Interview mit Andreas von Golem (DE)

Ein Interview von Eddieson vom 30.03.2014 (7377 mal gelesen)
GOLEM entstand 1989 als Death Metal Band in der ehemaligen DDR. Trotz drei guter Alben ist sie vielen vielleicht noch unbekannt. Nun werden die ersten beiden Alben "Eternity - The Weeping Horizon" und "The 2nd Moon" als doLP und doCD via FDA Rekotz wiederveröffentlicht. Ich sprach mit Bandkopf Andreas Hilbert darüber wie es zu den Re-releases kam, wie es als Metalhead in der ehemaligen DDR so war und wie es um die Zukunft von GOLEM steht. Viel Spaß!

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Hi Andreas! Ich höre dir geht es ganz gut?

Andreas: Ja, mir geht es gut. Etwas K.O. aber das ist ja normal nach so einem Tag.

Jetzt stehen die Re-Releases eure ersten beiden Alben an.

Andreas: Das wird auch vollzogen, würde ich sagen.

Und das ist auch gut so. Ich kannte sie vorher nicht. Habe sie jetzt das erste Mal gehört und es gefällt mir richtig gut. Wie kam es dazu, dass die Alben jetzt noch mal veröffentlicht werden?

Andreas: Ich kenne den Rico schon ziemlich lange. Ich habe mit ihm schon in den Neunzigern Sachen für eine Demo-Band aufgenommen, und seitdem er bei GOREGAST war, habe ich auch für GOREGAST die Sachen aufgenommen. Dann hat er ja irgendwann angefangen, das Label zu gründen und bei einer unserer letzten Aufnahmen hat er mich dann gefragt, was ich davon halten würde die alten Sachen noch mal raus zu bringen. Die gibt es ja auch so nicht mehr und es fragen auch immer mal wieder Leute, fand ich also 'ne super Idee. Von alleine hätte ich es wohl nicht gemacht, aber er hat gesagt er macht das und das ist natürlich 'ne super Idee.

So zahlen sich dann Beziehungen mal wieder aus.

Andreas: Ja. Unsere Überlegung war, den alten Kram einfach mal auf der Website hochzuladen, um sie für den freien Download anzubieten, aber jetzt so eine Aktion mit Vinyl und so, finde ich natürlich viel besser.

Die Sachen gab es vorher auch nicht auf Vinyl.

Andreas: Nee, die gab es vorher nicht auf Vinyl. Ich habe auch Leute immer an ebay vertröstet, um an die alten Sachen zu kommen. Wenn dann jetzt jemand daher kommt, der sich Mühe gibt, das Ganze anpackt, mit einem neuen Design und so, dann ist das natürlich viel leckerer, als wenn wir jetzt nur die Sachen zum Download auf der Website bereit gestellt hätten.

Trotz der guten Alben seid ihr leider nie aus diesem Underground-Status hinausgekommen. Was meinst du, woran lag das? imgleft

Andreas: Das weiß ich nicht, woran es gelegen hat [lacht]. Da kann man nur spekulieren, warum wir da nie raus gekommen sind. Ich denke mal, mit einer entsprechenden Maschinerie im Rücken wäre es vielleicht anders ausgegangen, dann wäre auch die Geschichte wohl ganz anders abgelaufen, aber da kann man wirklich nur ganz wild spekulieren. Ich denke mal, da spielt alles zusammen. Da spielt vielleicht die künstlerische Ausrichtung 'ne Rolle, da spielt kommerzielle Ausrichtung 'ne Rolle, und auch der Support, der von außen kommt, der spielt auch 'ne Rolle. Das sind ganz viele Sachen, die da zusammenkommen. Und es kann halt nicht jeder ein Superstar werden.

Das ist klar, und das muss ja auch nicht. Aber habt es darauf angelegt?

Andreas: Nein, das haben wir nicht. Wir wollten Musik machen, die wir gerne haben, und es ist natürlich schön, wenn das anderen Leuten auch gefällt. Wir waren am Anfang auch immer der Meinung, was uns gefällt, das gefällt auch den anderen. Dann lernt man ja mit der Zeit, das dem nicht so ist. Sondern, dass einem Sachen gefallen, die anderen vielleicht nicht unbedingt gefallen. Und dass andere Leute vielleicht auch nicht so intensiv in Musik drinstecken und sich vielleicht auch nicht so damit auseinandersetzen, dass die an diesen ganzen Details gar nicht interessiert sind. Viele Leute wollen einfach nur ein bisschen Spaß haben mit Musik. Aber es gibt halt auch Leute, die das interessiert und auch zu schätzen wissen. Genau so, wie wir halt unsere Vorlieben haben, heißt es auch nicht, dass wir nur erfolgreiche Musiker mögen. Also, früher haben wir vielleicht mehr gedacht, dass da mehr draus wird, aber mit der Zeit merkt man, dass man vom Geschmack her so verschieden ist mit den anderen Leuten, dass man da nicht unbedingt von ausgeht, dass die heiß drauf sind.

Du hast die alten Sachen selbst neu gemastert. Dadurch musstest du dich ja wieder etwas mehr mit dem alten Kram auseinandersetzen.

Andreas: Genau. Sicherlich packe ich die sonst selten aus, die alten Sachen. Ich höre da ab und zu mal rein, aber es war auch überhaupt nicht schlimm, ich war sehr zufrieden mit uns.

Das wollte ich grad fragen. Oder gab es Sachen, wo du gedacht hast, dass man an manchen Stellen doch hätte was anders machen können oder hier und da etwas nicht passt?

Andreas: Also, es ist schon überraschend, grad bei dem ersten Album, wo wir doch aus dem Grind kommen, dass da überraschend wenig Blast-Beats bei sind. Es gibt viele langsame und rhythmische Passagen. Das hat mich doch sehr gewundert. Aber ansonsten bin doch im Großen und Ganzen ganz zufrieden mit uns. Naja, mit dem Sound, da hatten wir immer unsere Schwierigkeiten, aber das haben wir gut gelöst. Es klingt jetzt halt etwas moderner aber immer noch mit etwas Old-School-Charme dabei.

1989 habt ihr als Band angefangen, und vorher habt ihr wahrscheinlich auch schon Metal gehört. Ihr stammt aus der DDR, da war es wohl nicht besonders leicht an Metal zu kommen. Wie kam es dazu?

Andreas: Es war überhaupt nicht leicht. Da wir ja auch noch aus einem besonders kleinen Kaff kommen.

Andreas: Genau. Habe ich gelesen. Mit nur knapp 1400 Einwohnern.

Andreas: Ja, genau. Also, ganz viel Zeug kam mehr oder weniger von irgendwelchen Kurgästen rübergeschwappt. Also von Leuten, die mit ihren Eltern da aufgetaucht sind. Dann hat man natürlich irgendwann angefangen sich zu informieren. Außerdem hatte der Max 'ne ziemlich coole Oma, die hat uns immer den Metal Hammer aus dem Westen mitgebracht und da konnten wir dann immer lesen, was es so gibt. Und wenn man dann Glück hatte, konnte man sich die ein oder andere Platte besorgen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir so rare Sachen wie die "Misanthropy" von PROTECTOR bekamen. So was gab es halt schon. Oder auch Kassetten. Manche Leute haben dann Kassetten getauscht. Aber man hat natürlich bei weitem keinen großen Überblick gehabt. imgright

Und Konzerte waren wahrscheinlich fast unmöglich.

Andreas: Konzerte gab es gar nicht. Es gab natürlich Metal Bands in der DDR. Aber bis auf so 2-3, die eigene Lieder hatten, haben die alle nur gecovert. D. h., die haben dann einen Abend bestritten, wie eine Tanzkapelle, in dem die halt je nach ihren Vorlieben gespielt haben. Das ging dann von HELLOWEEN bis sonst was. Die extremeren haben dann auch mal ein SLAYER-Cover gehabt. SLAYER waren dann aber die Grenze. BEAST ist wohl eine der bekannteren Bands, die haben dann auch mal SODOM gecovert. Aber das war es dann halt eben. So westliche Bands gab es gar nicht.

Eure Bandgeschichte ist tragisch. Mit 2 tödlichen Unfällen und ständigen Line-Up-Wechseln. Gibt es euch als Band noch?

Andreas: Naja, als aktive Band gibt es uns nicht mehr. Vor einer Weile hat der Erik, unser Schlagzeuger, gesagt, dass er kein Schlagzeug mehr spielt. Und das ist eigentlich so der Punkt, an dem wir momentan stehen. D.h., GOLEM gibt es wahrscheinlich so lange, wie es mich gibt, aber wir können halt grad nicht auftreten. Momentan gibt es auch bei uns allen persönlich andere Prioritäten, so dass wir da jetzt auch nicht so hinterher sind, jemanden aufzugabeln und auch nicht in der Lage sind, jemanden zu überreden, der in der Lage ist für uns zu trommeln in der Qualität, wie wir uns das wünschen. Da wird man sehen, wie sich das so entwickelt. Das wird sich innerhalb dieses oder nächsten Jahre erweisen, ob da noch was kommt. Ein bisschen Material haben wir noch in der Hinterhand, aber auch nicht so einen großen Druck.

Dann ist wohl ein neues Album auch nicht geplant?

Andreas: Es kursieren halt so unter unseren Freunden ein paar Demos, die wir gemacht haben, und ob man davon nun was veröffentlichen will und muss, wissen wir noch nicht. Ich würde etwas dagegen haben, wenn wir das ohne Schlagzeuger unter Dach und Fach brächten. Ich würde das halt gerne mit einem Schlagzeuger spielen. Das war lange der Erik und mit dem haben wir gerne gespielt. Es hängt jetzt davon ab, ob sich jemand findet, der bereit ist mit so ein paar alten Säcken noch was zu machen [lacht].

Vielleicht findet sich ja jetzt im Zuge der Wiederveröffentlichung jemand für euch.

Andreas: Schauen wir mal. Ich bin da auf jeden Fall offen.

Du hast nebenbei noch ein Studio am Laufen?

Andreas: Ja, das habe ich noch. Jetzt habe ich es auch wirklich nebenbei.

Und dann nimmst du da alles Mögliche auf oder nur Metal Bands?

Andreas: Alles Mögliche habe ich früher mal gemacht, als ich das mehr oder weniger hauptberuflich gemacht habe; mittlerweile mache ich eigentlich nur noch Sachen, die mir gefallen, also hauptsächlich Metal. Und vielleicht ein paar kleine andere Sachen. Aber wie gesagt, ich betreibe es wirklich nur noch nebenbei.

Gut, das war es auch schon. Kurz und schmerzlos. Wenn du noch ein paar letzte Worte hast, dann darfst du sie jetzt gerne loswerden.

Andreas: Hab ich letzte Worte? Immer schön am Ball bleiben und es geht weiter.

Danke für deine Zeit und vielleicht ergibt sich ja bald die Möglichkeit, euch doch noch live zu sehen.

Andreas: An mir soll es nicht scheitern. Aber ich kenne das Problem von einigen Bands, da weiß man, wie die Entwicklung so ist. Und es gibt ja genügend Abwechslung, dass man jetzt nicht ständig drauf gestoßen wird. Da geht schnell ganz viel Zeit ins Land, was man vielleicht mit 20 noch nicht so merkt. Ich danke dir jedenfalls auch fürs Zuhören.

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