Naga - Void Cult Rising | |
---|---|
Review von Blaze Breeg vom 13.11.2019 (4473 mal gelesen) | |
Wenn Doom-Fans an junge italienische Bands aus ihrem favorisierten Genre denken, dürfte ihnen derzeit zuerst das grandiose Quartett MESSA aus dem malerischen Cittadella (Provinz Padua) einfallen. Der Bekanntheitsgrad der Neapolitaner NAGA, deren Logo im Übrigen stilistisch eine frappierende Ähnlichkeit mit demjenigen der Norditaliener aufweist, ist hingegen noch überschaubar. Daher zunächst ein paar einführende Worte zu diesem Trio, das meiner Meinung nach viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Die Band erblickte im Jahr 2013 das Licht der Welt. Sie besteht aus dem Schlagzeuger Dario Graziano, dem Bassisten Emanuele Schember sowie dem Gitarristen/Sänger Lorenzo De Stefano. Die beiden Herren am Vier- bzw. Sechssaiter spielten zuvor bereits in der phänomenal betitelten (Schüler-)Band KILL THE EASTER RABBIT zusammen. NAGA weist in dieser Beziehung mehr Tiefgang auf, welcher der Musik gut zu Gesicht steht: Hier stand nicht der Osterhase, sondern eine indische Schlangengottheit Pate, die über magische Fähigkeiten verfügt und bei Bedarf eine menschliche Gestalt annehmen kann. Mit "Void Cult Rising" präsentieren die Süditaliener nach "Hēn" (2014) ihr zweites Langeisen. Darüber hinaus finden sich in der Diskografie die beiden EPs "Naga" (2013) und "Inanimate" (2016). Das Release-Tempo weist demnach auf eine anhaltende Kreativität. NAGA selbst geben zu Protokoll, dass sie extreme, langsame Musik machen, die von den Genres Sludge, Doom und Black Metal beeinflusst sei. Bandnamen, die in diesem Zusammenhang fallen, sind CELTIC FROST, TRIPTYKON und NEUROSIS. Stilistisch erinnert mich "Void Cult Rising" wegen des harschen Gesangs sowie der hypnotischen Riffs zudem an MARE ("Ebony Tower") und MGLA. Mit den Polen gibt es auch auf der lyrischen Ebene Schnittmengen, da sich bei NAGA ebenfalls alles um das Thema Nihilismus dreht. Da es sich bei Lorenzo De Stefano um einen studierten Philosophen handelt, der gerade an der Universität Mainz an seiner Doktorarbeit werkelt, überrascht dieser intellektuelle Ansatz nicht. Wer mit den oben genannten Genres etwas anfangen kann, sollte "Void Cult Rising" einen Probedurchlauf gönnen. Doom-Traditionalisten, die beim Black Metal-typischen Keif-Gesang die Flucht ergreifen, sollten hingegen lieber weiter Messiah Marcolin oder Robert Lowe zuhören. Insofern es hier keine Berührungsängste gibt, steht einer aufregenden, nervenzehrenden Reise in die Düsternis nichts mehr im Wege. NAGA ziehen dich auf ihrem Zweitling 45 Minuten lang in den tiefsten Abgrund. Die oben bereits erwähnten hypnotischen, hier aber vor allem schleppenden, äußerst sinistren Riffs bilden das Herzstück einer Platte, die man auf jeden Fall ganz in Ruhe, am besten unter Kopfhörern in einem abgedunkelten Raum genießen sollte. Es sind mehrere Durchgänge vonnöten, um sich angesichts der vielen Details im facettenreichen Klangkosmos der Neapolitaner ein fundiertes Urteil bilden zu können. Da dieser schwarze Brocken nur in seiner Gesamtheit Sinn ergibt, verbietet es sich, einzelne Songs als Highlights herauszugreifen. "Void Cult Rising" ist im Ganzen gesehen ein perfekter Soundtrack zur aktuellen Jahreszeit. Wer auf abendliche Spaziergänge im Nieselregen, vorzugsweise bei einem schneidenden Wind, steht, wird bei NAGA im Ohr auf seine Kosten kommen. Abschließend wünsche ich mir die Band auf Grund besagter Atmosphäre ganz dringend im Billing des HAMMER OF DOOM 2020. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Only A God Can't Save Us 02. Melete 03. Bedim The Sun 04. Thanatou 05. Pyre 06. Void Cult Rising | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 44:55 Minuten VÖ: 15.11.2019 |
Alle Artikel