Livebericht Kataklysm (mit Naglfar und Disbelief)

Ein Livebericht von Lord Fubbes aus Gemünden (Up from the ground Festival) - 28.08.2004 (39987 mal gelesen)


UP FROM THE GROUND 2004


"Value for money", das war das Motto des diesjährigen UP FROM THE GROUND-Festival, und das traf auch weitestgehend zu: angefangen bei den moderaten Ticketpreisen (Festivalticket 18 EUR für zwei Tage inkl. Campen) über Bier- und Freßpreise (bspw. 0,4l Bier 2 EUR) bis hin zum Merchandise (Festivalleibchen für 10 EUR) war alles im grünen Bereich, und dafür wurde einem auch wirklich einiges geboten, zumindest musikalisch: KATAKLYZM und MALEVOLENT CREATION als Headliner und dann auch noch als jeweils einzige Deutschlandshow, das muß den Jungs erstmal einer nachmachen.


Auf der anderen Seite gab's auch eher unschöne Sachen, so z. B. gewisse "Security"-Menschen, die unseren Nachzüglern die Luft aus den Reifen ließen und mich dann grundlos verprügelten. Aber dazu später mehr. Allgemein hätte man das Camping jedenfalls etwas besser organisieren können, teilweise hatte man nämlich den Eindruck, als wüsste die rechte Hand nicht, was die linke macht. Aber auch dazu später mehr.


Ein weiterer Punkt, für den aber wirklich niemand was konnte, war das Wetter. Naja, immerhin war es nicht ganz so nass wie eine Woche zuvor auf dem FUN AND CRUST-Festival in Höchstenbach.


Doch gehen wir chronologisch vor und beginnen wir mit der Anreise.


Freitag, 27. August 2004


13:45h Nach recht angenehmer und kurzweiliger Anreise (lediglich die fast unüberholbaren LKW auf den letzten 80km Bundesstraße waren ein wenig nervig) kommen wir -das sind Sonia, Mary und mein Photograph Florian- auf dem ab der Bundesstraße perfekt ausgeschilderten Gelände an. Erster Eindruck: alles ziemlich eng hier. Da der Zeltplatz auf den Wiesen entlang des Mainufers liegt, ist er auch ziemlich schmal, aber dafür lang, was bereits für uns relativ lange Wege zum eigentlichen Festivalgelände bedeutet, für noch später Anreisende umso mehr.


15:00h Nachdem nach einigem Hin und Her mit Security und Zeltnachbarn die Zelte endlich aufgebaut sind und das Auto (neben dem Zelt) geparkt ist, geht's vor zur Bühne. Dort spielt bereits die erste Band des Tages, DAVIDIAN, die durchaus akzeptablen Thrash Metal machen, allerdings geht mir der Gesang ein wenig auf die Eier, und von der zweiten Gitarre war leider nicht allzuviel zu hören. Schade, aber als Einstieg durchaus nicht zu verachten, was auch die ca. zwanzig bangenden Nasen vor der Bühne ähnlich sahen.






Davidian
Der Autor
Publikum

Davidian, der Autor, Publikum


16:00h Weiter geht's mit den Lokalmatadoren RUNAMOK. Deren ein wenig an MEGADETH erinnernder Speedmetal geht zwar gut nach vorne, ist aber wenig originell und irgendwie klingen alle Lieder gleich. Der Stimmung tut das allerdings ebenso wenig Abbruch wie der einsetzende Regen, vor der Bühne bildet sich der erste Moshpit des Tages und auch sonst ist das Gelände bereits überraschend gut gefüllt.


17:00h Death Metal haben sich SCHISTOSOMA auf die Fahnen geschrieben, wobei ich persönlich das ganze eher in die Black-Ecke stecken würde, aber eigentlich sind Schubladen ja doof und wichtig ist, was hinten rauskommt oder so ähnlich. Jedenfalls war das Geprügel der vier Jungs trotz nur einer Gitarre, die auch noch zu leise abgemischt war, ziemlich ordentlich und hat auch mich erstmals in den Moshpit gelockt.


17:45h Bis auf die etwas zu dominanten und dadurch nervigen Keyboardflächen konnten auch CRYPTIC WINTERMOON mit ihrem melodischen Black Metal durchaus überzeugen, allerdings sah das die breite Masse etwas anders, denn vor der Bühne war's mal wieder merklich leerer geworden, was wohl daran lag, daß ein Großteil der Besucher Death- und Thrashfans waren. Der Show tat das allerdings keinen Abbruch, insbesondere der Basser bangte, was das Zeuch hielt.


18:30h Ganz schön groovig wurde es dann bei DEW SCENTED, denn obwohl sich die vier Jungs aus Niedersachsen deathigen Thrashmetal (oder thrashigen Death?) auf die Fahnen geschrieben haben, möchte ich das ganze fast Metalcore nennen, wenn der Begriff nicht bereits so überstrapaziert wäre. Wie gesagt, stellenweise grooven die Riffs ganz ordentlich, aber auch die chromatischen Hackriffs und eher klassischen Thrashpassagen lassen im Moshpit ganz ordentlich was abgehen.


19:30h DISBELIEF, die danach die Bühne besteigen sollten, musste ich mir leider ebenso entgehen lassen wie meine Ex-Proberaum-Mitbenutzer AGATHODAIMON, weil sich unsere Nachzügler angekündigt haben, die wir nun auf den Zeltplatz lotsen wollten, was sich als schwieriger als erwartet herausstellte. Trotzdem hab ich mir von Aga noch schnell Autogramme am Metal Hammer-Stand geholt, vermisse dort allerdings meine Lieblings Bandhure Matze R., den ich dafür auf dem Weg zum Zeltplatz treffe.


Doch zurück zum Chaos: obwohl wir unseren Nachzüglern extra einen Parkplatz freigehalten haben, dürfen diese nicht mehr mit dem Wagen aufs Campinggelände fahren. Da wir allerdings nicht allzuweit vom Eingang wegzelten, parken sie nach Rücksprache mit einer ominösen Securitytante ("Mir doch egal, ob ihr hier steht.") ihre Karre ebendort und schleppen die wichtigsten Sachen wie Zelte, Isomatten etc. grad die paar Meter zum Zelt, wo ich erstmal warte. Und warte. Bis es mir irgendwann zu doof wird und ich mal vorlatsche, um mal zu gucken, was dort vor sich geht. Dort angekommen, sehe ich zwei Securityfritzen, die gerade die Luft aus Maiks Autoreifen lassen, sowie ebendiesen und noch ein paar von uns, die mit einer Türstehertype am Rumdiskutieren sind.


Für letzteren war meine verdutzte Frage, was hier denn abginge, offenbar Grund genug, mir erstmal eine aufs Maul zu hauen bzw. mich auf den Boden zu werfen und fast zu erwürgen, was ihm womöglich auch gelungen wäre, wenn mein hurtig herbeigeeilter Schreiberlingkollege Denis von Vampster nicht dazwischen gegangen wäre, während ca. 20 Leute unbeteiligt daneben standen. Dolle Show!


Daß bei solcherart Türstehergestaltern der Metabolismus eher die Muskeln als das Hirn versorgt, zeigte sich kurz darauf, als das 1,90m große Puddingbilder-Paket, das mich eben noch lustige Sternchen sehen ließ, plötzlich einen auf gut Freund machte und mir gar ein Bier aufzwang. Immerhin hat mir Rolf Irache Estefanez (mit Apostroph über dem letzten e!) gar noch bereitwillig seinen Namen verraten und buchstabiert.


Da mir und den andern glücklicherweise nichts passiert ist, hab ich mal gnädigerweise auf eine Anzeige verzichtet, was Rolf nicht davon abhielt, später selbst die Bullen zu rufen, dann allerdings zu merken, daß das ja keine gute Idee ist und sie wieder unverrichteter Dinge wegzuschicken.


22:00hNachdem dieser unerquickliche Zwischenfall halbwegs glimpflich vorüber war und die Zelte der andern aufgebaut, konnte man sich endlich mal wieder in Richtung Festivalgelände bewegen, wo mittlerweile die schwedischen Black Metaller NAGLFAR auf der Bühne stehen, die ich ja auf dem With Full Force verpasst habe. Vom Hocker gehauen hat mich der Auftritt der pösen[tm] Nordmänner nicht gerade, aber dafür, daß ich eigentlich gar keinen Black Metal mag, war's echt doch ganz gut.






Malevolent Creation
Malevolent Creation
Malevolent Creation

Malevolent Creation


23:00h Obwohl MALEVOLENT CREATION, die gar eigens für das Festival eingeflogen wurden, grandios genial böse sind und mit ihrem Florida-Death Metal alles plattmachen, denk ich mir, daß ich jetzt eh platt bin bzw. aufgrund der erwähnten Zwischenfälle auch keinen Bock mehr habe und geh nach zwei Songs doch zum Zelt. Obwohl die Amis doch wirklich sehr geil waren, wie mir die andern bestätigt haben.


Samstag, 28. August 2004


Der Tag beginnt ziemlich verregnet, weswegen wir uns dazu entschließen, endlich mal den Pavillon aus dem Auto zu holen und aufzubauen. Bei der Gelegenheit holen wir dann gleich auch das Auto auf den Zeltplatz, weil plötzlich doch keiner mehr vorne steht und aufpasst.


11:00h Die Darmstädter LUNATIC DICTATOR eröffnen den Reigen für heute und glänzen neben sehr geilem Death/Thrash Metal (CD-Besprechung folgt demnächst hier) mit einem unsichtbaren Trommler, den sie wohl zuhause vergessen haben und deswegen vom Band laufen lassen müssen. Der Musik schadet das aber keineswegs, die doch erstaunlich vielen Nasen, die sich um diese unchristliche Uhrzeit vor der Bühne versammelt haben bangen jedenfalls schön im Takt.


In der Umbaupause wird von irgendeinem Promotionheinz ein lustiges Gewinnspiel ausgerufen: wer am versifftesten aussieht, gewinnt ein Promopaket, bestehend aus Postern, Aufklebern und ähnlichem Krams. Dies nehmen etliche der Anwesenden zum Anlaß, sich mal richtig im Matsch vor der Bühne zu suhlen. Wer allerdings gewonnen hat, vermag ich leider nicht zu sagen.


12:00h Passend zum Wetter spielen jetzt GORILLA MONSOON, die micb aber mit ihrer Mischung aus Stonerrock und Doom Metal aber nicht direkt umhauen, deswegen gehen wir erstmal zum Zelt und hauen die restlichen Steaks auf den Grill. Unterwegs sammeln wir noch Sören, den Basser von BLINDMAN KILLS (vgl. Livebericht vom 20. August) sowie Gitarrist Patrick ein, die dann auch gleich inoffizielle CD-Releaseparty in unserem schönen Pavillon machen. Auch hier folgt demnächst eine CD-Besprechung.






Sören
Patrick
Releaseparty

Sören, Patrick von Blindman Kills, inoffizielle Releaseparty


17:00hWegen einer Mischung aus akuter Faulheit, ganz viel nassem Wetter und dummem Gespräch versacken wir dann bis fünf am Zelt, bis ich mich dazu aufraffen kann, den Schweinfurter Speedthrash-Veteranen VENDETTA meine Aufwartung vor der Bühne zu machen. Die fünf Jungs geben ordentlich Gas, aber irgendwie zünden die Songs bei mir nicht so richtig, mehr als handwerkliches Geschick und eine lustige Show kann ich den fünf Jungs leider nicht attestieren. Deswegen geht's erstmal wieder zurück zum Zelt, Bier trinken, wo ich dann auch großteils die Nietenbanger und Thrashmetalposer DESASTER verpaß, aber die letzten beiden Songs, die ich dann wieder mitbekommen habe, ließen darauf schließen, daß ich nicht allzuviel verpasst habe: böses Gepose mit zig Kilo Nieten und ansonsten ganz netten, aber etwas unoriginellen Black/Thrash Metal.


19:00h Weil die Dänen MNEMIC ausgefallen sind, können FINAL BREATH, die Band der beiden Veranstalter, etwas früher anfangen und sich dafür auch etwas mehr feiern lassen. Das allerdings haben sie sich wirklich verdient, nicht bloß, weil sie das Festival organisiert haben, sondern auch, weil sie musikalisch durchaus überzeugten. Ihre Mischung aus Death und Thrash ging ganz ordentlich nach vorne, und dank der vielen lokalen Fans war nicht nur der Platz vor der Bühne erstmals an diesem Tag richtig voll, sondern die fünf Jungs hatten auch sichtlich Spaß.


21:00hNach x Zugaben war dann aber auch für die Veranstalterband irgendwann Schluß, um Platz zu machen für die italienischen Goten-Black Metaller GRAVEWORM. Obwohl mir wider Erwarten die Musik doch recht gefiel gingen mir doch mal wieder die zu übertrieben, zu häufig und teilweise sehr unpassend eingesetzten Keyboards auf den Nerv. Nicht, daß ich was gegen Tasten oder ihre Bediener hätte, aber Metal ist nunmal Gitarrenmusik und mit Klavier- und Synthiesounds kann man zwar prima Akzente setzen und gute Songs zu sehr guten Songs aufwerten, allerdings ist es wie beim Kochen mit Gewürzen: richtig dosiert machen Gewürze das Essen lecker, übertreibt man's, schmeckt man gar nichts mehr heraus. (Hammondorgelgeschwurbel lasse ich mal außen vor, weil sich der typische Hammondsound prima mit Gitarrensounds verträgt, quasi die Sättigungsbeilage für Schweinerockkapellen wie die SPIRITUAL BEGGARS... Aber das nur am Rande.) Dafür sah die Tastenfrau aber sehr lecker aus und eigentlich hat sie auch nicht schlecht gespielt, sondern nur zuviel.


In der Umbaupause geht's mal kurz wieder zum Auftanken zum Bierstand bzw. erstmal wieder zum Bonausgabestand. Und das funktioniert so: man tauscht Bargeld gegen Bons und diese wiederum gegen Bier oder Happa Happa. Zumindest am Bierstand hat das System wunderbar funktioniert, man musste nie sonderlich lange anstehen.


22:30h Pünktlich zu ILLDISPOSED, die für die Sepultura-Klone EKTOMORF eingesprungen waren, kam ich dann auch wieder vor die Bühne, und zumindest ich war über den Tausch mehr als erfreut. Schon auf Platte sind die Dänen ja eine richtige Wucht, aber daß live dann doch so eine Dampfwalze draus wird, hätte ich nicht gedacht. Gewürzt wurde das klassische Death Metal-Gebolze dann mit lustigen Ansagen auf Deutsch ("Warum soll ich englisch sprechen? Ich spreche genauso schlecht englisch wie ihr.") mit sehr sympatischem dänischen Akzent.







Kataklyzm
Kataklyzm
kataklyzm

Kataklyzm
Kataklyzm
kataklyzm

Kataklyzm


23:45h Wer könnte den Auftritt von Illdisposed toppen, wenn nicht KATAKLYZM? Erwartungsgemäß setzen die ebenfalls extra eingeflogenen Kanadier nochmal einen obendrauf und werden zu einer extremen Belastung für meine Nackenmuskulatur. Gleich zu Anfang wird mein persönlicher Favorit 'Manipulator of Souls' vom Album "Epic - The Poetry of War" verbraten, das eh fast komplett runter genudelt wird ebenso wie "Serenity in Fire" (sowohl der Song als auch das Album). Was ich dagegen schmerzlich vermisse, sind alte Knaller wie 'Sorcery' oder überhaupt irgendwas altes. Dennoch ein sehr geiler Auftritt und ein gelungener Abschluß für ein insgesamt doch gelungenes Festival.


Wenn die Veranstalter sich nächstes Jahr etwas genauer angucken, wen sie so als Security arbeiten lassen (zugegebenermaßen haben das alle ehrenamtlich gemacht, und bis auf den einen Knallidiot waren die alle anderen meist doch recht nett) und die Security sich untereinander ein wenig besser abstimmt (und nicht einer was anderes sagt als der nächste), dann wären meine Hauptkritikpunkte beseitigt, doch auch so möchte ich "Danke" sagen für ein alles in allem sehr geiles und preislich recht günstiges Festival. Auf daß nächstes Jahr besseres Wetter herrschen möge!



Location Details
Up from the ground Festival in Gemünden (Deutschland)

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten