Virgin Steele - The Marriage Of Heaven And Hell, Part 1 & 2

Review von Wulfgar vom 18.07.2014 (8949 mal gelesen)
Virgin Steele - The Marriage Of Heaven And Hell, Part 1 & 2 Re-Releases sind ja immer so eine Sache. Einerseits sind sie ein probates Mittel, um grandiose Alben der Vergangenheit mittels Re-Mixing an moderne Standards anzugleichen. Außerdem kann sich so auch eine Generation, die das originale Release nicht mitbekommen hat, daran erfreuen. Andererseits sind Re-Releases ein ebenso probates Mittel der schamlosen Geld-Macherei (zumeist von Seiten des Labels das die Rechte an der Scheibe hat). Wozu diese Einleitung? Ganz einfach! VIRGIN STEELE haben den Re-Release ihrer "The Marriage Of Heaven And Hell" Trilogie angekündigt. Diese besteht aus den Alben "The Marriage Of Heaven And Hell" Part I (1994) und II (1995), sowie der 1998er Scheibe "Invictus". Wer jetzt noch nie von der Band um Front-Röhricht David DeFeis und Saitenhexer Edward Pursino bzw. deren Alben gehört haben sollte, für den kommt hier ein kurzer geschichtlicher Exkurs.

Die "Marriage ..."-Alben erblickten zu einer Zeit das Licht der Welt, als Heavy Metal gerade über seinen Zenit hinaus war. Trotzdem kamen gerade in dieser Zeit noch extrem grandiose Alben heraus. Insbesondere zählt das auch für die beginnende Verschmelzung von symphonischen Elementen mit Heavy Metal. Zum Vergleich: Zur selben Zeit wie "The Marriage Of Heaven And Hell I und II" kamen auch Alben wie "Somewhere Far Beyond" und "Imaginations From The Other Side" (beide BLIND GUARDIAN) raus. Mehr Beispiele gefällig? In Italien gründete sich zu dieser Zeit eine Band namens THUNDERCROSS, die später unter dem Namen RHAPSODY bekannt werden sollten. Die "Marriage ..."-Alben laufen genau in dieser Schiene. Harte Gitarren und klare Melodie, die aber immer wieder von verspielten, ja fast schon ausufernden Arrangements durchzogen sind. Während das auf dem ersten Teil noch ein wenig im Hintergrund steht, geht Teil zwei dabei so richtig in die Vollen. So viel erst mal zum Kontext.

Und zurück zu den Alben. Beginnen werde ich mit "The Marriage Of Heaven And Hell" Numero Uno, mein persönlicher Favorit in der Trilogie. Was auch der Grund ist, warum ich so genau auf dieses Album eingehe. Einige der Songs auf diesem Album sind für mich absolute Ohrwürmer/ Alltime-Lieblingssongs. Das geht schon mit den beiden Eröffnungssongs 'I Will Come For You' und 'Weeping Of The Spirits' los. Die Melodien, insbesondere der Gesangslinien, fressen sich tief ins Gehirn, um sich dort einzunisten und für immer zu bleiben. 'Blood & Gasoline' haut in dieselbe Kerbe, kommt aber musikalisch ein bisschen seichter daher. Trotzdem ein starker Song. Ruhigere Momente hat das Album auch und zwar in Form des Klavier Instrumentals 'The Warriors Lament' und der Power Balladen 'Forever Will I Roam' und 'House Of Dust'. Diese bilden zum ansonsten stark vorwärts orientierten Programm der Scheibe einen passenden Kontrast. Den absoluten Höhepunkt des Albums markiert für mich der Song 'Wake Up Screaming'. Hier kommt die absolut fantastische Zusammenarbeit von DeFeis und Pursino am besten zur Geltung. Geile Riffs, die durch den Einsatz eines Echo Effekts einfach unvergesslich werden. Das ganze gepaart mit den Lyrics, die ich seitdem nie wieder vergessen habe (können). Vielleicht hier mal ein Wort zur Umsetzung. Die Mucke von VIRGIN STEELE besteht aus dem einfachen aber auch einprägsamen und generell genial arrangierten Riffs Pursinos. Dazu kommt die Stimme von David DeFeis auf dem Höhepunkt seiner Möglichkeiten. Die Balance zwischen Power, Stimmfarbe und Gefühl passt exakt zur Musik und hebt die komplette Scheibe in meinen persönlichen Olymp der grandiosen Metal CDs. Erst zum Ende der Scheibe kommt das namensgebende Instrumental 'The Marriage Of Heaven And Hell'. Und erst jetzt bemerkt man, dass Themen aus diesem Stück immer wieder in anderen Songs dieser Platte auftauchen. So wird das Album insgesamt eine runde Sache, da die angesprochenen Gegensätze durch diesen einfachen Kunstgriff zu einem Ganzen werden. Hut ab! Eine beeindruckende Leistung.

So! Nun zu Scheibe Nummer zwei (ich fasse mich kürzer, versprochen). Hört man "The Marriage Of Heaven And Hell" I und II direkt hintereinander, könnte man bei Eröffnungssong 'A Symphony Of Steel' auf die Idee kommen, dass es genauso straight forward weiter geht, wie auf der ersten CD. Das stimmt aber nur sehr eingeschränkt. "The Marriage Of Heaven And Hell - Part Two" hat zwar einige härtere Gaspedal-Momente (z.B. 'Devil/Angel' oder 'Victory Is Mine'), aber der Fokus des Albums liegt eindeutig auf den symphonischen Elementen. Bei 'Crown Of Glory' wird diese Gratwanderung sehr schön zusammengefasst. Die symphonischere Ausrichtung des Albums führt auch dazu, dass man die CD nicht mal einfach so einlegt. Da muss schon ein bisschen Hirschmalz sein, wenn man sich in den zum Teil ziemlich weit ausufernden Parts nicht verlieren will. Besonders der Mittelteil des Albums hat es dahingehend ziemlich in sich. Das Ganze gipfelt dann im 10 Minuten Monster 'Emalaith'.

Auf zu Nummer 3! "Invictus" werde ich nur sehr stiefmütterlich behandeln. Stilistisch ist dieses Album wieder deutlich härter als der Vorgänger, ohne aber sein progressives Erbe vollkommen zu verleugnen. Was ich hier aber etwas vermisse ist die Leichtigkeit, mit der sich die Gitarrenriffs in mein Kleinhirn graben. Das kann aber auch am seltsamen Mixing der Platte liegen, das die Gitarren sehr weit in den Hintergrund rückt. Das hätte man als Re-Release sicherlich besser machen können.

Jetzt will ich auf die Ausstattung der 3 Re-Releases zu sprechen kommen. "The Marriage Of Heaven And Hell" I und II kommen als 2 CD Digipack mit insgesamt 4 zusätzlichen Songs. Das sind einmal die Bonus Tracks 'Angela's Castle' und 'The Sword Of Damocles' auf Part 1 sowie Live Versionen von 'Life Among The Ruins' und 'Wake Up Screaming' auf Part 2. Dass die Tracks remixed wurden, ist mir persönlich nicht so sehr aufgefallen, außer vielleicht dass alles ein bisschen geschliffener rüberkommt. "Invictus" selbst wird auch als 2 CD Digipack kommen. CD 1 mit dem kompletten "Invictus" Album und CD 2 mit 3 Medleys, die sich aus Songs aus der gesamten "Marriage"-Trilogie zusammensetzen sowie einem komplett neuen Song 'Do You Walk With God'.

Oh man! Das ist wahrscheinlich das längste Review, das ich je verfasst habe. Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese Trilogie auf jeden Fall eine Bereicherung für jede Heavy Metal Sammlung darstellt und auch heute noch ordentlich Arsch zu treten vermag. Ob das Re-Release nun Abzocke ist oder nicht, kann ich abschließend nicht sagen. Das muss jeder mit sich selbst abmachen. Die Ausstattung der beiden Digipacks ist nicht schlecht, wenn auch nicht überragend. So, ich kaufe mir jetzt einen neuen Satz Tippfinger, chin chin, euer Wulfgar.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
Part I
01. I Will Come For You
02. Weeping Of The Spirits
03. Blood And Gasoline
04. Self Crucifixion
05. Last Supper
06. Warriors Lament
07. Trail Of Tears
08. The Raven Song
09. Forever Will I Roam
10. I Wake Up Screaming
11. House Of Dust
12. Blood Of The Saints
13. Life Among The Ruins
14. The Marriage Of Heaven And Hell
15. Angela`s Castle (Bonus Track)
16. The Sword Of Damocles (Bonus Track)

Part II
01. A Symphony Of Steele
02. Crown Of Glory (Unscarred)
03. From Chaos To Creation
04. Twilight Of The Gods
05. Rising Unchained
06. Transfiguration
07. Prometheus The Fallen One
08. Emalaith
09. Strawgirl
10. Devil/Angel
11. Unholy Water
12. Victory Is Mine
13. The Marriage Of heaven And Hell (Revisited)
14. Life Among The Ruins - Live (Bonus Track)
15. I Wake Up Screaming - Live (Bonus Track)
Band Website: www.virgin-steele.com
Medium: DoCD
Spieldauer: 152:02 Minuten
VÖ: 16.06.2014

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten