Interview mit Cristiano Sipione von Blind Revolution

Ein Interview von baarikärpänen vom 10.03.2020 (24736 mal gelesen)
Die Italiener von BLIND REVOLUTION haben gleich mit ihrem Erstling "Money, Love, Light" so richtig hingelangt. Völlig verdient haben sie mit ihrer Mischung aus Melodic Rock und AOR satte neun Punkte eingefahren. Da lag es ja auf der Hand, dass wir uns das Interviewangebot nicht haben entgehen lassen.

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Gratulation! "Money, Love, Light" ist ein wirklich großartiges Album, das das Beste aus Melodic Metal/Rock und AOR kombiniert. Wie waren die Reaktionen bisher?

Cristiano: Danke für euer Interesse an der Band. Es freut mich, wenn dir unser Album gefällt. Es ist ja gerade mal einen Monat auf dem Markt und wir sind auf Reviews und Interviews angewiesen, um den Namen BLIND REVOLUTION bekannt zu machen. Wir hatten schon eine Menge an Reviews aus allen Ecken der Welt, und die meisten waren sehr positiv, so wie deines. Wir hoffen natürlich, dass gute Promotion uns dabei hilft, die Verkäufe anzukurbeln und uns noch bekannter zu machen.

Laut Info des Labels existieren BLIND REVOLUTION seit 2010. Warum hat es so lange gedauert bis zum Release des ersten Albums?

Cristiano: Wir kommen aus einer Gegend, wo kaum noch jemand Rockmusik hört. Nachdem mein Bruder Simone und ich uns entschieden hatten, die Band zu gründen, mussten wir etwas suchen, um die richtigen Mitstreiter zu finden. Wir waren zwar schnell in Kontakt mit unserem Bassisten Massimiliano, aber es dauerte ganz schön lange, bis wir unseren Schlagzeuger Giovanni mit an Bord hatten. Das war ungefähr 2015. 2017 haben wir dann mit den Aufnahmen zu "Money, Love, Light" angefangen, mussten aber mitten im Mix abbrechen, auf Grund von persönlichen Problemen. 2019 haben wir die Aufnahmen dann abgeschlossen und mit dem fertigen Album machten wir uns auf die Suche nach einem passenden Label und haben schließlich bei ROAR unterschrieben.

Erzähl doch mal ein wenig mehr über die Jungs in der Band und ihren musikalischen Background.

Cristiano: Alles fing mit dem Gitarrenunterricht an, den Simone mit 15 genommen hat. Sein Lehrer und unser Friseur (und da behaupte nochmal jemand, da gäbe es nur Illustrierte der Regenbogenpresse - der Autor) brachten ihn dann in Kontakt mit Acts wie GUNS 'N' ROSES, IRON MAIDEN, METALLICA oder OZZY OSBOURNE. Ich war 12 Jahre alt zu der Zeit und als Simone einen Sänger für seine erste Band brauchte, fiel seine Wahl auf mich. Über die Jahre hat sich unser musikalischer Geschmack dann verfestigt. Simone ist mehr der Hair Metal-Fan und steht auf Bands wie MÖTLEY CRÜE, KISS, VAN HALEN oder DEF LEPPARD. Ich hingegen fahre voll auf AOR ab, vor allem SURVIVOR, JOURNEY, FOREIGNER und so weiter. Giovanni ist bei uns für die Sounds aus den 70ern zuständig und steht auf Bands wie DEEP PURPLE, BLACK SABBATH oder LED ZEPPELIN. Massimiliano fing mit "The Final Countdown" von EUROPE an, driftete aber dann in eine Prog-Phase ab mit PINK FLOYD und DREAM THEATER. Mit jeder Menge neuem Melodic Rock von H.E.A.T, ECLIPSE oder THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA hab' ich ihn zum Glück wieder auf den richtigen Weg gebracht.

Wenn man sich euer Album anhört, dann bringt das eine Menge Erinnerungen zurück, vor allem wenn man, wie ich, in den 80ern aufgewachsen ist (musikalisch). Eine WHITESNAKE-Referenz hier, ein wenig FOREIGNER oder JOURNEY da. Am Ende aber klingt alles nur nach BLIND REVOLUTION. Was ist euer Trick, wenn es ums Songwriting geht?

Cristiano: Das ist eine gute Frage. Ich denke nicht, dass wir einen speziellen Trick haben. Wie ich ja sagte, haben wir alle bestimmte musikalische Vorlieben. Die mischen wir einfach zusammen und am Ende kommt eben ein typischer BLIND REVOLUTION-Song dabei raus. Ich würde dir sogar widersprechen, denn ich höre da jetzt keine Referenzen an andere Bands in unseren Songs. Nenn es Melodic Rock oder Metal oder auch AOR. Es ist einfach die Musik, die wir lieben, und die kommt von Herzen.

Italien ist ja, wenn es um Melodic Rock oder AOR geht, ganz weit vorne. Das liegt vor allem an Frontiers Records. Um ehrlich zu sein, ich finde, dass eine Menge von dem Zeug, das sie veröffentlichen, völlig austauschbar klingt. War es jemals eine Option, euer Album über Frontiers zu veröffentlichen?

Cristiano: Willst du mich jetzt aufs Eis führen (lacht)? Ich kann dazu nur sagen, dass wir eine Menge Labels kontaktiert haben, aber Rock Of Angels Records waren es, die von uns und unserer Musik dermaßen überzeugt waren, an uns geglaubt haben, so dass wir gar keine andere Wahl hatten, als bei ihnen zu unterschreiben. Was Frontiers angeht, sind sie natürlich eines der führenden, wenn nicht sogar das führende Label, wenn es um Melodic Rock oder AOR geht. Als solches müssen sie jede Menge veröffentlichen. Dass dann nicht jede ihrer Veröffentlichungen ein Kracher ist, lässt sich nicht vermeiden (zwinkert).

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In all den Jahren nach der wirklich großen Zeit des Melodic Rock/ AOR gab es immer wieder Bands, die den Sound weitergeführt haben. Aber gerade in den letzten Monaten sind mit den Alben von HOUSE OF SHAKIRA, THE RAGGED SAINTS und nun eurem Album, wirklich außergewöhnlich gute Scheiben auf einmal rausgekommen. Wäre es nicht toll, wenn Melodic Rock/ AOR ein richtig fettes Comebck hinlegen würde?

Cristiano: Ehrlich gesagt, denke ich, dass es dem Melodic Rock doch ganz gut geht. In den frühen 2000ern war die Situation wesentlich kritischer. Ich sehe da viele großartiger Bands, die von dir genannten inklusive, die wahrgenommen werden. Klar, wir sehen sie nicht mehr auf MTV, aber vielleicht ist das ja gerade der echte Spirit des Rock'n'Roll: Musik für Außenseiter.

Damals haben VAN HALEN oder JOURNEY ja ganze Stadien gefüllt. Wird so schnell nicht mehr passieren. Wie sieht es bei euch denn in Sachen Gigs aus?

Cristiano: Wir haben in den zehn Jahren, die die Band nun besteht, zusammengenommen zwar eine Menge Gigs gespielt, aber, wie ich dir ja schon gesagt habe, kommen wir aus einer Gegen des Landes, wo es echt schwer ist, an Auftritte zu kommen. Also richten wir unser Augenmerk jetzt mehr darauf, auch außerhalb Italiens zu spielen, egal, wo auf der Welt. Wir sind bereit!

Um kurz nochmal auf euer Album zu kommen, das Saxophon-Solo in 'Take The Magic Back' ist mehr als gelungen. Wer von euch hatte die Idee dafür?

Cristiano: Wer liebt es nicht, das Saxophon? Wenn es ein Instrument gibt, das sexy ist, dann das Saxophon. Ich denke sogar, wir sollten es Sexophon nennen (lacht). Nein, Spaß beiseite, wir wollten schon immer mal ein Saxophon-Solo in einem unserer Songs haben. 'Take The Magic Back' schien uns am besten dafür geeignet. Also haben wir unseren Kumpel Gero angerufen, er hat ein paar wirklich abgefahrene Sachen eingespielt und wir haben die besten Takes dann für das Solo verwendet. Und wir sind ziemlich stolz auf das Ergebnis.

Ich habe einige eurer Stücke mit den wirklich sträflichst unterbewerteten Kanadiern von REFUGEE verglichen. Kennst du die Band oder ist es einfach nur purer Zufall, dass ich mich an sie erinnert gefühlt habe?

Cristiano: Ganz ehrlich, ich habe den Namen noch nie gehört. Aber ich muss mich bei dir bedanken, weil ich immer auf der Suche nach tollen Bands bin, egal, ob sie alt oder neu sind. Davon abgesehen ist Kanada natürlich Heimat von vielen Bands, die wir auch mögen, wie zum Beispiel TRIUMPH, BRYAN ADAMS oder BOULEVARD. Aber REFUGEE muss ich mir merken und mich mal auf die Suche machen.

Eure Songs sind wie gemacht für Airplay im Radio. Ist es deshalb nicht schade, dass man mittlerweile im Radio nur noch belanglosen Pop vorgesetzt bekommt und rein auf Rock spezialisierte Sender ein Schattendasein führen? Anders als in den USA, wo Melodic Rock/ AOR immer noch eine große Sache ist. Wie sieht es diesbezüglich in Italien aus?

Cristiano: Ich höre kaum Radio. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, läuft meistens eine CD. Oder es läuft Spotify. Manchmal höre ich auch bei diesen kleinen Web-Radios rein, die den ganzen Tag nur Rock spielen. Ich sage jetzt aber was, was vielen Die-Hard-Metal-Freaks vielleicht nicht gefallen wird: Ich liebe eine Menge von diesen kommerziellen Pop-Songs, die sie im Radio spielen. Warum auch nicht? Man kommt ja auch gar nicht an ihnen vorbei. Gerade weil große Sender oder das Fernsehen nun mal ihr Hauptaugenmerk auf diese Art von Musik legen und weil damit das meiste Geld zu machen ist. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht verboten, zu träumen. Also träumt einfach von einer Welt voller Rock.

Eine letzte Frage noch zum Album. Besonders in eurem Genre drehen sich die Lyrics ja meist um Beziehungen und allem, was damit zu tun hat. Leider hab ich keine Texte von euch vorliegen, aber nachdem, was ich rausgehört habe, geht auch ihr in diese Richtung. Wie wichtig sind euch persönlich die Lyrics?

Cristiano: Im Booklet der CD sind die Lyrics abgedruckt, wenn du nochmal genauer nachschauen möchtest. Klar, es geht um die Liebe, besonders in Songs wie 'Miracle', 'Never Let You Go' oder 'Take The Magic Back'. Aber gerade 'Mary Ann' oder 'Money and Run' haben einen sehr ernsten Hintergrund. Dann gibt's noch 'Getting Stronger' oder 'Keep On Dreaming', wo es um Träume und Hoffnungen geht. Es war schon unsere Absicht, in den Lyrics alle Facetten der menschlichen Seele zu beleuchten. Und ja, die Lyrics sind uns schon sehr wichtig.

Abschließend noch die Frage, ob es schon Pläne für Konzerte außerhalb Italiens gibt? Ich habe ja schon THE RAGGED SAINTS angesprochen und weiß nicht, ob du von ihnen gehört hast. Aber ich finde, ihr und THE RAGGED SAINTS auf einer Tour, das wäre ein echt starkes Package.

Cristiano: Wir würden sehr gerne außerhalb von Italien spielen. Gerade aus Deutschland haben wir bis jetzt die besten Reaktionen auf unser Album bekommen, also wäre es ein Traum, dort aufzutreten. Ob du's glaubst oder nicht, aber THE RAGGED SAINTS habe ich mir gerade vor ein paar Tagen erst angehört und find sie ausgesprochen gut. Das würde wirklich passen. Falls das jemand von ihrem Management lesen sollte, dann möchte er uns doch bitte kontaktieren. Es wäre toll, mit ihnen auf Tour zu gehen.

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