Metallica - ... And Justice For All [2018 Remaster] | |
---|---|
Review von des vom 08.11.2018 (8006 mal gelesen) | |
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als mir ein Freund das erste Mal "... And Justice For All" vorgespielt hat. Ich war damals noch ein Jungspund und eher in Richtung SCORPIONS und KISS unterwegs und kannte die Band nicht einmal. Das "Justice"-Album hat mich damals auch ziemlich irritiert - zu hart, zu kalt, kein Bass, aber dennoch mächtig Wumms. Dafür fand ich das Schallplattencover ziemlich genial (und tue das noch immer) und dass das Album als Doppelalbum im Klappcover raus kam, sorgte für beeindrucktw Bewunderung. Aber mein Kumpel hatte auch das "Ride The Lightning"-Album, welches ich wesentlich zugänglicher und besser fand, auch weil einige wirkliche Ohrwürmer drauf sind. Nach all den Jahren halte ich "Ride The Lightning" noch immer für ein exzellentes Album, aber ich muss auch feststellen, dass bei mir die vertrackteren Songs auf "... And Justice For All" dann doch die größere Langzeitwirkung entfaltet haben. Schlussendlich halte ich auch den basslosen Sound, der diesen extrem harten Kontrast zwischen den Gitarren und der knackigen Basedrum bewirkt, für genau passend und einzigartig. Jetzt nach dreißig Jahren liefern uns METALLICA eine remasterte Version des Albums, und die Erwartungen waren groß ("da wird sicher mehr Bass zu hören sein"). Und nein, es handelt sich nur um ein Remaster und keinen Remix, der Bass ist leise wie eh und je. Und ehrlich gesagt, für mich würde es auch nicht passen, wenn "... And Justice For All" nun plötzlich Bass hätte. Was bringt dann das Remaster? Eigentlich nicht viel. Die Platte ist nun etwas lauter und hat vielleicht eine Spur mehr Druck und man kann eventuell das eine oder andere Detail neu entdecken, aber das sind alles Sachen, die nur im direkten Vergleich auffallen. Die Songs bleiben natürlich klasse, und auch wenn 'One' - halb Ballade, halb Raserei - der bekanntests Song ist, gefällt mir das bedrückende 'Blackened' mit dem rückwärts gespielten Intro oder der breaklastige Titelsong. Oder erst 'Dyers Eve', das fünf Minuten pure Raserei beinhaltet. Mit 'To Live Is To Die' findet sich auch wieder ein langes Instrumental, das die letzten hinterbliebenen Riffs des bei einem Tourbus-Unfall verstorbenen Cliff Burton verarbeitet. Die Expanded Edition bietet noch zwei zusätzliche CD's: CD2 beinhaltet Demos und Rough Mixe, während sich auf CD3 Liveaufnahmen von 1988 befinden. Die CD mit Demos und Rough Mixes ist gleich aufgebaut wie das Studioalbum und beinhaltet "Work in Progress"-Versionen oder fast fertige Demos. Diese Demos und Rough Mixe klingen erstaunlich gut; einige der Songs, wie zum Beispiel 'One' befinden sich schon nahe an der Endversion, während andere entweder noch keinen Gesang haben oder noch das eine oder andere Solo fehlt. Bei 'Frayed Ends Of Sanity' und 'Dyers Eve' singt sich Hetfield mit "la la la yeah" durch die Songs. Alles in allem ist diese CD aber wirklich interessant und soundtechnisch gut genug, sodass man sich das auch gerne öfters einmal anhört. CD3 bietet kein vollständiges Konzert, sondern Aufnahmen von 1988 und 1989, die an unterschiedlichen Orten im Zuge der "Damaged Justice Tour" aufgenommen wurden. Dementsprechend bombig ist die Setlist, die naturgemäß alle Klassiker der Achtziger-METALLICA-Alben aufweist. Durch die Zusammenstellung von Aufnahmen von unterschiedlichen Orten ergibt sich aber ein wechselhaftes Klangerlebnis, das irgendwo zwischen Bootleg und gut hörbarer Qualität liegt - jedenfalls klingen die Aufnahmen großteils sehr rau. Allerdings haben diese Songs einen eigenen Charme, vor allem macht es Spaß, dem jungen James Hetfield zuzuhören, der sich mit jugendlicher Stimme durch die Songs röhrt. Die Remaster gibt es in unterschiedlichen Varianten, als Vinyl, Einzel-CD, Expanded Edition (3CD) und als umfangreiches Geldbeutel-sprengendes Boxset. Die Expanded Edition ist ein wunderschönes Digipak, das vierfach aufklappbar ist. Neben den 3 CD's findet sich darin ein Booklet mit den Songtexten (wie schon im Original), aber angereichert um einige Fotos aus den Achtzigern. Zudem ist das Cover als Relief geprägt, was Frau Justitia zusätzliche Tiefe verpasst. Soll man sich die Remaster kaufen? Wenn man "... And Justice For All" noch nicht sein Eigen nennt, muss man die Platte unbedingt kaufen, egal in welcher Version, sie gehört einfach in jeden gut sortierten Haushalt. Wenn man die originale CD schon besitzt, lohnt sich die Remaster nur bedingt, zu gering sind die klanglichen Veränderungen und es klingt schon das Original sehr gut. Wer sich für Demos interessiert, ist mit der Expanded Edition gut bedient, die auch preislich gut liegt. Die darin enthaltenen Liveaufnahmen sind eher ein Leckerli für hartgesottene Fans. Wenn ich auf eine einsame Insel reisen würde und nur eine CD mitnehmen dürfte, wäre das METALLICA "... And Justice For All". des - ohne Wertung - | |
Trackliste | Album-Info |
3CD Expanded Edition CD1: Remaster 2018 01. Blackened 02. ...And Justice for All 03. Eye of the Beholder 04. One 05. The Shortest Straw 06. Harvester of Sorrow (Remastered 2018) 07. The Frayed Ends of Sanity 08. To Live is to Die 09. Dyers Eve CD 2: Demos & Rough Mixes 01. Blackened (November 1987 Demo) 02. ...And Justice for All (November 1987/Writing In Progress) 03. Eye of the Beholder (November 1987/Writing In Progress) 04. One (Work In Progress Rough Mix) 05. The Shortest Straw (December 1987/Writing In Progress) 06. Harvester of Sorrow (Work In Progress Rough Mix) 07. The Frayed Ends of Sanity (November 1987 Demo) 08. To Live is to Die (Work In Progress Rough Mix) 09. Dyers Eve (January 1988 Demo) CD3: Live From The Damaged Justice Tour 01. Blackened (Live At Seattle Coliseum, Seattle/1989) 02. For Whom the Bell Tolls (Live At Long Beach Arena, Long Beach, CA/December 7th, 1988) 03. Welcome Home (Sanitarium) (Live At Hammersmith Odeon, London, England/October 10th, 1988) 04. Leper Messiah (Live At Long Beach Arena, Long Beach, CA/December 7th, 1988) 05. Harvester of Sorrow (Live At Hammersmith Odeon, London, England/October 10th, 1988) 06. Eye of the Beholder (Live At Hammersmith Odeon, London, England/October 10th, 1988) 07. Seek & Destroy (Live At The Troubadour, West Hollywood, CA/May 24th, 1988) 08. Creeping Death (Live At Reunion Arena, Dallas, TX/February 5th, 1989) 09. One (Live At Seattle Coliseum, Seattle/1989) 10. ...And Justice for All (Live At Long Beach Arena, Long Beach, CA/December 7th, 1988) 11. Whiplash (Live At The Troubadour, West Hollywood, CA/May 24th, 1988) 12. Breadfan (Live At Seattle Coliseum, Seattle, WA/August 29th, 1989) | Band Website: www.metallica.com Medium: CD, Vinyl Spieldauer: 65:10 Minuten VÖ: 02.11.2018 |
Alle Artikel