von einer ganzen Reihe von Bands beeinflusst, aber ich denke, wir haben es geschafft, sowohl die spirituelle Essenz des Death Metal zu bewahren als auch etwas Eigenes hinzuzufügen. Alles andere würde auch keinen Sinn machen.

Um den deutschen Underground muss man sich momentan keine Sorgen machen, denke ich. Vor allem Death Metal-Bands erblicken grad zuhauf das Licht der Welt. Wie siehst du das und wie erklärt ihr euch, dass das grad jetzt passiert?

T: Warum gerade jetzt so viele interessante Death Metal-Bands aus Deutschland kommen, kann ich dir nicht sagen. Aber allgemein werden Veröffentlichungen mit einer gewissen Eigenständigkeit heute mehr wahrgenommen als früher. Das hat sicherlich mit dem Zusammenbruch der Musikindustrie zu tun. Kleine Bands und Labels haben heute, relativ gesehen, eine größere Chance gehört zu werden. Musik ist heute mehr denn je ein Platz für Idealisten. Die wenigsten können noch hoffen, Geld damit zu verdienen. Jedenfalls nicht genug, um davon zu leben.

Eigentlich geht heute kaum noch was ohne das Internet und die Social Media. Für Bands und Labels ist das natürlich eine tolle Sache. Wie seht ihr das? Nutzt ihr die sogenannten Social Media, um auf DROWNED aufmerksam zu machen, oder ist euch das nicht so wichtig?

T: Das Internet ist heute der wichtigste Kommunikationskanal, ob man will oder nicht. Es hat einen wahnsinnigen Einfluss darauf, ob und wie du als Band wahrgenommen wirst. Es ist ganz einfach ein Werkzeug.

"Idola Specus" ist zwar grad erst raus, aber habt ihr schon Ideen für neue Songs oder müssen die Fans noch einige Jahre auf neues Material warten? imgright

T: Wir haben noch keinen neuen Song angefangen, aber Ideen gibt es jede Menge. Ich kann nicht abschätzen, wie lange das nächste Album auf sich warten lässt, aber es werden sicherlich keine weiteren 20 Jahre sein.

Habt ihr Ziele, die ihr mit DROWNED erreichen wollt?

T: Die sind relativ bescheiden. Wir möchten einfach gute Platten machen und dabei keine Kompromisse eingehen.

Schaut man sich mal eure Pseudonyme an, vor allem T1 und T2, könnte man meinen ihr seid große VW-Bulli-Fans.

T: Eigentlich weniger [lacht].

Wird man euch live mal irgendwann zu sehen bekommen?

T: Momentan arbeiten wir an einer Skandinavien-Tour für November 2014; im März 2015 geht es dann zwei Wochen durch Mitteleuropa, inklusive einiger Gigs in Deutschland natürlich. Im Sommer werden sicherlich noch einige Festivals hinzukommen.

Eine Frage noch zu "Idola Specus": Was ist das auf dem Cover?

T: Das spielt keine Rolle. Es geht um eine Atmosphäre – wie in der Musik.

So, das war es auch schon. Vielen Dank für deine Zeit. Glückwunsch noch mal zu einem wirklich starken Album. Die letzten Worte gehören dir.

T: Vielen Dank für das Interview.

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