Alcatrazz - Born Innocent | |
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Review von Stormrider vom 07.08.2020 (8668 mal gelesen) | |
Graham Bonnet hat eine bewegte Karriere hinter sich. Kaum ein Sänger hat mit so vielen als ikonisch-exzentrischen Gitarrenhelden zusammengespielt wie der mittlerweile über 70 Jahre alte Brite. Wenn man nur die größten Namen herauspickt dann liest sich das schon sehr exklusiv: Yngwie Malmsteen, Steve Vai, Michael Schenker, Ritchie Blackmore, Chris Impellitteri, um nur ein paar zu nennen. Dazu hat er nicht Wenigen von ihnen erst zum Durchbruch auf breiter Ebene verholfen und auch als Solokünstler hat der Gentleman ein beachtliches Repertoire zu bieten. Nun hat er unter dem Banner ALCATRAZZ ein neues Album am Start. Wieso man aber nun ausgerechnet diesen Bandnamen wieder auspackt, das ist für mich nicht so ganz schlüssig. Klar der Name hat einen gewissen Kultstatus, aber die letzte reguläre Albumveröffentlichung datiert aus dem Jahr 1986. Die bloße Tatsache, dass mit Keyboarder Jimmy Waldo und Bassist Gary Shea zwei Originalmitglieder auf "Born Innocent" wieder dabei sind, macht das Album trotzdem noch nicht zu einem richtigen Bandalbum. Denn die Gästeliste die auf den 13 Songs aufgefahren wird, die ist so fast so lang wie die Liste der Veröffentlichungen von Mr. Bonnet. Es gibt zwar mit Joe Stump einen etatmäßigen Gitarristen, der sich ohrenscheinlich an unser allerliebstem Ferrarifahrer orientiert und einen ordentlichen Job macht, aber daneben steuern Chris Impellitteri, Jeff Waters, Bob Kulick (R.i.P.), Nozumu Wakai, Steve Vai und Dario Mollo Gastbeiträge oder gleich ganze Songs bei. Was nun aufgrund des massiven Namedroppings nach einer Menge Klasse klingt, liefert leider auch die Achillesferse von "Born Innocent". Denn das keiner der genannten Musiker sich einen handwerklich-qualitativen Ausfall leistet ist klar. Aber leider wirkt das Album dadurch insgesamt auch ein wenig zusammengeschustert und wenig wie aus einem Guss, sondern wie eine Compilation, der Graham seine Stimme leiht. Diese ist weiterhin kräftig und markant, dafür gebührt ihm definitiv Respekt, aber dennoch fühlte es sich beim Hören nicht an, als würde man einem in sich geschlossenem Album lauschen, sondern eben einer Reihe Tracks von verschiedenen Songwritern die vom gleichen Sänger eingesungen werden. Wenn man darüber hinwegsehen kann, dann gibt es für den Classic Rock-Hörer alles was das Herz begehrt. Angefangen vom wirklich gelungenem Titeltrack, der ordentlich aufs Gaspedal tritt und bei dem Chris Impellitteri die Gitarrensaiten shreddet und soliert als gäbe es kein Morgen, über den melodischen Powermetal in 'Finn McCool', hin zur großen Dramaturgie in der Semi-Ballade 'Warth Lane'. Das abschließende 'For Tony' ist dann jedoch mehr als ungewöhnlich und kommt ein wenig wie eine bayerische Bläserkapelle daher, denn Trompete und Saxophon sind hier doch sehr gewöhnungsbedürftig eingesetzt. Alles in allem ist "Born Innocent" bestimmt kein schlechtes Album, und man darf jeden Respekt vor Graham Bonnet haben, in dem Alter noch so eine Performance hinzulegen, aber so wirklich rund fühlt es sich nicht an. Dazu kommt eine Produktion, der es leider ein wenig an Punch mangelt. Am Ende bleibt daher die Frage, ob man sich und/oder der eigenen Legende einen Gefallen tut, wenn man 2020 einen Nachfolger zu den Klassikern aus den 80ern unter dem Namen ALCATRAZZ veröffentlicht. Aber das mag natürlich alles auch daran liegen, dass man die alten Alben mit anderen Ohren hört, als man das mit aktuellen Veröffentlichungen tut. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Born Innocent 02. Polar Bear 03. Finn McCool 04. We Still Remember 05. London 1666 06. Dirty Like The City 07. I Am The King 08. Something That I Am Missing 09. Paper Flags 10. The Wound Is Open 11. Body Beautiful 12. Warth Lane 13. For Tony | Band Website: www.alcatrazzofficial.com/ Medium: CD Spieldauer: 58:05 Minuten VÖ: 31.07.2020 |
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