Interview mit Sami von Survivors Zero

Ein Interview von Kex vom 14.11.2009 (10379 mal gelesen)
Ein Produzent hat keine Lust mehr auf durschnittlichen Metal - und gründet seine eigene Band. Das ist im Kurzen die Geschichte von SURVIVORS ZERO. Bereits Anfang nächsten Jahres sind sie mit HYPOCRISY auf Tour. Gründer Sami Jämsen stellte sich meinen Fragen.

Erst mal herzlichen Glückwunsch zu eurem Album. Ich war begeistert. In eurer Heimat scheint ihr auch ziemlich gut angekommen zu sein.Ist SURVIVORS ZERO mehr ein Neben- oder doch ein Hauptprojekt?

Sami: Ich habe für das hier mehrere Jahre aufgewandt und gerade erst hatten wir einen Wechsel im Line-up, weil Reimas Verpflichtungen für IMPALED NAZARENE mit unserem Tourplan kollidieren würden. Deshalb entschied er sich für den Ausstieg, aber die jetzige Besetzung wird 100% geben, schließlich werden wir auch viel auf Tour sein.

Mit was genau am finnischen Metal warst du bei der Gründung von Survivors Zero unzufrieden?

Sami: Ehrlich gesagt gibt es in der finnischen Metalszene nur sehr wenige Bands, die ich wirklich mag. Hier hat niemand die Musik, die ich so liebe, auf die Weise gemacht, wie sie sein sollte. Aber ich sah die Möglichkeit etwas zu verändern. Ich mag diesen Schwert- und Drachenkampfmetal, der momentan sehr beliebt ist, überhaupt nicht.

Bis vor kurzem wart ihr auf Tour in Finnland - wie waren die Reaktionen der Fans?

Sami: Da gab es nur gute Rektionen. Während ein paar Gigs unserer Tour hatten wir schon ansehnliche Mengen und den ein oder anderen Moshpit vor uns. Für uns als Neulinge ist das echt cool. Aus der ersten Reihe kamen auch einige, um nach dem Auftritt mit uns zu reden, was ein gutes Zeichen ist. Sie könnten auch Bierflaschen nach uns werfen, aber ich habe das Gefühl, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Ab etwa der Hälfte der Tour, musstet ihr als erste Band starten - hat sich dies auf die anwesenden Fans negativ ausgewirkt?

Sami: Nein. Da kamen Leute richtig früh, nur um uns zu sehen. Beim letzten Auftritt hatten wir sogar beinahe volles Haus und die Menge war wunderbar!

Weshalb ließ sich nichts an der Bandabfolge ändern?

Sami: Es gab einige Beschwerden, weil die Spielzeit auf der Homepage des Tavastia Clubs nicht mit dem Tourplan übereinstimmte. Laut deren Plan sollten wir als erstes spielen, doch wir waren der Hauptakt dieses Tages. Für einige war das OK, andere aber verpassten so SOTAJUMALA. Um Verwirrung zu vermeiden, blieben wir schließlich bei einer festen Reihenfolge.

Zu eurem Album - wie waren die Reaktionen auf Tour?

Sami: Bei einem der Auftritte sang ein Kerl alle Songs mit. Jede Zeile der Texte. Ich glaube, er mochte uns, haha. Die Menge hätte nicht besser sein können, es machte echt Spaß, diese Tour zu spielen. Wunderbare Leute!

Was beinhaltet deiner Meinung nach qualitativ hochwertiger Deathmetal?

Sami: Eine starke Verbindung zu den Hochtagen des Deathmetal mit einem modernen Touch. Das verkörpern für mich heutzutage HYPOCRISY, BLOODBATH, CANNIBAL CORPSE und solche, die ähnlich klingen.

Was bedeutet dies für euer Songwriting?

Sami: Jeder Song muss sich gut anfühlen, ganz egal, ob er 1991 oder 2025 geschrieben wurde. Es müssen eben Klassiker sein.

Ihr gebt relativ wenig neue Impulse, wie unterscheidet ihr euch da von anderen Bands des Genres?

Sami: In Finnland fällt mir jetzt keine Band ein, die sich so anhört wie wir. Ich denke aber, dass wir den charismatischsten Screamer und Growler Finnlands in unserer Band haben. Und unsere Songs rocken verdammt noch mal einfach! Das Harte des Heavy Metal und das Brutale des Deathmetal finden sich in ihnen wieder.

Besonders beeindruckt hat mich "Fortress of Lies" in all seiner geballten Kraft. Hass scheint das zentrale Element eurer Musik zu sein - wo nehmt ihr so viel Wut her?

Sami: Tommi und Wilska sind für die Texte verantwortlich. Ich gebe bloß Titel und ein Konzept hier und da rein. Für "Fortress" habe ich den Titel gegeben und Tommi den Text. Ich glaube, es spiegelt seine ganz persönlichen Ansichten über Lügner und solche, die dir in den Rücken fallen, wieder. So Leute, die sich "Freunde" nennen, aber keine Zugeständnisse machen und ständig zurückschlagen. Der Zorn kommt aus dem Leben. Die Scheiße, durch die man gehen musste und die Sachen, die man um sich herum sieht.

Was ist die Zentrale Botschaft von CMXCIX?

Sami: Es geht um Heuchelei und Lügen. Wie die Christen, die das Ende der Welt erwarten, wann immer Zahlen- oder Sternkonstellationen passend erscheinen… wie 999, 1999. Natürlich wird es dazu nicht kommen, aber mit Lügen und blinden Lämmern, die dir folgen, kann man sich anscheinend alles erlauben.

Warum gerade dieser Titel?

Sami: Er bezieht sich auf das Jahr 999.

Hat sich deine Erfahrung im Bereich der Studioarbeit positiv auf die Produktion ausgewirkt?

Sami: Auf jeden Fall! Du hörst eher, wenn alles zusammenpasst. Und dieses mal fühlte es sich gut an, einfach selbst zu spielen und zu sehen, wie nach und nach alles zusammen kam. Wenn du dein eigener Produzent bist, fällt dir eine Riesenlast von den Schultern. Jonas war dafür verantwortlich und er kam echt gut damit zurecht.

Man hört in Vergleichen immer wieder Namen wie ARCH ENEMY, AMON AMARTH oder auch CHILDREN OF BODOM - gefällt euch das, mit diesen Genregrößen verglichen zu werden oder ist es euch vor allem wichtig wegen eures doch sehr eigenständigen Mixes bekannt zu sein?

Sami: Wir hatten nie vor, das Rad neu zu erfinden. Wir machen den Stil, der uns gefällt und bei dem wir Spaß haben zu spielen. Wenn ich Songs mache, denke ich nicht darüber nach, wie sehr sie nach Originalen klingen, wie komplex sie sind oder wie jazzig-progressiv das Riffing ist. Ich denke daran, wie viel Spaß es machen wird, einen Song live zu spielen oder wie großartig sie auf der Bühne klingen werden. Ich habe aber auch schon oft gehört, dass wir unseren ganz eigenen Sound haben und dieser wird sich mit dem nächsten Album sicherlich festigen. Der Vergleich stört mich keinesfalls, diese Bands mag ich sowieso, ich fühle mich mehr geehrt. Wenn du Thrash Metal machst, solltest du eben auch nach Thrash Metal klingen, oder?

Ihr tourt nächstes Jahr mit HYPOCRISY unter anderem auch durch Deutschland - wie kam dieser Kontakt zustande?

Sami: Die Leute, die für HYPOCRISY die Tour organisieren, hörten unsere Musik und waren begeistert. Ich denke das war Ausschlag gebend. Wir haben noch einige Hammershows gespielt, das dürfte auch nicht geschadet haben.

Erwartet die Fans bereits neues Songmaterial?

Sami: Noch nicht. Vor der Europatour lassen wir es erst mal ruhig angehen, machen ein paar wenige neue Songs und üben sie gut. Es wäre ziemlich genial die Fans in den Songwiriting Prozess mit einbinden zu können. Das sehen wir später.

Vielen Dank für eure Antworten - die letzten Worte gehören an dieser Stelle euch:

Sami: Wir haben im Bandbus diese geniale Band namens STEEL PANTHER gehört… Tod allen, außer dem Metal!

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