Seeming Emptiness - Heavy Rain | |
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Review von Zephir vom 30.06.2016 (5115 mal gelesen) | |
Manchmal sagt ein Cover mehr als tausend Worte. Das Artwork von "Heavy Rain", zweites Output des deutschen Soloprojekts SEEMING EMPTINESS, spricht unmissverständlich jene Bildsprache, die sich musikalisch nur in ambientösem Post-Progressive-Doom äußern kann. Und das Herz des aufmerksamen Atmospheric-Fans wird höher schlagen, wenn er beim Abspielen der Platte auch noch feststellt, dass es sich um ein reines Instrumentalwerk handelt. Prädikat Naturmacht Promotions - wenn das mal nicht vielversprechend klingt. Wer all die depri-ernsthaft-schönen Instrumente so tapfer bestreitet, entzieht sich leider meiner Kenntnis. An melancholischer Gitarre, gerne mal Hi-Hat-lastigen Drums und überdeutlich hervortretendem, schwerem Bass ist alles vorhanden, was der Soundtrack zum Untergang der Zivilisation eben liefern sollte. Ja, richtig gelesen: "Heavy Rain" dealt inhaltlich ganz ernsthaft mit großen Themen, auch wenn diese rein musikalisch verarbeitet werden. Der Tenor: Die Menschheit richtet sich selbst zugrunde. Macht- und Geldgier regieren ('Dispatched Fortune'), daran krankt selbstzerstörerisch das eitle Menschensystem ('Retrogression'). Bis hier bewegt sich das Album noch auf breitgewalzten, zähklebrig asphaltierten Straßen musikalischer Doom-Zivilisation. 'Riven', der nächste Song, der mit der Uneinigkeit des Systems dealt, groovt mit deutlicher Temposteigerung vergleichsweise beschwingt hinterher und liefert zwischenzeitlich fast jazzige Auswüchse, die in Post-Metallische Gitarrenarbeit mit ein wenig Plimmelim übergehen (aber nur ganz dezent). Der Titeltrack 'Heavy Rain' startet natürlich mit dem Sound schwer auf die Dächer fallenden Regens. Der Bass hängt irgendwo im Keller, der Krieg bricht aus. Zunächst ist es ein doomiger Krieg, der sich schleppt, kriecht, wälzt. Im letzten Drittel aber zeigt SEEMING EMPTINESS, was auch hier an den Saiteninstrumenten möglich ist, und liefert ein paar starke Progressive-Riffs. Abermals ein Szenenwechsel mit 'Red Glowing Night' und 'Heirless'. Warum leuchtet die Musik nun so befreit im Post-Ambient-Rock? Weil die Menschheit sich letztendlich ausgerottet hat. Ein Grund, freundlichere Harmonien anzuschlagen und teils mit viel Hall zu Werke zu gehen, den die Welt ist ja nun menschenleer … Ähnliches gilt für 'Obscure Pulse', das ist der Puls der Tiere und Pflanzen, die die Welt nun für sich haben. Klingt das esoterisch? Nö. Teilweise nach eingespeisten Electronica-Sounds, dann urplötzlich, huch!, nach überenergetisierter Blast-Knüppelei, die einen mit ihrer Power völlig überrumpelt. Was für ein Soundtrack zum bevorstehenden Menschheitsuntergang! Das Ending 'Enliven The Dust' heißt dann wohl so etwas wie Unkraut vergeht nicht: Formen des Lebens, die ausgelöscht schienen, kehren zurück, und mit ihnen eine Post-Metal-Energie, die sich in flotten, aber chilligen Rock-Beats und gut nachhallenden Gitarrensaiten äußert. Dann: Stille. And the rest is rain. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Dispatched Fortune 02. Retrogression 03. Riven 04. Heavy Rain 05. Red Glowing Night 06. Heirless 07. Obscure Pulse 08. Enliven the Dust | Band Website: www.facebook.com/Seeming-Emptiness-22623864 Medium: CD Spieldauer: 59:41 Minuten VÖ: 28.05.2016 |
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