Black Lotus - Sons Of Saturn | |
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Review von baarikärpänen vom 26.11.2018 (6171 mal gelesen) | |
Leute, ich bin immer noch nicht darüber hinweg! Als Doom-aniac konnte ich gar nicht anders, als mich maßlos zu ärgern, dass es tatsächlich ein naseweiser Schreiberling vor Monaten gewagt hat, "Epicus Doomicus Metallicus" von CANDLEMASS als "durchschnittlich" zu bezeichnen. Denn Doom ist für mich sowas wie eine Lebenseinstellung und ein Meisterwerk bleibt ein Meisterwerk. Mit zunehmendem Alter passt man sich sogar der Behäbigkeit dieses Sounds immer mehr an. Gerade Doom ist besonders dazu geeignet, oft in Verbindung mit den Lyrics, Bilder vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen (okay, für mich klammer ich mal den Funeral Doom mit seinen Röchel-Vocals aus). Vor allem hier im Norden Europas, wo wir nicht nur einen Black Friday haben, sondern jeder Freitag von Oktober bis März "black" ist, kann Doom eine geradezu magische Wirkung entfalten, und mit REVEREND BIZARRE hat Finnland auch eine der wegweisenden neueren (wenn auch nicht mehr existenten) Doom-Bands hervorgebracht. Etwas verwunderlich ist es da schon, dass ausgerechnet jetzt aus dem eher sonnigen Spanien mit BLACK LOTUS eine neue Truppe ihr Debüt "Sons Of Saturn" reinreicht, das mehr als aufhorchen lässt. BLACK LOTUS aus Barcelona existieren seit 2015, "Sons Of Saturn" wurde Ende 2017 eingespielt, von Brad Boatright in Portland/ Oregon gemastert. Und "Sons Of Saturn" ist dunkel! Gegen dieses Album wirken selbst die Meister des Doom, BLACK SABBATH, wie eine fröhliche Flower-Power-Mannschaft. Schon nach dem ersten Durchlauf fühlte ich mich an einen sowjetischen Film erinnert, den ich vor Urzeiten mal gesehen habe, und dessen Handlung darin besteht, den verzweifelten Kampf der letzten überlebenden Menschen nach einem Atomkrieg zu beschreiben. Auch wenn die Lyrics auf "Sons Of Saturn" mit diesem Film wenig zu tun haben, aber alleine die Musik erschafft diese Bilder. Dass wir es hier nicht mit reinrassigem Doom zu tun haben, macht "Sons Of Saturn" umso interessanter. Klar, der Hauptbestandteil bleibt Doom, aber BLACK LOTUS fügen ihrem Sound auch Stoner Rock, traditionellen Metal und Post Metal hinzu. Startet "Sons Of Saturn" mit 'Kings' und seinen Anleihen beim Stoner noch genretypisch, zieht schon das nachfolgende, zehnminütige, 'Sandstorm' den Hörer in einen Abwärtsstrudel, der bedrückender und dennoch anziehender nicht sein könnte. 'Sandstorm' offenbart dann, neben erwähnter Einflüsse, eine Nähe zu den musikalisch völlig eigenständigen TRIPTYKON. Hier wird Dunkelheit zur Kunst. Am zugänglichsten kommt das an THE OBSESSED erinnernde 'Protective Fire' daher, das sich am ehesten an traditionellem Metal orientiert. Da kommt es auch ganz gelegen, dass die Vocals auf "Sons Of Saturn" mehr an Scott Weinrich, denn an Ozzy erinnern. Am allgemeinverträglichsten bleibt das Titelstück, während das elfeinhalbminütige 'The Swamp' noch einmal schwärzer als die schwärzeste Nacht ist, auch wenn der Song selbst zum Ende hin nochmal Fahrt aufnimmt und dann durchaus positiv endet. Erwähnenswert auch die als Zwischenspiele gedachten 'The Pyre', 'Taurobolium-Intro' und 'Return To Erebus', die dafür sorgen, dass die Scheibe wie aus einem Guss wirkt. Leichte Kost haben BLACK LOTUS mit "Sons Of Saturn" wirklich nicht abgeliefert. Das die Spanier es aber mit einem Debüt schon geschafft haben, eine Scheibe mit solch einer Wirkung zu veröffentlichen, da darf man erstaunt sein. Latent sonnigen Gemütern wird man mit "Sons Of Saturn" gewaltig die Laune verderben, aber die dürften eh nicht zur Zielgruppe gehören. Zur Schwermut neigende Hörer sollten sich "Sons Of Saturn" mit Vorsicht nähern. Wer aber bereit ist, sich von BLACK LOTUS auf eine außergewöhnliche Reise in dunkle Abgründe mitnehmen zu lassen, der sollte sich schnellstmöglich ein Ticket, sprich genau diese Scheibe, sichern. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Kings 02. Sandstorm 03. The Pyre 04. Protective Fire 05. Taurobolium - Intro 06. Sons Of Saturn 07. The Swamp 08. Return To Erebus | Band Website: www.blacklotusmusic.net Medium: CD Spieldauer: 44:53 Minuten VÖ: 19.10.2018 |
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