Interview mit Tom Zorn von Weak Aside

Ein Interview von Akhanarit vom 12.04.2015 (11993 mal gelesen)
Nachdem WEAK ASIDE mit ihrem neuen Longplayer "The Next Offensive" bei uns einschlugen, ergriffen wir die Gelegenheit, Bandleader Tom Zorn mal zum Gespräch zu bitten. Der antwortete nur zu gerne und erzählte über die Gründung, das Klonen von BOLT THROWER und natürlich den Labelwechsel.

Hallo Tom und danke für die Interviewgelegenheit. Wie geht es dir und dem Rest der WEAK ASIDE-Meute derzeit?

Tom: Moin Chris! Uns geht es natürlich prächtig nach diesen positiven Rezensionen. Ich hoffe, dass du das gleiche Grinsen im Gesicht hattest, nachdem du diese Scheibe gehört hast. Haben eben am Samstag das Hansemosh in Bremen gespielt. Es war großartig. Super Stimmung vor ausverkauftem Hause. So kann es weitergehen!

Bitte stelle doch unseren Lesern mal kurz deine Band vor. Was führte 2007 zur Gründung von WEAK ASIDE?

Tom: Wir sind WEAK ASIDE aus dem hohen Norden (Emden). Uns gibt es jetzt seit 2006. Line-up, Tom Zorn (Guitar/Vocals), Luke Kerk (Lead Guitar) spielt auch noch bei DAWN OF DISEASE, Alex Pahl (Bass) ex-DEW SCENTED, Marc Dieken (Drums) ex-DEW SCENTED. Releases bisher: "Fire At Will" (2007), "Ghostleader" (2010). Was zur Gründung von WEAK ASIDE führte, war eher zufälliger Natur. Als ich 3 Monate nachdem das FEARER-Buch geschlossen wurde mit ein paar Musikern aus der Gegend weitermachte, war der Vorschlag des damaligen Gitarristen, einen Sound wie BOLT THROWER zu machen. Dieser Sound passte zum damaligen Line-up und bot für mich eine kleine Abwechslung zum vorherigen "FEARER-Gedonner". Es war anfangs nur als Jamsession gedacht, jedoch waren die Proben in den ersten Monaten so fruchtbar, dass wir für uns nach einem Jahr ein Demo aufgenommen haben. Dieses fand in der Gegend solch einen Zuspruch, dass wir zusammen mit Thomas Westphal und Leif Timm eine 200er Auflage ins Leben gerufen haben, welche sich dann auch recht schnell an den Mann bringen ließ.

Vor der Gründung nanntet ihr euch noch SPEARHEAD. Eine Hommage an BOLT THROWER obwohl ihr eher mehr an den Schwedensound erinnert? 

Tom: Wer unser DEMO von damals noch kennt, wird merken, dass der Name absolut passend war, weil wir seinerzeit zu 87% wie BOLT THROWER geklungen haben. Dies hat sich dann mit der Zeit und natürlich auch wegen dem Wechsel einiger Musiker geändert.

Doch schon nach einem Jahr erfolgte die Umbenennung in WEAK ASIDE. Was war der Auslöser dafür?

Tom: Leider bemerkte ich, dass es den Namen SPEARHEAD schon einige Male auf diesem Planeten gab. Von daher lag es für mich nahe, einen anderen Namen zu wählen. Der Name war uns auch in den ersten Monaten nicht so wichtig. Es stand nur der Spaß im Vordergrund, mit keinerlei Verpflichtungen.

Mit "The Next Offensive" stellt ihr gerade euer neues Album vor. Ich muss sagen es war ein echter Genuss für mich! Wogegen führt ihr euren Krieg? Und waren die Artworkparallelen zu "Realm Of Chaos" beabsichtigt? Das "Ghostleader"-Cover erinnerte mich dagegen zum Beispiel stark an TESTAMENTs "Souls Of Black". Entdecke ich da den CLITEATER-Spirit, hahaha?

Tom: Daran habe ich jetzt nicht gedacht. Vielleicht müsste ich da einmal unseren Artworker befragen. Nachdem wir das aktuelle Album fertig gestellt hatten und der Titel für das Album festgelegt wurde, machten wir uns die ersten Gedanken über das Artwork. Als Marc, Thomas Westpahl (Necromania-zine) und ich eines Abends zu einem Jim Beam zusammensaßen, kam auch das Thema Cover auf den Tisch. Nach einer halben Flasche Whiskey erzählten wir ihm, dass wir für unsere neue Scheibe ein Motiv suchten, welches eine Mischung aus BOLT THROWERs "Realm Of Chaos" und Madmax darstellen sollte. Wie du siehst haben wir (Thomas) den Nagel auf den Kopf getroffen.

Zwei von euch kommen von DEW-SCENTED und OBSCENITY (Alex und Marc). Auch DAWN OF DISEASE (Luke) konnte man als Genre-Fan gar nicht übersehen. Ich vermute mal, dass ihr bei diesen Referenzen keine Probleme hattet, die Band ans Laufen zu bekommen. Liege ich da richtig?

Tom: Da liegst du richtig. Es macht halt Spaß mit Musikern zusammenzuspielen, denen du nichts erzählen und erklären musst. Es dauerte nicht lange, da hatten sie sich alle alten Songs, welche wir live spielen wollten, draufgepackt.

Wie ist das neue Album entstanden und welche Stücke liegen dir davon am meisten am Herzen und warum?

Tom: Der "Löwenanteil" dieser Scheibe ist zwischen 2012 und 2013 entstanden, damals noch mit unserem alten Gitarristen Jens, welcher für die Melodien zuständig war. Nach seinem Weggang hat Luke aber seinen Posten hundertprozentig ausfüllen können und sogar hier und da noch einen draufgepackt. Für mich hervorzuheben ist natürlich 'Bloodstorm', da dieser Song der erste Song war, den wir mit WEAK ASIDE geschrieben haben. Auch wenn er schon auf dem 2007er Demo gewesen ist, wollte ich ihn noch einmal mit einem fetten Sound aufgenommen haben. Auch live geht er immer gut ab. Als zweiter Song wäre da 'Gods Of Pain'. Er ruft eine spezielle Stimmung in einem hervor. Eine Art hypnotische Hymne.

Es gibt ja mittlerweile etliche Death Metal-Bands, die sich als Oberthema den Krieg erwählt haben. Was haben WEAK ASIDE zu diesem Thema hinzuzuaddieren, was noch nie innerhalb des Genres thematisiert wurde? Welche Lücke wollt ihr füllen?

Tom: Sich aus diesem besagten Sumpf bzw. Masse an Bands hervorzuheben ist fast unmöglich. Wir glorifizieren in keinster Weise Krieg, was du auch merken wirst, wenn du dir die Texte durchliest. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Die Texte beschreiben das Grauen des Krieges und bringen schlichtweg auf den Punkt, wie scheiße und unnötig kriegerische Handlungen sind. Wir haben uns auch für ein Fantasy-Cover entschieden und keine Fotos von Panzern oder marschierenden Truppen verwendet, um jegliche Effekthascherei auf Kosten von Menschen, die mit kriegerischen Konflikten konfrontiert sind, zu vermeiden. Ich sehe uns eher in der Tradition von Grindcore-Bands, die martialische Texte haben, damit aber auf existierende Begebenheiten aufmerksam machen wollen. Damit meine ich nicht, dass du irgendwelche politischen Botschaften in den Texten findest. Schlussendlich ist der Gesang bei uns ein weiteres Instrument und das Thema passt sehr gut zu dem Sound unserer Band.

Wenn man euren Sound mal genauer betrachtet, dann vereinen sich da etliche Einflüsse zu einem interessanten Stil. Einige Melodien erinnern an die Birminghamer Groovemonster (BOLT THROWER, BENEDICTION), der Groove selbst schielt mehr in Richtung Schweden (GRAVE, DISMEMBER) und einige Riffs frönen ganz unverhohlen der amerikanischen Schule (MORDID ANGEL, DYING FETUS). Der Thrash kommt bei euch auch nicht gerade zu kurz. Die Welt ist nicht genug? 

Tom: In meinen Augen eine normale Entwicklung. Es sind Riffs, Melodien sowie Songstrukturen, welche sich in den 25 Jahren in denen ich Musik mache und dabei auch höre, entwickelt haben. In den meisten Fällen treffe ich mich mit Marc (Drums) im Proberaum und wir spielen drauflos. Es gibt keine Regeln oder Muster welche wir uns auferlegen. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass man in die Thrash-Ecke abdriftet. Solange es passt, ist das für uns völlig ok.

Würdest du zustimmen, dass WEAK ASIDE einen Narren am Sound der Neunziger gefressen haben? Mit dem aktuellen Brecher hättet ihr wohl damals sicher ein Denkmal gesetzt!

Tom: Das kann schon sein. Die Zeit, welche du beschreibst, war für uns (zumindest für Marc, Alex und mich) eine Zeit der Erfahrungen, der Begeisterung, wo wir unzählige Konzerte und Festivals besucht haben. Gerade Anfang der 90er konntest du noch in einen Plattenladen gehen, dir die 2-3 Veröffentlichungen, welche im Monat erschienen sind, blind kaufen und diese zu Hause wochenlang abfeiern.

Für "The Next Offensive" seid ihr von Remission Records zu F.D.A. Rekotz gewechselt. Wie kam das und was hat sich dadurch für die Band speziell verändert?

Tom: Mit dem Chris von Remission Records bin ich seit 15 Jahren in Verbindung. Er hat seinerzeit die FEARER-Alben von uns herausgebracht und hat uns auch bei WEAK ASIDE unterstützt. Für ihn ist das Label im Gegensatz zu FDA kein Fulltimejob. Daher wollten wir einmal etwas Neues ausprobieren. Zudem wurden wir von Herrn F. Albrecht in einem Demoreview, welches er für unser 3-Track-Demo vor 2 Jahren geschrieben hatte, mit FDA in Verbindung gebracht. In diesem stand, dass WEAK ASIDE perfekt in das FDA Regal passen würde. Als klare Veränderung sehe ich schon jetzt den Fall, dass ich seit 3 Wochen vor dem Rechner sitze und Interviews klar mache … *zwinkert* Auch scheinen sich nach Release die Konzertanfragen zu häufen. Von daher denke ich, dass wir alles richtig gemacht haben.

Ich finde, WEAK ASIDEs Musik ist nur bedingt politisch einzuordnen, jedoch reiht ihr euch dennoch in den Reigen jener Bands ein, die den Entscheidungsträgern die Meinung ins Gesicht schreien. Bist du ein politisch interessierter Mensch?

Tom: Da bist du bei mir an der falschen Adresse. Ich bin kein Typ der mit einem Halbwissen polarisierende Meinungen herausposaunt und Menschen in ihrer Meinung beeinflussen möchte. Wenn jemand unsere Musik hört oder auch zu unseren Konzerten kommt, soll er so gut als geht unterhalten werden. Das ist meine einzige Intention!

Was wolltest du schon immer mal in einem Interview gesagt haben?

Tom: Ich sage nur etwas, wenn man mich fragt! *zwinkert*

Wo kann man euch als nächstes live erleben und was erwartet die Headbanger auf euren Shows? Ich denke mal, an Energie dürfte es hier nicht mangeln!

Tom: Also für dieses Jahr steht bis jetzt der 25.04.2015 in Oldenburg im Cadillac an, im Juni sind wir auf dem Protzen Open Air, am 22.08.2015 auf dem Burning Alm Festival und im November ist etwas in Siegen und evtl. noch weitere Gigs im Ausland in Planung. Von uns aus könnte natürlich noch einiges hinzukommen, denn diese Mucke ist für die Bühne geschrieben! Ich hoffe wir sehen uns in nächster Zeit! Aber für nähere Infos besucht uns auf der Facebookseite

Ich danke dir für dieses Interview und wünsche euch alles Gute mit "The Next Offensive". Ich fand es jedenfalls klasse und auch jenen, denen ich was davon vorgespielt habe waren alle der Meinung, dass das Ding was kann. Die letzten Worte gehören nun dir, lass alles raus!

Tom: Erst einmal Danke an Dich und Grüße vom Flachland an das Mülheim-Kärlich. Wenn ihr dies lest, hört ihr hoffentlich die neue WEAK ASIDE und schraubt euch die Rübe ab! Ich hoffe wir sehen uns einmal auf einem unserer raren Auftritte. Cheerz, Tom

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