Kall - Brand | |
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Review von Zephir vom 22.06.2020 (7855 mal gelesen) | |
Wann immer sich eine Musikformation phoenixgleich flammend aus einem niedergegangenen anderen Projekt emporschwingt, werden sich die Bandmitglieder dem Vergleich mit eben jener alten Gruppe stellen müssen. Das ist nicht immer sinnvoll - und auch im Falle der 2012 gegründeten KALL, deren Vokalist Kim und deren beide Gitarristen H. und Fix dereinst bei den legendären LIFELOVER spielten, wird man sich den Vergleich vielleicht besser verkneifen. Der Respekt vor dem verstorbenen Mastermind B. wiegt schwer, und hier soll das zweite Output von KALL, "Brand" betitelt, ohne das übliche "klingt wie" und "klingt ja ganz anders als" betrachtet werden. "Brand" ist deprimierend düster und unheilvoll, schwarz, ohne wirklich blackmetallisch zu sein, eher experimentell. Maßgeblich für den lyrischen Gehalt ist der Track 'Eld', der metaphorisch einen Waldbrand und die dadurch erfolgende Katharsis skizziert. Dieser kleine Hoffnungsschimmer, der auch auf dem Coverart festgehalten wurde, ist aus der Musik ehrlicherweise kaum herauszuhören. Dabei liefert das Album viel Raum für vertrackt-versonnene, streckenweise psychedelische Instrumentalpassagen. Es liegt ordentlich jazzig-avantgardistische Tiefe und Struktur in dieser Musik, während die fast ausschließlich harschen, oft gequälten, mitunter röchelnden, erstickenden Vocals ihren Beitrag zu einem durchdringend desperaten Stimmungsbild leisten. Die Besetzung hat seit dem selbstbetitelten Debüt von 2014 leicht variiert. Bassist Phil A. Cirone, der unter anderem auch bei HYPOTHERMIA spielt, kam uns bereits zu Ohren; neu dabei ist Drummer Peter, der auch mal bei CHAINSAW unterwegs war und seit bald zwei Jahrzehnten bei den Melodic Deathern CANOPY trommelt. Ganz und gar ungewöhnlich ist die Platzierung von Saxophonistin Sofia, die vor allem revolutionären Titeln wie 'Fukta Din Aska' eine besondere Note verleiht. Den Begriff des Progressiven möchte ich in diesem Zusammenhang vermeiden, weil er jeden Metalhead auf die falsche Fährte lenken wird, aber die kompositorische Arbeit von KALL ist in der Tat alles andere als klassisch. Mal wähnen wir uns stoned, benommen, mal einem explosiven Chaos schutzlos ausgesetzt. Das Besondere an der Musik ist, dass sie sich einerseits in ihrer völlig zerrissenen, scheinbar diffusen Struktur gegen jegliches gewohnte Hörverhalten sperrt, andererseits aber den Hörer unausweichlich in einen dunklen Mahlstrom wirrer Gefühle und halluzinierender Bilder einsaugt. Dabei geht das unverstellte emotionale Grauen tief unter die Haut. Und diese Parallele werde ich dann wohl doch zu LIFELOVER ziehen müssen ... Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Rise 02. Eld 03. Fervour 04. Fukta Din Aska 05. Hide Below 06. Fall | Band Website: www.facebook.com/kallofficial/ Medium: CD Spieldauer: 59:38 Minuten VÖ: 19.06.2020 |
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