Livebericht Blood Fire Death |
---|
Ein Livebericht von T.Roxx aus Bruchsal (Musicclub Fabrik Bruchsal) - 22.03.2019 (15705 mal gelesen) |
BLOOD FIRE DEATH haben zu einer Party anlässlich der Veröffentlichung ihrer Live-DVD "An Evening With BATHORY - performed by BLOOD FIRE DEATH" geladen. Wer die Band bisher nicht kennt, bekommt vielleicht durch den Titel der DVD jetzt schon eine Ahnung, was die Jungs machen. Bei der Band handelt es sich um eine BATHORY-Tribute-Band (meines Wissens nach die einzige), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Quorthons Schaffen unter dem BATHORY-Banner live darzubieten. Wie könnte man das Release einer Live-DVD besser feiern als mit einem Live-Konzert? Richtig, mit zwei Live-Konzerten. Zunächst wird es einen Acoustic-Set geben und danach einen normalen elektrischen Set. Nur logisch, dass ich mir das als BATHORY-Fan nicht entgehen lassen kann. Das Event findet in der Fabrik in Bruchsal statt - einem kleinen beschaulichen Örtchen irgendwo im Nirgendwo (jedenfalls, wenn man aus einer Großstadt in NRW kommt). Strategisch ist der Veranstaltungsort jedoch gar nicht so schlecht gewählt, da sowohl die Schweiz als auch das Elsass nicht sooo weit entfernt sind (gut, vielleicht ähnlich weit wie Köln, aber wen kümmern schon Entfernungen, wenn es um ein Live-Spektakel der besonderen Art geht?). Am Club angekommen (der gar nicht so leicht zu finden ist), treffe ich auf die Band und es ist gleich eine familiäre Atmosphäre da - man kennt sich schon länger und die Freude auf den Abend ist groß. Der Club erweist sich als perfekte Location mit prima Lichtanlage, großer Tanzfläche und mehreren Bars - hier lässt's sich gut feiern. Die Bühne ist stimmungsvoll ausgeleuchtet und für den Acoustic-Set entsprechend präpariert. Es dauert auch nicht lange und schon geht es los. Die sechs Jungs steigen gut gelaunt in ihren Set ein und beginnen mit einer akustischen Interpretation von 'Under The Runes', die sehr gelungen dargeboten ist. Und genau hier liegt der Unterschied zwischen einer Tribute-Band und einer reinen Coverband. Sowohl dieser als auch die meisten der folgenden Songs sind einer leichten Bearbeitung unterzogen worden, ohne ihnen den typischen BATHORY-Vibe zu nehmen. Es mag sein, dass der ein oder andere BATHORY-Nerd jetzt den Scheiterhaufen aufbauen würde, aber sei's drum. 'Under The Runes' geht in dieser Version unter die Haut und beschert mir die erste Gänsehaut des Abends. Das folgende 'The Reaper' finde ich mutig, da schwer, vernünftig auf akustischen Instrumenten umzusetzen. Daher überzeugt mich diese Nummer leider nicht so sehr, obwohl die Darbietung über einen gewissen (gewollten) Humor verfügt - ja, auch als Black Metal-Fan darf man mal schmunzeln. Die reinen Black Metal-Stücke an der Akustik-Klampfe umzusetzen, funktioniert vielleicht nicht immer gleich gut oder ist auch Geschmackssache. Daher ist das folgende 'Born For Burning' zwar auch irgendwie witzig, versetzt mich aber jetzt nicht in Euphorie. Was aber bei den ersten drei Stücken schon auffällt ist die Tatsache, dass die Jungs mit viel Herzblut und Liebe zum Detail bei der Sache sind und das der Sänger Marcel - trotz einer nicht ganz auskurierten Erkältung - stimmlich extrem variabel ist. Bei dem folgenden 'Man Of Iron' muss logischerweise nichts verändert werden - der nächste Gänsehautmoment. Als Nächstes ist mit 'The Woodwoman' ein Song am Start, der für mich ein absolutes Highlight ist - absolut top umgesetzt, die Backing Vocals sitzen und Marcels Stimme klingt ein bisschen so wie der gute Jon Bon Jovi in den (bier)seligen 80ern. Echt großartig - dieser ohnehin schon echt geile Song hat durch die Bearbeitung meiner Meinung nach nochmal extrem gewonnen; ich stehe fassungslos da und kann kaum glauben, was ich da höre. 'Necromansy' ist zwar wieder ganz gut umgesetzt, gehört aber für mich zu den Nummern, die akustisch nicht so gut zünden. 'Song To Hall Up High' bedarf mal wieder keiner gesonderten Bearbeitung und wird gefühlvoll und gekonnt gezockt, vereinzelt flammen Feuerzeuge auf. Als nächstes kommt mit 'Woman Of Dark Desires' eine Version, die mit dem Bolero-Rhythmus von Ravel beginnt und dann in eine Country-Ecke geht, dazu der etwas THE BOSS HOSS-lastige Gesang von Marcel, der dem Song so eine gewisse Verruchtheit verleiht - einfach königlich und anbetungswürdig. Es folgt eine gelungene Version von 'Gods Of Thunder', bevor mit 'Ring Of Gold' ein Klassiker kommt, der einfach kommen muss. Spätestens jetzt kann ich die Haare auf meinen Armen abbrechen und ich warte nur darauf, dass aus dem Publikum jemand seiner Angebeteten einen Heiratsantrag macht - aber nee, offensichtlich sind alle Anwesenden im Publikum schon verheiratet. Anschließend wird der Akustik-Set mit dem Doppelschlag 'Ode' und 'War' (allein die Idee der akustischen Umsetzung ist auf eine sympathische Art und Weise verrückt) nach circa einer Stunde beendet und hinterlässt ausnahmslos zufriedene Gesichter im leider zahlenmäßig etwas ausbaufähigem Publikum. Apropos Publikum: das anwesende Publikum kommt unter anderem aus der Schweiz, aus dem Elsass, aus Norwegen, aus Köln und aus Bruchsal - internationaler geht es kaum. Soundtechnisch war das bisher ebenfalls schon ganz großes Kino, der Mann am Mischpult versteht sein Handwerk. Nach einer angemessenen Verschnauf- und Umbaupause geht es weiter mit dem elektrifizierten BATHORY-Set. Der Einstieg kommt mit 'Twilight Of The Gods' episch und mit voller Wucht - natürlich ist auch das Publikum jetzt das erste Mal stimmlich gefordert (wir sind ja nicht zum Spaß hier!). Jede gespielte Note und jeder Chorus sitzt wie Eine eins, das kann man nicht besser machen. Ohne Umschweife geht es weiter mit 'Baptised In Fire In Ice' und auch hier lässt sich das Publikum nicht lange bitten. War es während dem Akustik-Set naturgemäß noch sehr ruhig (schon fast andächtig) im Publikum, ist bei diesem Set schon von Anfang an Bewegung - jedenfalls direkt vor der Bühne (auf der Bühne natürlich auch, wenngleich der Aktionsradius der Bandmitglieder aufgrund ihrer Anzahl und der Größe der Bühne etwas eingeschränkt ist). Marcel hält es jetzt schon nicht (und auch später nicht) ausschließlich auf der Bühne und mischt sich während der Songs immer mal wieder in die Menge, um sich irgendwen auszusuchen, der dann eine Zeile mitsingen muss/darf. Das ist immer eine schöne und witzige Sache und unterstreicht die familiäre Atmosphäre, die bei Konzerten von BLOOD FIRE DEATH herrscht. 'Father To Son' ist als Nächstes dran und auch hier machen die Jungs keine Gefangenen. Das folgende 'Enter The Eternel Fire' ist der erste Song aus der Black Metal-Ära, aber bei weitem nicht der letzte - im Gegenteil: nach einem eher epischen Block ('Seawolf', 'The Land', 'A Fine Day To Die') folgt ein längerer Black Metal-Block, der neben schon im Akustik-Set enthaltenen Nummern noch zusätzlich 'Sacrifice' und - als ganz besonderes Schmankerl das bisher unveröffentlichte Stück 'Satan My Master' (nur auf einer der "Jubileum"-Disks offiziell enthalten) enthält. Und gerade diese Nummer muss für einen Versuch herhalten, den bisher von den Jungs aufgestellten Geschwindigkeitsrekord brechen zu wollen. Das Stück ist ja schon im Original alles andere als langsam. Aber bei der heute von BLOOD FIRE DEATH gespielten Version dürfte selbst den norwegischen Satansbraten von IMMORTAL das Corpsepaint aus dem Gesicht bröckeln angesichts dieses Tempos. Der Rekordversuch ist geglückt, ich glaube, die gestoppte Zeit liegt irgendwo bei 1:30 Minuten. Bei den Black Metal-Stücken unterstützt der Gitarrist Paul als zweite Gesangsstimme nach Kräften, was den Versionen noch eine Spur mehr Garstigkeit verleiht. Offiziell beendet wird der Set mit einem epischen Block, in dem natürlich weder 'One Rode To Asa Bay' noch 'The Lake' fehlen darf. Und hier muss ich noch einmal auf die stimmlichen Qualitäten von Marcel zurückkommen: Wenn man nach so einer Tortur und mittlerweile insgesamt fast drei Stunden Spielzeit 'The Lake' noch sauber intoniert bekommt, das ist schon mehr als nur respektabel. Das gilt natürlich genauso für den Rest der Band, den 'The Lake' lebt ja vor allem von seinem Chorus. Als Zugabe gibt es noch eine A-cappella-Version von 'Hammerheart', die auch einfach nur anbetungswürdig ist. Bei mir jedenfalls sind nach diesem Doppel-Set keine Wünsche an die Set-List übrig geblieben. Und ich bin mir ganz sicher: Wenn man genau hingesehen hat, hat man hinten - im Dunkel an der Bar - den Geist Quorthons gesehen, wie er zufrieden lächelt und an einem Bier nippt. Ich freue mich jetzt einfach nur auf eine Mütze voll Schlaf. |
Alle Artikel