Grim Reaper - At The Gates

Review von baarikärpänen vom 01.10.2019 (5115 mal gelesen)
Grim Reaper - At The Gates Life's a bitch! Diese Feststellung könnte Steve Grimmett bedenkenlos unterschreiben. In den 1980ern gestartet, veredelte er mit seiner prägnanten Stimme die ersten drei Alben von GRIM REAPER, sorgte dafür, dass ONSLAUGHT mit "In Search Of Sanity" völlig neue Wege gingen (für mich übrigens immer noch eine Hammerscheibe), veröffentlichte mit LIONSHEART wirklich gutklassiges Material. Ganz zu schweigen von den unzähligen Projekten, an denen er noch beteiligt war. Zum großen Wurf hat es indes nie gelangt. Trotzdem war er nie von der Bildfläche verschwunden. Aber so richtig derbe hat es ihn dann durchgeschüttelt, als er sich im Januar 2017 eine eklige Infektion am Bein eingefangen hatte, in deren Folge ihm der Unterschenkel amputiert werden musste. Wo andere resigniert hätten, sagte sich Mr. Grimmett aber, dass jetzt die beste Zeit wäre, um nochmal richtig was zu reißen.

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So kommt es, dass mit "At The Gates" ein neues Album unter dem Banner GRIM REAPER in den Regalen steht. Mit der Besetzung, die auch den Vorgänger "Walking In The Shadows" von 2016 eingespielt hat, ging es frisch ans Werk. Und gleich vorweg die Anmerkung, dass Grimmett zwar der einzig verbliebene aus der Ur-Besetzung der 80er ist, sich aber Gott sei Dank nichts an der stilistischen Ausrichtung geändert hat, wohl aber an der Stimme des Meisters. Grimmett singt mit einer deutlich dunkleren Klangfarbe im Gegensatz zum Frühwerk der Band. Das mag dem Alter geschuldet sein, ist aber letztendlich ein Pluspunkt. Denn ich kenne einige, die mit Grimmetts früherer, deutlich höheren, Stimmlage wenig anfangen konnten. "At The Gates" startet mit dem Titelsong eher unspektakulär, auch wenn der Song selbst in bester WASP-Manier beginnt. Je öfter man ihn aber hört, desto fester nistet er sich im Gehörgang ein. Ein echter Grower also. Nachfolgendes 'Venom' hat sogar was vom Teutonenstahl der Marke ACCEPT. So richtig Fahrt nimmt "At The Gates" aber mit dem schnellen 'What Lies Beneath' auf. Ein richtig feiner Banger. In diese Kerbe haut auch das formidable 'Rush', das neben der Geschwindigkeit ein sehr gelungenes Riff auffährt. 'Only When I Sleep' weist die deutlichsten Parallelen zu früheren GRIM REAPER-Alben auf und klingt verdächtig gut nach 'I Want More' von "Rock You To Hell". Besonders hervorheben möchte ich den Fakt, dass GRIM REAPER komplett auf Balladen oder auch nur annähernd balladeske Songs verzichtet haben. Abwechslung wird auch so genug geboten, wie zum Beispiel im abschließenden 'Shadow In The Dark', welches fast schon orientalisch anmutende Klänge liefert. Am Ende des Tages ist "At The Gates" kein Album, mit dem GRIM REAPER das Rad neu erfinden, aber eines, das von Anfang bis Ende besten Stoff für Liebhaber von schnörkellosem Metal bietet. Auch wenn der ein oder andere Track sich irgendwie bekannt anhört, so what? Grimmett und GRIM REAPER orientieren sich an dem, was sie schon früher gemacht haben und das klang nun mal so. Da könnte man eher anderen Bands vorwerfen, sie hätten bei den Briten geklaut. Mit Grausen erinnert man sich an die Ebony-typischen (früheres Label der Band) grottigen Produktionen der ersten drei Alben und freut sich deshalb mal wie Bolle, dass "At The Gates" GRIM REAPER mit einem guten und zeitgemäßen Sound zeigt.

Den eingangs erwähnten Schicksalsschlag im Kopf, freu ich mich einfach, dass Grimmett sich als echtes Stehaufmännchen entpuppt, der einfach weiterhin das macht, woran er Spaß hat. Für die Champions League wird es auch mit "At The Gates" nicht reichen, aber die wohlwollenden acht Punkte sorgen dafür, dass sich GRIM REAPER im oberen Tabellendrittel pudelwohl fühlen dürfen.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. At The Gates
02. Venom
03. What Lies Beneath
04. The Hand That Rocks The Candle
05. A Knock At The Door
06. Rush
07. Only When I Sleep
08. Line Them Up
09. Breakneck Speed
10. Under The Hammer
11. Shadow In The Dark
Band Website: www.grimreaperofficial.co.uk
Medium: CD, LP
Spieldauer: 50:46 Minuten
VÖ: 13.09.2019

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