Reason For Jack - Whiskeyhead

Review von Tailgunner vom 01.02.2021 (4516 mal gelesen)
Reason For Jack - Whiskeyhead Als ich die CD der vier Jungs von REASON FOR JACK aus dem Oberbergischen Nümbrecht erstmals in den Händen hielt und nachdenklich betrachtete, gingen mir ob des Coverartworks zwei mögliche Szenarien durch den Kopf, wie sich ein erster Hördurchgang für mich wohl darstellen könnte. Das erste Szenario - und ich hoffte inständig, dass es dazu nicht kommen würde - sah vor, dass ich mich durch ein Werk hören müsste, welches pures MOTÖRHEAD-Geworshippe bietet. Nicht, dass ich kein MOTÖRHEAD mögen würde, aber bis auf ganz wenige Ausnahmen bleibe ich dann doch lieber bei den Originalen, empfinde ich doch das unkreative Abschöpfen der kognitiven Leistung anderer zumeist eher als einfallslos. Zumindest, wenn eine gegebene Formel eins zu eins kopiert wird und die entsprechende Band somit eigentlich über keine eigene Identität verfügt. Da ich über andere Kanäle bereits darüber informiert gewesen bin, dass REASON FOR JACK ihr Dasein 2012 als Coverband begonnen haben, war ich da also durchaus auch etwas voreingenommen. Das zweite Szenario - auf das ich gehofft hatte - sah vor, dass ich mich gleich mit einer Band auseinander setzen würde, welche zwar eine sehr klare Rock 'n' Roll-Attitüde lebt und auch nach außen trägt, das Coverartwork aber wiederum auch ein Augenzwinkern impliziert, wie die Truppe tickt und wie der Rezipient das Ganze aufzufassen hat.

Schmeißt man dann "Whiskeyhead" - welches die Band in Eigenregie produziert und ursprünglich im Frühjahr 2020 herausgebracht hat - in den Player, merkt man relativ schnell zwei Dinge: erstens meinen die es auf eine ungezwungene Art und Weise Ernst, denn das Ding knallt und macht schlichtweg Spaß und zweitens machen die das auch noch ziemlich gut. Somit ist die diesjährige Wiederveröffentlichung von "Whiskeyhead" ein willkommener Anlass, sich mit dem Album hier einmal näher zu beschäftigen.

Glockenschläge eröffnen das Album und Sänger André Quernheim schwört uns mit rauchig-ruhigem Gesang auf die Church of Jack ein, dann bricht sich das Geschehen bann und 'Church Of Jack' sorgt automatisch dafür, dass der Fuß im Tackt wippt. Er kann gar nicht anders. Hatte ich gerade eben noch über einen miesen Arbeitstag nachgedacht? Spielt keine Rolle mehr. Man ertappt sich zwangsläufig dabei, dass man in den Kühlschrank greifen möchte, um mit einem Kaltgetränk seiner Wahl - oder gar einem Jack? - diesen ganzen ordinären Mist des Alltags einfach weg zu rocken. Dreckiger, schwitziger Arbeiterklassen-Rock 'n'Roll, der hier für eine ganz bodenständige Variante von Alltagsflucht sorgt. Dass André dazu das passende Organ hat, steht außer Frage. Bei 'Mercenaries' etwa, erleben wir das hervorragende Zusammenspiel einer sauberen Rhythmusfraktion, welches von Patrick Lacroix´s ausgezeichnetem Gitarrenspiel ergänzt wird. Eine tolle Nummer, die zugegebenermaßen - wie die meisten anderen - eine schwere MOTÖRHEAD-Schlagseite aufweist, jedoch die Mischung macht es. Denn wer hier MOTÖRHEAD erwähnt, der muss auch noch die NITROGODS und ROSE TATTOO in den Ring werfen. Über alle dem schaffen es REASON FOR JACK da ihr eigenes Süppchen zu kochen. imgright Vieles spielt sich im flotten bis sehr flotten Midtempo ab, der perfekte Takt um den Körper mitgehen zu lassen, aber es wird auch variiert. 'The Hunter' ist ein schwerer, stampfender Song, der zum Ende hin noch Fahrt aufnimmt und definitiv herausragt. Das Niveau der Songs ist nicht durchgehend hoch, denn die eine oder andere etwas biedere Nummer findet sich durchaus, wie etwa 'Metal City', welches etwas uninspiriert wirkt. Das trübt aber nicht den Gesamteindruck eines energiegeladenen Rock 'n' Roll-Albums, welches einfach verdammt viel Spaß macht und Schweiß und Whisky atmet. Man sehnt die Tage wieder herbei, in denen man den Göttern des Rock 'n' Roll live Opfer darbieten konnte, um mit den anderen Akolythen dieser Religion bierseelig und so ehrlich wie bodenständig zu frönen. Vielleicht klappt es ja mal mit mir und REASON FOR JACK live, denn man war zuletzt vor der Pandemie an der Live-Front recht aktiv und bereiste auch das europäische Ausland. Bock darauf hätte ich unbedingt. Als weitere Anspieltipps möchte ich noch 'Mengrinding Queen' und 'Break Your Chains' erwähnen.
Für den weiteren Gebrauch muss ich dann noch dringend auf die Gebrauchsanweisung für "Whiskeyhead" verweisen, welche ihr im Booklet findet. Wenn man diese befolgt, sollte eigentlich nichts mehr schief gehen können.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01: Welcome To The Church Of Jack
02: Church Of Jack
03: Tattooed Angel
04: Mercenaries
05: The Satisfier
06: The Hunter
07: Metal City
08: Badass Rock´N´Roller
09: Mengrinding Queen
10: Backstage Bitch
11: Break Your Chains
12: Weekend Warriors
13: Whiskeyhead
Band Website: www.facebook.com/Reasonforjack/
Medium: CD
Spieldauer: 44:40 Minuten
VÖ: 08.05.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten