Amaranthe - Manifest

Review von Cornholio vom 02.10.2020 (10004 mal gelesen)
Amaranthe - Manifest An den Senkrechtstartern AMARANTHE scheiden sich die Geister. Die einen feiern die Band für Songs wie 'The Nexus' ab, die anderen kratzen sich am Kopf und fragen sich, ob das überhaupt noch Metal ist. Diese Frage kann ich relativ leicht mit einem deutlichen "Ja" beantworten, denn es sind verzerrte Gitarren, fette Drums und starke Sänger(innen) vertreten. Trotzdem wird dem Sextett vorgeworfen, zu kommerziell zu sein. Ob das nun true, trve oder nicht ist, darf jede/r selbst entscheiden. Solange die Band Spaß an dem hat, was sie tut, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen. Wenn man ihren Stil nicht mag, hört man halt nicht hin. Ja, es ist wirklich so einfach!

Auf ihrem sechsten Longplayer "Manifest" führt die Band ihren Weg unbeirrt fort; warum auch nicht? Der Erfolg gibt ihnen schließlich Recht! Auch unter den zwölf Songs sind ein paar vermeintliche Hits, das fängt schon mit dem Opener an. 'Fearless' vereint alles, was die einen an den Skandinaviern lieben und die anderen an dem Sextett hassen. Das zweite Stück, das in diese Kerbe schlägt, ist das famose 'Viral', welches bereits im Sommer als Single ausgekoppelt wurde. Ich persönlich mache deutliche Parallelen zu SABATON aus, was aber nicht weiter verwundert. Zum einen waren beide Bands im Januar noch zusammen auf Tour, außerdem haben AMARANTHE das Lied '82nd All The Way' von den Schweden im Frühjahr als Cover veröffentlicht. Zum anderen verbindet beide Bands aus meiner Sicht die gleiche Attitüde: Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Natürlich ist es nicht immer schwarz und weiß, aber im Grunde ist man beiden Bands entweder wohlgesonnen, oder man lehnt beide eben mehr oder weniger konsequent ab.

Allerdings ist es nach diesen beiden Liedern auch größtenteils vorbei mit der Herrlichkeit. Die restlichen zehn Songs weisen für mich die gleichen Hauptprobleme auf. Zum einen sind acht der restlichen Lieder nach dem gleichen Strickmuster geschrieben: verzerrte Gitarren, die Engelsstimme von Elize Ryd und im Gegensatz dazu die Growls von Henrik Englund Wilhelmsson und cleaner Gesang von Nils Molin. Es passt zwar alles, und wirklich schlecht sind die Lieder auch nicht, aber außer den angesprochenen 'Fearless' und 'Viral' bleibt zumindest bei mir nichts hängen. Die beiden weiteren Ausnahmen sind die Ballade 'Crystalline' und das core-angehauchte 'BOOM!', auf dem Elize Ryd eine Pause bekommt. Des Weiteren gibt es auf "Manifest" lediglich einen Song, der länger als vier Minuten geht ('BOOM!' mit einer Spielzeit von 4:13). Das kann man auf mehrfache Weise interpretieren. Ich verstehe, dass die Band ihre Songs nicht künstlich in die Länge ziehen und gleich zum Punkt kommen will. Als Gegenargument steht aber der Punkt, dass der Song fertig ist, ehe er richtig angefangen hat. Aus meiner Sicht ist es kein Wunder, dass sich nur wenige Songs nachhaltig im Gehörgang festsetzen; die dafür aber dann richtig. In Sachen Songwriting hätte man aus einigen Songs wirklich mehr rausholen können.

Das Album wartet übrigens mit einigen Gaststars auf. So ist auf 'Strong', einem der besseren Songs der restlichen zehn, BATTLE BEAST-Röhre Noora Louhimo zu hören. Das akustische 'Crystalline' wird von Perttu Kivilaakso (APOCALYPTICA) und Elias Holmlid (DRAGONLAND) mit Cello und Piano veredelt. Für 'BOOM!', ein weiterer Song von der "guten Seite der Medaille", hat die Band Heidi Shepherd von den BACKYARD BABIES gewinnen können, und für den Rausschmeißer 'Do Or Die' hat Jeff Loomis (ARCH ENEMY, ex-NEVERMORE) ein Solo beigesteuert. Als Bonustracks, die mir leider nicht vorliegen, gibt es das oben angesprochene SABATON-Cover, eine weitere Version von 'Do Or Die', bei der die Ex-ARCH ENEMY-Sängerin Angela Gossow zu hören ist, sowie eine akustische Version von 'Adrenaline' und den Song 'Crystalline' als orchestrale Version.

Es ist also gar nicht so einfach, "Manifest" zu beurteilen. Nach einmal hören klingt wirklich alles sehr ähnlich, aber mit 'Fearless' und 'Viral' kristallisieren sich nach mehreren Durchläufen zwei Überflieger heraus. Trotzdem bleibe ich dabei, dass insgesamt mehr drin gewesen wäre, wenn man beim Songwriting etwas ausgefeilter zu Werke gegangen wäre.



Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Fearless
02. Make It Better
03. Scream My Name
04. Viral
05. Adrenaline
06. Strong
07. The Game
08. Crystalline
09. Archangel
10. BOOM!
11. Die And Wake Up
12. Do Or Die
Band Website: www.myspace.com/amaranthemetal
Medium: CD
Spieldauer: 40:19 Minuten
VÖ: 02.10.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten