The Tangent - The Slow Rust Of Forgotten Machinery | |
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Review von Metal Guru vom 19.08.2017 (6599 mal gelesen) | |
THE TANGENT (aka Andy Tillison und Co.) waren nie mein 100%iger Fall - ganz im Gegensatz zu anderen schwedischen Retroproggern wie den FLOWER KINGS, HASSE FRÖBERGS MUSICAL COMPANION, KAIPA, KARMAKANIC oder den eher metallischprogressiven PAIN OF SALVATION. Obwohl ich sie in deren Dunstkreis entdeckt, viele ihrer mittlerweile neun Scheiben gehört, einige sogar gekauft und stets versucht habe, ihre Musik zu begreifen/schätzen/würdigen, wurde ich mit ihnen bisher bestenfalls lauwarm. Liegt es an Andys Auftreten/Attitüde/Arroganz, seinen Kompositionen mit ihren gelegentlichen Längen, dem Mangel an mitreißenden Melodien, seiner Sing- bzw. Sprechstimme (die mich manchmal an Peter HAMMILL/VAN DER GRAAF GENERATOR erinnert) - ich bin mir nicht sicher. An seinen Mitmusikanten (siehe hierzu auch den Absatz DIE AKTEURE) liegt es auf jeden Fall nicht. Das Programm kompositorisch/musikalisch zu analysieren, es inhaltlich/textlich zu interpretieren dauerte wahrscheinlich länger als die fünf bzw. sechs Stücke selbst. Hier an dieser Stelle also nur so viel: mit ein bzw. zwei Ausnahmen sogenannte Longtracks (alles ab 10 Minuten Songlänge gehört wohl dazu), erträgliche Dynamik-/Geschwindigkeits-/Instrumentierungs-/Stimmungs-/Takt- und Tonartwechsel, gelegentliche Jazzintermezzi, relativ rudimentäre Rhythmen, tiefschürfende Texte, auftauchende/verschwindende/wiederkehrende Themen - eine einzige, große und vor allem lange Zusammenwürfelung. Das alles beeindruckt ohne Zweifel, ist handwerklich gut bis sehr gut gemacht, aber die Essenz aus fast 80 Musikminuten komprimiert auf sagen wir die Hälfte hätte genauso (wenn nicht sogar mehr) überzeugt. Und ob Zitate/Extrakte/Adaptionen aus GUSTAV HOLSTs "Die Planeten" und & PINK FLOYDs "Echoes" in 'Steps' wirklich sein mussten, überlasse ich Euch - die abwegigsten Inspirationen/Originale/Vorlagen sind sie keinesfalls ... Die Akteure Theo Travis (sax, flute), Andy Tillison (vocals, keyboards, drums!), Jonas Reingold (bass), Luke Machin (guitars, production, vocals) und Neuzugang Marie-Eve de Gaultier (keyboards, vocals) sind Namen, die Glocken läuten, Herzen höher schlagen und Ohren klingeln lassen (sollten) - zumindest die aller Proggies. Aber bedeuten super Musiker und eine super Musikerin bzw. die Nennung ihrer Namen auch super Musik? Ja und nein: Auf der einen Seite spielen sich alle Beteiligten ihre Hände und Füße blutig, singen und sprechen sich ihre Stimmbänder heiser, auf der anderen agieren sie stets nach Andys Masterplan. Genau hier liegt meiner Meinung nach das Problem: Mr. Tillison scheint viel zu sagen und mindestens genauso viel zu schreiben zu haben. Egal, ob in Interviews, Songs oder Werbetexten für THE TANGENT-Veröffentlichungen - er wird einfach nicht müde, Bedeutung/Relevanz/Wert seiner Werke breit und breiter zu treten, zeitgleich seine musikalischen Prägungen/Vorbilder/Wurzeln zu zelebrieren. Vielleicht wäre er damals (als eine Musikrichtung namens Artrock erfunden wurde) gerne mit dabei gewesen oder würde jetzt (da der sogenannte Neoprog noch immer kein Ende zu nehmen scheint) gerne in der neoprogressiven Oberliga mitspielen. Aber obwohl er ein kompetenter Keyboarder, solider Sänger und kein schlechter Schlagzeuger ist - ein begnadeter Komponist wie z.B. Roine Stolt (THE FLOWER KINGS/solo), Jonas Reingold (THE FLOWER KINGS/KARMAKANIC), Neal Morse, Hans Lundin (KAIPA), Daniel Gildenlöw (PAIN OF SALVATION) oder Tomas Bodin (THE FLOWER KINGS/solo) u.v.a. ist er meiner bescheidenen Meinung nach nicht. Die Produktion/der Sound präsentiert sich ausgewogen/differenziert/sauber, wobei der sich der Gesang/die Sprache fast immer im Vordergrund befinden - mir persönlich nicht nur allgemein zu laut, sondern auch generell zu viel. Die vorliegenden MP3-Files klingen hier auf meiner oldfashioned Analoganlage (no Smartschrott) rund/voluminös/warm - dafür, dass sie MP3s sind. Das lässt auf die spezielle Edition hoffen, die man sich nicht nur wegen des einen Bonustracks, sondern auch wegen des anspruchsvollen Covers am besten als Vinyl gönnen sollte: Das Cover bzw. das Frontgemälde wird von Mark Buckingham verantwortet - mal wieder! Mit ihm greifen THE TANGENT rein gestalterisch/künstlerisch/umschlagtechnisch ein ums andere Mal in die Vollen. Im Pressetext wird damit geworben, dass genau diese Zeichnung speziell für 'Rust' und seinen sowohl musikalischen wie auch textlichen Inhalt entworfen wurde. Na, das will ich aber auch hoffen - die Zeit der zweckfreien Zufallscover ist meines Wissens lange vorbei, oder etwa nicht? Wenn man sich dann noch Tillisons Ausführungen zur Isolation des Individuums, zur Verabschiedung des Vereinigten Königreichs oder zum Wiederaufbau vergangener/vergessener Wände reinzieht, machen seine Bezüge auf PINK FLOYDs/Roger Waters "The Wall"/"The Final Cut" schon Sinn. 'The Slow Rust Of Forgotten Machinery' tangiert mich nicht übermäßig - zumindest bisher. Das wiederum bedeutet absolut überhaupt nichts - viele der mir ans Herz gewachsenen Scheiben holperten und stolperten anfänglich vor sich hin, wollten so überhaupt nicht zünden, nur um mir Jahre später umso mehr zu gefallen. Dasselbe kann "Rust ..." also auch noch passieren, allerdings werden mittelmäßige Kompositionen in aller Regel auch durch wiederholtes Hören nicht hochklassig. Im Falle von THE TANGENT kommt noch eine Tatsache erschwerend hinzu: keine einzige ihrer Scheiben kickte mich jemals großartig an ... Gesamtwertung: 6.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Two Rope Swings 02. Dr. Livingstone (I Presume) 03. Slow Rust 04. The Sad Story Of Lead and Astatine 05. A Few Steps Down The Wrong Road 06. Basildonxit (nur auf der Special Edition erhältlicher Bonustrack) | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 80:03 Minuten VÖ: 21.07.2017 |
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