Ellende - Todbringerin | |
---|---|
Review von Zephir vom 28.08.2024 (11303 mal gelesen) | |
2024 ist das Jahr der Re-Releases. Auch die österreichischen Post Black Metaller ELLENDE veröffentlichen ein Album neu, aber in ganz besonderer Weise. Nämlich ist "Todbringerin", das ich zunächst für ein Folgewerk des 2016er Albums "Todbringer" gehalten habe, tatsächlich dessen Neuaufnahme, und die entstand aufgrund etwas unglücklicher Umstände: Mastermind und Multiinstrumentalist Lukas Gosch alias L.G., der ELLENDE als Beinahe-Soloprojekt führt, verfügte nicht über die vollständigen Lizenzen des alten Releases, und, was die Sache zusätzlich verkompliziert, sind die alten Aufnahmen im frühermals zuständigen Tonstudio auch nicht mehr vorhanden. Aber jede Hürde bietet auch Chancen: Die Neuaufnahme erfolgte in Markus Stocks Klangschmiede Studio E. Wenn das nicht verheißungsvoll klingt! Entsprechend gespannt ist der versierte Fan von ELLENDE und von Werken und Wirken Ulf Theodor Schwadorfs. Insgesamt wurde an den Tracks nicht viel herumgeschraubt, und das ist auch gut so: Die bereits vor Jahren überzeugende Atmosphäre von "Todbringer" kommt auf seiner weiblichen Variante erneut mit instrumentaler Black-Metal-Tiefe und luzider Post-Metal-Transparenz rüber. Sowieso gibt es keinen Grund, weshalb die Todbringerin nicht auch eine Frau sein sollte. Die Produktion ist, wie war es anders zu erwarten, herrlich sauber, ohne überpoliert zu wirken. Alles sitzt, wie es soll - die Instrumentierung dreidimensional und voll; die harschen Vocals vielleicht einen Tick glatter als früher. Wie immer bei ELLENDE liefert auch das neue Output eine Mischung aus fieser Aggressivität und wohliger schwarzer Wärme. Insgesamt ist "Todbringerin" runder (was Post Black ja durchaus sein darf), feingestimmter, ohne kitischig zu werden. 'Scherben', der einstige rhapsodische Fünfzehnminüter, wurde für das Re-Release in zwei Teile aufgeteilt, die allerdings nahtlos ineinander übergehen. Ob dies ein raffinierter Kunstgriff war oder aber technisch erforderlich, ist mir nicht bekannt; funktionieren tun 'Scherben I' und 'Scherben II' auf jeden Fall auch so. Teilweise wurden den Tracks effektvolle Impulse hinzugefügt oder einzelne Instrumentenstimmen mehr hervorgehoben, so etwa gegen Ende des ruhelos treibenden Titels 'Verachtung', der nun bis zum Schluss pulsierend drängt. Leicht geändert hat sich auch das Arrangement im Instrumental 'Versprochen …': In der neuen Version von "Todbringerin" hören wir nun samtene Streichertöne, für die, soweit ich ausfindig machen kann, an der Viola L.G. selbst verantwortlich zeichnet. Mit diesen schwarzromantischen Elementen wussten ELLENDE schon vor Jahren zu begeistern, und das Re-Release erhält damit und mit dem deutlicher hervorgehobenen Gitarrensolo am Ende des Stücks das I-Tüpfelchen, das Fans beim Hören schon immer empfunden haben. Ums kurz zu machen: "Todbringer" war schöne Melancholie, "Todbringerin" ist melancholische Schönheit. Klare Kaufempfehlung. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Am Sterbebett Der Zeit 02. Ballade Auf Den Tod 03. Verehrung 04. Scherben Teil I 05. Scherben Teil II 06. Versprochen… 07. Verachtung 08. Am Ende Stirbst Du Allein | Band Website: https://www.ellende.at/ Medium: CD, DoLP Spieldauer: 51:00 Minuten VÖ: 30.08.2024 |
Alle Artikel