Liserstille - Empirical Ghost

Review von Zephir vom 07.06.2015 (5228 mal gelesen)
Liserstille - Empirical Ghost Art Rock ist etwas, was sich in Diversität ausdrückt. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass das dänische Quartett LISERSTILLE (vormals LIS ER STILLE) bis zu seinem mittlerweile sechsten Album hier und da einige Haken geschlagen hat, zumal die ursprüngliche Intention darin lag, visuelle Kunst auditiv erfahrbar zu machen. Seit 2006 arbeiten sich LISERSTILLE nun an dieser synästhetischen Idee entlang - mit Martin Byrialsen als Frontman und Keyboarder, Tue Schmidt Rasmussen an der Gitarre, Asbjørn Helboe am Bass und Jon Gotlev am Schlagwerk. (Letzterer ist auch für das aktuelle Artwork verantwortlich.)

Das jüngste Baby der vier Herren heißt "Empirical Ghost", und man verspricht damit eine "goldene Zukunft, wo epische Synthesizer regieren". Hmja ... Das klingt fataler, als es tatsächlich ist. Denn obwohl der Synthie-Einsatz in keinem der zehn Tracks fehlt (aber nicht wie bei PINK FLOYD, sondern moderner) und in 'Gold Future' gar ein wenig nach Chiptune-Musik klingt (aber nicht wie bei DUBMOOD, sondern weniger innovativ), übernimmt auch oft genug die Gitarre das Regiment (aber krautig ist es auch nicht). Abgemischt wurde "Empirical Ghost" analog im Avast Studio, Seattle, und zwar von Randall Dunn, der sich schon längst bei experimentierfreudigen Bands wie EARTH, aber auch bei geschwärztem Metallgut wie WOLVES IN THE THRONE ROOM beweisen durfte.

Was ist es denn aber nun, das neue Album von LISERSTILLE? "Empirical Ghost" ist kunterbunt durchmischt von modernen, progressiven, epischen und mitunter verschwurbelten Rock-Elementen, die hörbar in der Prog- und Psychedelic-Sparte wurzeln, über diese aber hinausgewachsen sind und sich in alle Himmelsrichtungen weiter verzweigt haben. Mitunter veranlasst die Musik den Hörer zur staunenden Kontemplation des Kunstwerks, wie das über zwölf Minuten lange 'Zenith', das von ausschweifenden, monumentalen Instrumental-Passagen mit Cembalo und ein bisschen VANGELIS-Style lebt. Zum Ende steigert sich der Song zu einem dramatischen Strudel, der dann urplötzlich abbricht, um Platz zu machen für das extrem kurze Intermezzo 'Hymn To The Sorrow Squad', das klingt wie Prog-Rock à la Notre Dame. Teilweise dominiert ein proggiger Bass, wie in 'This Wonderful You'. Zuweilen tobt Byrialsen sich auch ordentlich am Piano aus, wie im gleichen Track zu hören ist. Anderenorts drücken Musik und Gesang beklemmend aufs Gemüt, so etwa in 'Wall Mark', meinem persönlichen Favoriten, der mit starkem Gitarreneinsatz und zunächst nicht zu erkennendem Metrum vorfährt. Byrialsen schreit zur Abwechslung mal ein wenig, das steht ihm gut und reißt einen mit. Ansonsten ist den Instrumentalparts größere Wirkung zu attestieren, aber das kann auch in den eigenen Hörgewohnheiten begründet liegen.

Kurzum: Es fällt nicht leicht, das bunte Puzzle von artifizieller, eher selten technischer Ausgelassenheit homogen zu beschreiben. Freunde von Psychedelic-Sounds und Art-Rock sollten mal reinhören. Wer es eher true mag, sollte von LISERSTILLEs "Empirical Ghost" lieber die Finger lassen.

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Capsules
02. Cold Future
03. Hymn To The Past
04. Wall Mark
05. This Wonderful You
06. Zenith
07. Hymn To The Sorrow Squad
08. Harlequin's Tale
09. Precognition
10. Hymn To The Echo
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 53:03 Minuten
VÖ: 24.04.2015

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten