Interview mit Zsolt Galambo (Gitarre) von Wisdom

Ein Interview von Stormrider vom 17.09.2011 (9682 mal gelesen)
Zsolt Galambo, Gitarrist der ungarischen Power-Metaller WISDOM plaudert mit uns darüber, dass man Musiker am besten bei einem Trinkgelage akquiriert, über die Metal-Szene in Ungarn und über das musikalische und inhaltliche Konzept des aktuellen Albums "Judas".

Hey Zsolt, als erstes natürlich Glückwunsch zur Veröffentlichung eures neuen Albums "Judas", welches ich für unser Magazin besprochen habe. Ich kannte euch bzw. euer Debut nicht und muss sagen, dass ich angenehm überrascht gewesen bin. Das Album hat das Potential, eine große Anzahl von Power-Metal-Fans anzusprechen. Lass uns aber vielleicht mit eurer Historie beginnen. Fasse doch bitte die Geschichte von WISDOM von den Anfängen kurz zusammen.

Zsolt: Klar, mach ich, und danke für das gute Review. Es begann recht lustig mit WISDOM, hat sich aber alles wirklich fantastisch entwickelt. Unser Bassist Mate hatte die Idee, eine Band mit starken Musikern zu gründen. Er hat sich daraufhin mehrere Gigs angeschaut und dabei die Musiker aufmerksam analysiert. Dabei hat er auch zwei Konzerte gesehen, auf denen ich Gitarre gespielt habe, woraufhin er mich einfach angesprochen hat. Natürlich haben wir dabei einen gehoben und es wurde ein wirklich lustiger Abend, trotzdem haben wir uns aber irgendwie aus den Augen verloren. Später habe ich dann zufällig erfahren, dass er alle Positionen besetzt hat, außer der des Leadgitarristen. Wir kamen wieder ins Gespräch und alles nahm seinen Lauf. So hat 2001 alles begonnen. Wir feiern also wirklich schon zehnjähriges Jubiläum dieses Jahr.

WISDOM (Weisheit Anm. des Red.) ist ein wahrhaft großes Wort. Wieso habt ihr euch für einen Bandnamen mit solch einer immensen Bedeutung entschieden?

Zsolt: Die Wahl des Bandnamens sind wir damals sehr sorgsam angegangen. Er sollte sowohl einfach, verständlich und sich vor allem gut zu merken sein, egal ob man des Englischen mächtig ist oder nicht, als auch einzigartig. Wir suchten einen Namen, der nicht von einer anderen Band hier in Ungarn oder auf der Welt benutzt wird. WISDOM ist ein wunderschönes Wort, es hat so eine tiefe Bedeutung und wir haben es schlussendlich gewählt, um das gesamte Konzept hinter der Band auf diesem Namen zu aufzubauen. Ich denke, dass wir alle Voraussetzungen erfüllt haben, die wir selber an den Bandnamen gestellt haben.

Blicken wir auf euren aktuellen Rundling. Ihr habt fünf Jahre gebraucht um mit "Judas" euer zweites Album zu veröffentlichen. Wieso hat es so lange gedauert das Album fertigzustellen?

Zsolt: Wie du vielleicht weißt, hatten wir Probleme mit unserem ehemaligen Sänger. Wir konnten mit ihm einfach nicht mehr länger zusammenarbeiten und haben uns vor drei Jahren entschieden, getrennte Wege zu gehen. Wir haben also nach einem neuen Sänger Ausschau gehalten. Erst nur in Ungarn, dann weltweit, denn es war alles andere als einfach jemanden zu finden der zu uns passt. Naja und gerade als wir dachten, dass wir niemand passenden mehr finden werden, kam zufällig dieser Typ um die Ecke. Gábor Kovács, unser anderer Gitarrist traf Gábor Nagy, den neuen Sänger, auf einer Party. Nach ein paar Drinks begannen sie verschiedene Songs zu singen, wie man das auf Partys so macht. Gábor Kovács war von der Stimme beeindruckt und lud Gábor Nagy daraufhin ein, ein paar Demos einzusingen. Als er es mir anschließend vorspielte, war ich alles andere als begeistert, um ehrlich zu sein. Sie haben nach einer Woche dann aber noch ein zweites Demo gemacht, und da war ich dann wirklich beeindruckt. So eine Steigerung in nur ein paar Tagen!! Ich dachte, ich traue meinen Ohren nicht. Von da an wussten wir, dass wir wohl unseren neuen Fronter gefunden hatten. Die Songs hingegen standen teilweise schon seit 2-3 Jahren. Es lag also wirklich an der Sängersuche, dass wir so lange für unser zweites Album gebraucht haben.

Wo habt ihr "Judas" produziert und habt ihr dabei ganz altmodisch oder mit den heute üblichen Pro-Tools aufgenommen

Zsolt: Den Großteil des Materials haben wir in Gábor's Blacksmith Studio in Budapest aufgenommen. Er hat dort alles was wir für die Recordings brauchen. Gitarren, Bass und Vocals sind dort, wie heute üblich, am PC aufgenommen worden. Nur für die Drums haben wir uns ein anderes Studio genommen. Mix und Mastering wurden dann allerdings wieder bei Gábor gemacht.

Ich denke, eure Musik lässt sich sehr gut als orchestraler Power Metal beschreiben, der glücklicherweise gitarrenorientiert und nicht so keyboardüberfrachtet ist. Ich nehme an, dass BLIND GUARDIAN und EDGUY Einflüsse für euch waren, aber wen seht ihr denn weiterhin als Inspirationsquellen an?

Zsolt: Danke! Wir sind mit alten HELLOWEEN aus der Kiske Ära und IRON MAIDEN aufgewachsen. Später kamen dann STRATOVARIUS, HAMMERFALL und andere tolle Power Bands dazu. Ich denke, dass sie den größten Einfluss auf uns hatten. Früher konnte ich mit Keyboards im Metal jedoch gar nichts anfangen, wenn sie nicht gerade von Kevin Moore (Ex-DREAM THEATER Anm. des Redakteurs) gespielt wurden. Daher war es mir wichtig, keine Keyboards in unseren eigenen Songs zu verwenden.

Ein prominenter Gast auf der Scheibe ist Mats Leven (u.a. THERION, MALMSTEEN und TREAT Anm. des Redakteurs). Wie konntet ihr ihn hierfür gewinnen?

Zsolt: Ich muss sagen, dass das einfacher war, als erwartet. Wir haben ihm eine eMail geschrieben, die Tracks und Ideen geschickt und er hat zugesagt. Er ist ein unglaublich professioneller und bodenständiger Typ und natürlich auch ein fantastischer Sänger, der meiner Meinung nach zu den besten Sängern der Welt gehört. Wie du selber auf der Platte hören kannst, hat er einen perfekten Job abgeliefert.

Schauen wir kurz auf die Lyrics. Gibt es ein Konzept das sich durch die Songs von "Judas" zieht, und welche Rolle spielt Wiseman, der Character, dessen Geschichte laut Info-Sheet in euren Alben beschrieben wird? Wie spiegelt sich das ganze in dem Artwork wieder, welches ihr gewählt habt? Haben die Lyrics eine persönliche Bedeutung für Dich oder handelt es sich um rein fiktive Geschichten?

Zsolt: Wir haben zwar ein Konzept, welches auf jedem Album fortgeführt wird, dennoch sind die einzelnen Songs inhaltlich nicht miteinander verbunden. Manche Stücke führen die Geschichte des Wiseman fort, während andere einfach von großen Denkern und Denkerinnen inspiriert wurden. Wiseman ist ein fiktiver Charakter, der aber auch Bezug auf unsere reale Welt nimmt, um das euren Lesern etwas näher zu verdeutlichen. Wir leben in einer von materiellen Werten geprägten Welt, in der all die Sichtweisen der großen Dichter und Denker in Vergessenheit geraten sind. Nur noch wenige Menschen leben die Menschlichkeit und Humanität, die wir eigentlich gegenüber unseren Mitmenschen praktizieren sollten. Glücklicherweise ändert sich das so schrittweise wieder, denn trotz all dem Müll den uns die Massenmedien jeden Tag vorkauen, wachen die Menschen, wenn auch langsam, wieder auf.

Nach dem Statement zur allgemeinen Situation. Wie ist es denn um die Metal-Szene in Ungarn bestellt?

Zsolt: Die Szene in Ungarn ist alles andere als cool um ehrlich zu sein, und durch die Finanzkrise ist es auch nicht wirklich besser geworden. Touren sind überhaupt ein großes finanzielles Risiko hier. Festivals hingegen laufen wirklich gut. Aus diesem Grund werden wir im Herbst/Winter eine Tour spielen, bei der Dank der Hilfe von Sponsoren kein Eintritt von den Fans zu zahlen ist. Wir hoffen, dass das alles problemlos läuft.

Wie ich lesen konnte, habt ihr die Bühne bereits mit solch illustren Bands wie MAIDEN, HEAVEN & HELL und JUDAS PRIEST geteilt. Welche Bedeutung hat es für Euch solche Legenden zu supporten?

Zsolt: Als wir WISDOM gegründet haben, hätten wir niemals geglaubt, dass wir eines Tages so viele unserer Jugendidole supporten dürfen. Wir sind immernoch Fans und es sind Träume für uns wahr geworden mit solch legendären Musikern gemeinsam eine Bühne zu teilen. Ich persönlich komme aus einem kleinen Dorf mit gerade mal 1.600 Einwohnern und habe dort meine ersten musikalischen Gehversuche unternommen, bevor ich nach Budapest gezogen bin. Heute kann ich mit meinen Idolen spielen. Das ist wirklich unglaublich und ein tolles Gefühl.

Welche Pläne habt ihr mit WISDOM für die Zukunft?

Zsolt: Wir arbeiten bereits an unserem nächsten Album und haben hierfür sogar Deals mit einer japanischen und einer amerikanischen Plattenfirma unterschrieben. Weiter werden wir einen Beitrag zur ProgPower USA Compilation beisteuern. Wir hoffen, dass sich dadurch vielleicht die Möglichkeit ergibt, ein paar Gigs außerhalb von Ungarn oder sogar auf einem anderen Kontinent zu spielen

Damit sind wir auch schon am Ende des Interviews. Ich danke Dir für Deine Zeit und vielleicht sieht man sich ja mal auf einer zukünftigen Tour. Wie es bei uns Tradition ist, gehören die letzten Worte Dir. Noch etwas, was Du unseren Lesern sagen möchtest

Zsolt: Ich danke Dir für das Interview, hat Spaß gemacht, Deine Fragen zu beantworten. Und an unsere Fans: Wir sehen uns auf Tour oder einem Festival, rockt weiter und "Getcha pull" wie es Dimebag sagen würde (Dimebags Ausdruck für "Habt eine gute Zeit" Anm. des Redakteurs).

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