Nami - The Eternal Light Of The Unconscious Mind

Review von Contra vom 17.11.2013 (4426 mal gelesen)
Nami - The Eternal Light Of The Unconscious Mind Ich wusste nicht, dass es in Andorra eine Metal-Szene gibt. Ok, es war durchaus denkbar, denn warum sollte es dort niemanden geben, der Metal mag? Es ist natürlich auch völlig nachvollziehbar, dass es in diesem winzigen Fleckchen Berglandschaft zwischen Spanien und Frankreich Metal-Bands gibt, aber als ich NAMI aus Andorra La Vella zur Rezension bekam, dachte ich nur: "Ich wusste nicht, dass es in Andorra eine Metal-Szene gibt." Aber es gibt sie. Warum auch nicht? Allerdings zählen die Metal Archives nur mächtige drei aktive Bands aus dem Fürstentum, was aber bei ebenso mächtigen 85.000 Einwohnern - etwas weniger als die mecklenburgische Weltmetropole Schwerin - nicht weiter verwundert.

NAMI veröffentlichten 2011 ihren Erstling "Fragile Alignments", der stilistisch irgendwo zwischen OPETH und PORCUPINE TREE angesiedelt war, mit einem Schuss DREAM THEATER. Progressive Death Metal also, mit Hang zur Polyrhythmik. Auch das Zweitwerk "The Eternal Light Of The Unconscious Mind", welches ich meiner Finger zuliebe nicht mehr beim vollen Namen nennen werde, schlägt in diese Kante. So richtig festpinnen lässt sich der Stil des Quintetts allerdings nicht, da sie im Verlauf des Albums deutlich die Richtung wechseln. Erinnern der Opener 'The Beholders' und die nachfolgenden Songs mit ihrem Melodeath-Riffing noch sehr stark an eine modernere Version uralter DARK TRANQUILLITY, entwickelt sich der hintere Teil des Albums zu einer fast reinen Ambient-Geschichte. Auffallend ist, dass NAMI über weite Strecken auf traditionelle Songstrukturen pfeifen und selten wiederkehrende Elemente einbauen. Viele Songs kommen ohne ein direkt ersichtliches Grundgerüst aus Strophen und Refrains aus. Das macht "Erzlanger Albumtitel für ne Band mit so 'nem kurzen Namen" recht unvorhersehbar und damit durchaus interessant. Insbesondere, weil die Jungs nicht nur mit ihren Instrumenten umzugehen wissen, sondern das auch gut arrangieren können. Insbesondere, wenn NAMI den Melodeath raushängen lassen, machen sie richtig viel Spaß. Das Resultat ist erstaunlich finnisch für eine südländische Band, vor allem ANATHEMA, alte AMORPHIS und die erwähnten DARK TRANQUILLITY kommen mir in den Sinn, wenn auch NAMI ihre Musik deutlich vertrackter angehen. Pünktlich zur Albumhalbzeit schwenken sie mit 'The Animal And The Golden Throne' allerdings komplett um und spielen fast nur noch langsame, größtenteils instrumentale Ambienttöne, die mit Metal nun mal so gar nichts mehr zu tun haben wollen. Richtige Geschwindigkeitsausbrüche finden sich auch im ersten Albumteil nicht, aber erst mit dem Abschlusstrack 'The Dream Eater' finden NAMI zurück zum Schlagzeug.

Ich bin hin- und hergerissen, ob ich NAMIs Zweitwerk überhaupt benoten soll. Während sie sich im Metal bewegt, kann man sich die Scheibe mehr als gut anhören. Aber gut die Hälfte des Albums ist noch nicht einmal im Rock verwurzelt, kann also als Metal-Album erst recht nicht bewertet werden. Die ruhige Albumhälfte ist ebenso gut gelungen, wie die klar metallische, steht aber eben im krassen Gegensatz zu dieser. Ich habe mich letzten Endes gegen eine Note entschieden, auf ein ganzes Album hochgerechnet würde die erste Hälfte der Platte allerdings eine gute 8 bis 8,5 bekommen.

Aus Schwerin kommen übrigens fünf aktive Bands. Wahnsinn.

Anspielen: 'The Beholders', 'Ariadna', 'Hunter's Dormancy'.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. The Beholders
02. Ariadna
03. Silent Mouth
04. Hunter's Dormancy
05. The Animal and The Golden Throne
06. Bless of Faintness
07. Hope in Faintness
08. Crimson Sky
09. The Dream Eater
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 51:49 Minuten
VÖ: 04.11.2013

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