Rossomahaar - Quaerite lux in tenebris | |
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Review von Opa Steve vom 21.05.2003 (5323 mal gelesen) | |
Black Metal aus Russland ist mal ein für mich völlig neues Brett. Wer jetzt aber innovative Szeneimpulse erwartet, ist falsch gewickelt. Beim ersten Reinhören denkt man im Traum nicht daran, dass diese Band aus einer exotischeren Ecke kommen könnte, als die meisten hier bekannten Namen. Dem im Infoblatt zitierten Vergleich mit Dimmu Borgirs "Puritanical...." halte ich allerdings angesichts der hier gebotenen Kost für etwas gewagt. Die Borgirs, die neben Cradle quasi die Speerspitze des "Symphonic Black Metals" bilden, haben Rossomahaar etwas gewaltig vorraus: Ideen. Wie soll man Rossomahaar beschreiben? Nehmt den typischen Einheitsbrei der ganzen "Blastbeats-on-simpleriffs-on-keyboards"-Bands und erweitert ihn um gelegentliche Momente östlich-folkloristischer Elemente, die die Kapelle zwar eindeutig unterdrücken möchte, die aber immer noch rudimentär vom geübten Black-Metal-Ohr als Differenz wahrgenommen werden. Ich finde es schade, dass diese Aspekte so verleugnet werden, und man sich stattdessen am typischen Sound der populären Bandschwemme orientiert. So geht eine Menge Identität verloren. Die CD klingt recht kalt und maschinell. Etwas "zu digital" und technisch, was ebenfalls eine aufkommende Düsteratmosphäre unterdrückt. Unter den Titeln sind wenig Besonderheiten auszumachen. Es fällt schwer, die Songs zu charakterisieren. Zu gleichförmig klingt die Jagd nach 3-4 Dauerzutaten aus dem Black Metal Kochbuch. Der Titelsong könnte ein echter Killer werden, wenn die vordergründigen Keyboards nicht alles unter den Tisch dudeln würden, aber ansonsten wechseln sich typische Blast-Passagen und Headbanger-Parts ab - gleiche Rhythmen, gleiche Harmonien. So bleiben für mich die Lichtblicke einiger weniger Soli und die Öffnung einer eigenen musikalischen Kultur in einigen Breaks und Läufen. Dass das östliche Gehör an andere Skalen gewohnt ist, merkt man hier deutlich und so gewinnt die Musik während dieser Parts enorm an Frische. Trotz meiner Schelte ist diese Scheibe keineswegs im unteren Bewertungssegment abzuschreiben. Auch wenn die Ideen eher aus dem 08/15-Bereich stammen, ist es nun mal so, dass die Band einfach diese Ideen kopieren will - nicht, weil sie es nicht besser könnte. Der Teufel steckt im Detail, und an vielen Stellen können die Musiker nicht über ihren Schatten springen und stellen liebevolle Kleinigkeiten und Arrangements zusammen, die dem Gros der Schreddermafia im Traum nicht einfallen würden. Ich werde wohl nie verstehen, wie unsicher eine Band sein kann, dass sie songwriterisches Talent zu Gunsten einer stilistischen Wunschvorstellung so in den Hintergrund drängt. Auch beherrschen Rossomahaar ausnahmslos die Instrumente, was man auch nicht von jeder bösen Nachwuchskapelle behaupten kann. Selbst die schnellsten Attacken kommen präzise wie ein Skalpell, und wo andere Bands nur noch Matsch erzeugen, bietet dieser Longplayer präzise Maschinengewehrriffs. Fazit: solide Basis, die darauf wartet, durch ein neues Selbstbewußtsein geweckt zu werden. Aber bei diesem Output langt's leider nicht für mehr als solides Mittelmaß - sorry Jungs, auch wenn ich den kultigen Namen eures Kontaktmanns, "Kai Stalhammar" (man lasse es laut auf der Zunge zergehen), in die Liste der coolsten Metal-Persönlichkeiten aufnehmen werde. Gesamtwertung: 6.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
Me, the misanthrope The moon, the suns, the stars Quaerite lux in tenebris Praising the departure of spiritual strength Beneath the fading eclipse Sacred war Crescent moon Thos spectres within Transenflamed vision of your mortal end | Band Website: www.rossomahaar.com Medium: CD Spieldauer: 44:29 Minuten VÖ: 01.12.2002 |
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