Geezer Butler - Manipulations Of The Mind – The Complete Collection

Review von Rockmaster vom 11.08.2021 (5492 mal gelesen)
Geezer Butler - Manipulations Of The Mind – The Complete Collection Der Name Geezer Butler ist wohl auf immer und ewig untrennbar mit dem der einen großen Band verbunden, der man mitunter die Erfindung des Heavy Metal zuschreibt, mindestens aber die des ersten Subgenres Doom Metal. Mitte der 90er-Jahre hatte das Verhältnis zu BLACK SABBATH schon etwas von einer On-Off-Beziehung, und so blieb dann mal Zeit, sein eigenes - zweites - Soloprojekt zu gründen. Geezers Band firmierte zunächst als G/Z/R (oder G//Z/R) und veöffentlichte "Plastic Planet", um dann zwei Jahre später als GEEZER "Black Science" herauszubringen und sich 2005 schlicht als GZR mit "Ohmwork" zurückzumelden. Immer an Bord war Pedro Howse an der Gitarre, der Sänger wechselte nach Album eins und Drummer Deen Castronovo hatte 2005 ein Engagement bei JOURNEY und wurde durch Chad Smith (nicht mit dem Mitglied der RED HOT CHILI PEPPERS zu verwechseln!) ersetzt. Trotz stilistischer Änderungen des Mutterschiffs BLACK SABBATH war das die Gelegenheit, einmal unausgetretene Pfade zu begehen, was Geezer und Konsorten ausgiebig ausgekostet haben. Die virtuell vorliegende Box "Manipulations Of The Mind" umfasst die drei Studioalben sowie eine Bonusdisk mit von Geezer persönlich zusammengestellten Demoversionen, Alternate Takes und Liveversionen und ist damit quasi eine umfassende Retrospektive.

Während die 90er-Jahre mit neuen Extremen wie MINISTRYs "ΚΕΦΑΛΗΞΘ" und THE PRODIGY aufwarteten, entliehen sich G/Z/R lediglich eine anständige Portion des neuen Industrial-Sounds, mischten sie mit einer Scheibe Sludge und dem doomigen Groove aus Geezers Bassspiel. Burton C.Bell von FEAR FACTORY lieh der Band seine Stimme, und so entstanden zeitgemäß passende Titel wie 'Catatonic Eclipse' und 'Drive Boy, Shooting'. Letzterer könnte aus seinem starren, treibenden Rhythmus indes mehr Kraft entwickeln. Besser gefallen mir da 'The Invisible' und das doomige 'Seance Fiction'. Noch unterkühlter, aber gleichzeitig auch experimentierfreudiger, zeigt sich das zweite Album der Band. Clark Brown nahm die Rolle am Mikro ein und der Sound wurde noch etwas garstiger und fauchender. In 'Mysterons' und auch in 'Number 5' werden Elemente aus dem Klangbaukasten zu Songs zusammengesetzt, die ganz gut in die erste Hälfte der 90er gepasst hätten. Gleichzeitig beinhaltet das Album eigenwillige Fremdkörper wie 'Unspeakable Elvis' und 'Northern Wisdom'. Der Schlusstitel 'Misfit' ist da im Riffing und Rhythmus schon fast wieder klassisch aufgebaut. Auf ihrem dritten Album, ein knappes Jahrzent später, hat sich Geezers Projekt eher auf Groove Metal verlegt. 'I Believe' ist stark und auch 'Aural Sects'. Die Bonusdisk im Set ist für Geezer-Fans wohl unumgänglich, die alternativen Versionen der Titel haben keine großen Überraschungen in petto, das auf den Alben nicht enthaltene 'Four Feathers Fall', den Titel 'Beach Skeleton', der zuvor nur auf der japanischen Version von "Black Science" vielleicht. Die Demoversion von 'I Believe' fällt auf durch den deutlich langsamer gespielten akustischen Teil, der in der finalen Studioversion doch etwas eindringlicher rüberkommt.

"Aus großem Namen folgt große Voraussetzung" - so oder so ähnlich ging der Spruch von Ben Parker. So ganz mag ich aber mit dem Solowerk von Geezer nicht warm werden. Das liegt sicher auch daran, dass ich die dargebotenen Stilrichtungen aus meinem persönlichen Repertoire größtenteils ausgeklammert habe. "Ohmwork" erreicht mich da ganz persönlich noch am ehesten. Schwer tue ich mir aber vor allem mit der gefühlt nicht immer ganz klaren stilistischen Linie - man könnte es auch "Vielseitigkeit" nennen. Geezer selber sagt, damals sei er keiner lobenden Kritik hinterhergelaufen sondern habe sich lediglich dem Vergnügen, Musik zu machen, hingegeben. Vermutlich hätten auch viele die textlichen Anspielungen und Bezüge nicht verstanden. Bedauerlicherweise lassen drei Alben am Stück da auch keinen Raum, näher drauf einzugehen. Geezers brillantes Bassspiel wird leider oft unter lärmenden Riffs und abgehackten Rhythmen verschüttet, aber immerhin gibt es da auch Lichtblicke wie zum Beispiel 'House Of Clouds', um nur einen zu nennen.

Unterm Strich lohnt sich GEEZERs umfassendes Werk für Fans der genannten Stilrichtungen, und selbstverständlich ist es Teil der Schaffenskraft eines der ganz Großen der Geschichte des Heavy Metal und darf in keiner holistischen Sammlung fehlen.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
Disk 1 ("Plastic Planet")
01. Catatonic Eclipse (6:12)
02. Drive Boy, Shooting (4:18)
03. Giving Up The Ghost (5:14)
04. Plastic Planet (4:19)
05. The Invisible (3:45)
06. Seance Fiction (5:57)
07. House Of Clouds (3:46)
08. Detective 27 (3:10)
09. X13 (4:06)
10. Sci-Clone (3:42)
11. Cycle Of Sixty (3:02)
Disk 2 ("Black Science")
01. Man In A Suitcase (4:10)
02. Box Of Six (3:55)
03. Mysterons (5:37)
04. Justified (4:06)
05. Department S (4:46)
06. Area Code 51 (4:49)
07. Has To Be (3:30)
08. Number 5 (5:05)
09. Among The Cybermen (4:44)
10. Unspeakable Elvis (3:49)
11. Xodiak (3:35)
12. Northern Wisdom (3:46)
13. Trinity Road (3:27)
Disk 3 ("Ohmwork")
01. Misfit (3:25)
02. Pardon My Depression (4:38)
03. Prisoner 103 (3:10)
04. I Believe (6:55)
05. Aural Sects (4:36)
06. Pseudocide (2:31)
07. Pull The String (3:51)
08. Alone (4:38)
09. Dogs Of Whore (5:03)
10. Don't You Know (4:58)
Disk 4 (Bonus)
01. Pseudocide (No Intro) (2:20)
02. Prisoner 103 (Alt Take) (3:10)
03. The Invisible (Instrumental) (3:57)
04. Area Code 51 (Demo) (4:31)
05. Cycle Of Sixty (Radio Mix) (2:55)
06. X13 (Radio Mix) (4:07)
07. Northern Wisdom (Demo) (4:11)
08. Beach Skeleton (Japanese Version) (3:27)
09. Pardon My Depression (Alt Take) (4:38)
10. Misfit (Rough Mix) (3:24)
11. I Believe (Demo) (7:36)
12. Four Feathers Fall (Demo) (6:33)
13. Drive Boy, Shooting (Live) (4:15)
14. Detective 27 (Live) (3:10)
15. House Of Clouds (Live) (3:34)
Band Website:
Medium: 4CD
Spieldauer: 208:22 Minuten
VÖ: 30.07.2021

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