Locrian - Infinite Dissolution | |
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Review von Zephir vom 24.08.2015 (6153 mal gelesen) | |
Urbaner Verfall, Zerstörung, Tod und Apokalypse sind die Topoi, zu denen LOCRIAN den Soundtrack liefert - aber auch Wiedergeburt und Kontemplation bis hin zur Meditation. Die drei Amerikaner aus Chicago und Baltimore haben schon eine Menge Material in der Backlist, hauptsächlich EPs und Splits, nach ihrer Gründung 2005 vor allem als Self-Releases veröffentlicht. 2011 unterschrieb man bei Relapse Records, was der Band einen weitaus größeren Publikumsradius ermöglichte, und publizierte im Jahr darauf das Album "Return To Annihilation", das von Pitchfork seinerzeit als "most provocative and engaging Locrian album to date" gelobt wurde. Die musikalische Mischung von André Foisy (Gitarre), Terence Hannum (Keys, Vocals) und Steven Hess (Drums, Electronics) ist eine Art Black Noise, eine Mischung aus Black Metal, Elektro-Sound, Drone und progressivem Ambient. Die quasi als zweites Album geltende Veröffentlichung "Infinite Dissolution" wirkt wie ein Instrumentalwerk, steht doch schon im Elektro-DroneBlackgaze-Opener 'Arc Of Extinction' das Instrumentarium stark im Vordergrund. Irgendwo in weiter Ferne hört man zwischen archaischen Drums und späterem Gitarrengeschredder eine entrückte Stimme kreischen, deren Lyrics typischerweise unverständlich bleiben. Es lohnt sich, sie nachzulesen, denn hierdurch erschließt sich die Thematik des Albums, die wir ja aufgrund der Musik schon erahnen konnten: Hannum schleudert uns einzelne überdeterminierte Begriffe um die Ohren (Immortal Nature / Reconstructed / Debris Left Behind / The Arc Of Extinction), die die beunruhigende Weltuntergangsstimmung mit avantgardistischer Düsternis untermalen. Obwohl das musikalische Szenario zunächst von Blastbeats und Keyboard-Noise-Gedröhn bestimmt scheint, ergibt sich das Klangbild aus der Mischung von diesem und zahlreichen post-rockigen Passagen, in denen durchaus auch progressive Gitarrensoli zu hören sind. Der faszinierende Eindruck von Dreidimensionalität in der Musik wird verstärkt durch atmosphärische Sounds wie Windrauschen, das beispielsweise den Titel 'KXL I' einleitet. Dieser Track zeigt das Bild postkultureller Zerstörung zunächst als melancholische Post-Rock-Elegie, in den letzten Takten als vertonter Elektrosmog, der die Boxen zum Ächzen bringt. 'The Future Of Death' ist epischer, melodischer, auch grooviger mit rockigem Riffing und mehr Stimme in den geschrieenen, hier aber weniger gescreamten Vocals: Double Helix / Unturning Darkness and / Shadow. 'An Index Of Air' ist eine kleine Trilogie: 'Divinations' verursacht Gänsehaut mit seinem Tribal-Ostinato an den Drums, das sich in 'Air Structures' zu waschechtem Post Black Metal auflöst. Der dritte Teil des Songs, 'Watcher Of The Clouds', endet im Post Metal ohne Schwärze. Es knallt und knattert in den Boxen, als sei in der Tonübertragung etwas defekt, dann setzen Synthie-Strings ein und suggerieren mit 'KXL II' Nostalgie und Vertrautheit, die uns ach wie so trügerisch in die sterbende Wüstenlandschaft 'The Great Dying' überführt. Man blickt über ödes Land und ist mittendrin, der ungewöhnlich plastische Sound des Arrangements von Instrumentarium und Stimme und die saubere Produktion halten den Hörer völlig umfangen. Am Ende gibt es mit 'KXL III' ein desolates Fadeout. Ist Nihilismus die Essenz des Ganzen? Lebt nun nichts mehr? LOCRIAN lassen einen auf "Infinite Dissolution" im Unklaren. Der Albumtitel ist Programm. Die Platte ist ein Meisterwerk apokalyptischer Soundlandschaften, das Seinesgleichen sucht. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Arc Of Extinction 02. Dark Shales 03. KXL I 04. The Future Of Death 05. An Index Of Air i. Divinations ii. Air Structures iii. Watcher Of The Clouds 06. KXL II 07. The Great Dying 08. Heavy Water 09. KXL III | Band Website: www.facebook.com/LocrianOfficial Medium: CD Spieldauer: 47:36 Minuten VÖ: 24.07.2015 |
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