Interview mit Dylan von Archer

Ein Interview von Eddieson vom 16.12.2015 (7283 mal gelesen)
Kurz nach dem Soundcheck nahmen sich Dylan (git, voc), David (b) und Keyhan (dr) besser bekannt als ARCHER, Zeit um mit uns über die Touren mit ANNIHILATOR und DORO zu quatschen, sie erzählen uns etwas über das neue Album "Culling The Weak" und haben noch die ein und andere Anekdote über die deutschen Fans auf Lager.

Tag Jungs, vielen Dank, dass ihr euch kurz Zeit nehmt. Wie geht es euch?

alle zusammen: Danke, sehr gut!

Für die, die euch noch nicht kennen sollten, würdet ihr euch vielleicht mal kurz eben selber vorstellen?

Dylan: Natürlich, gerne. Wir sind ein Hard-Rock/Metal-Trio aus Santa Cruz/Kalifornien. Uns gibt es schon einige Jahre und wir haben gerade unser drittes Album veröffentlicht. Deswegen sind wir das ganze Jahr unterwegs, so wird es wohl auch nächstes Jahr weitergehen. Die Dinge laufen momentan wirklich gut. Eine Tour macht uns immer besonders viel Spaß.

Da sind wir beim Stichwort. Ihr seid gerade erst 2 Monate auf Tour mit ANNIHILATOR gewesen und jetzt direkt im Anschluss 4 Wochen mit DORO. Die Dinge scheinen wirklich gut für euch zu laufen.

Dylan: Oh ja! Ende September sind wir rübergekommen und haben mit ANNIHILATOR 32 Shows gespielt. Da haben wir auch das erste Mal in England gespielt und es ist immer aufregend an neuen Orten zu spielen. Dann hatten wir eine Woche Zeit, bevor es dann auf die Tour mit DORO ging.

Keyhan: Insgesamt haben wir in 19 Ländern gespielt.

Es ist die bisher größte Tour für ARCHER?

David: Definitiv die längste [lacht]

Die Show mit ANNIHILATOR in Köln wurde spontan gecancelt. Was war da los?

Dylan: Oh, das gab es wohl Probleme mit der Elektronik. Die Location hatte irgendwelche Probleme. Es gab nur Feedbacks und keinen vernünftigen Sound. Jeff Walker von ANNIHILATOR hat den ganzen Tag einen Soundcheck gemacht, um das Problem irgendwie zu erkennen und beheben zu können.

Keyhan: Die haben dann einen Elektriker gerufen aber auch der konnte das Problem nicht lösen, also war es besser die Show zu canceln.

Dylan: Der Sound war wirklich mies. Jeder wollte natürlich die Show spielen, aber in letzter Minute mussten wir dann diese Entscheidung treffen.

Keyhan: Die Show war ausverkauft. Alle haben draußen gewartet. Das lief echt blöde.

David: Alle haben ihr Bestes gegeben, aber manchmal läuft es halt nicht so, wie man es gerne hätte. Aber, wir kommen wieder!

DORO und ANNIHILATOR sind ja schon ziemlich unterschiedlich. Was ist da der größte Unterschied, wenn man erst mit ANNIHILATOR und dann mit DORO unterwegs ist.

David: Bei ANNIHILATOR ist natürlich mehr das Thrash-Metal-Publikum.

Dylan: Genau, da ist mehr so SLAYER, OVERKILL und EXODUS. Das ist natürlich großartig. Bei DORO ist das Publikum ganz anders. Nicht ganz so verrückt.

Keyhan: Etwas offener.

Dylan: Ja, genau.

Wahrscheinlich auch etwas älter?

Dylan: Ganz genau. Das Publikum von DORO kann auch mal etwas weiter über den Tellerrand schauen. Wir spielen auch Songs, die nicht superschnell und aggressiv sind und die kommen immer gut an, deswegen passt das schon gut, die Tour mit DORO.

Keyhan: Außerdem sind es bei der DORO-Tour nur 2 Bands. Wir und DORO. Bei der ANNIHILATOR-Tour waren es 3 Bands. So braucht es dann alles etwas länger, z. B. beim Soundcheck und so. Bei 2 Bands läuft das alles etwas relaxter.

Dylan: Und wir können länger spielen.

Lasst uns etwas über euer neues Album "Culling The Weak" sprechen. Mittlerweile ist es seit einigen Monaten raus.

Dylan: Ja, seit August ungefähr.

Wie sind die Reaktionen darauf?

Dylan: Ganz gut. Es wurde veröffentlicht und dann haben wir eine kurze Tour in Amerika gespielt, worauf wir gute Reaktionen bekommen haben und dann sind wir ja Ende September nach Europa gekommen. Das bedeutet, dass wir die meiste Zeit, die das Album raus ist, in Europa sind. Aber wir verkaufen das Album viel auf unseren Shows und spielen natürlich die Songs live. Ja, es läuft gut.

Beschreibt das Album doch mal kurz in euren eigenen Worten.

Dylan: Es ist eine Mischung aus vielen verschiedenen Dingen. Ich denke, was uns als Band ein kleines bisschen einzigartig macht ist, dass wir alle einen verschiedenen Background haben. Es gibt natürlich Dinge, die wir alle mögen, aber es gibt eben auch viele verschieden Einflüsse. David und ich haben das Album zusammen geschrieben und so kamen auch 2 verschiedene Einflüsse zusammen. So kam dann Hard Rock, etwas schnellere Sachen, auch etwas langsamere, einiges aus dem Thrash und so zusammen. Es ist ein schöner Mix aus vielen verschiedenen Stilen. Deswegen kann man "Culling The Weak" nicht als eine reines Hard Rock- oder Heavy Metal-Album bezeichnen.

David: Als ich zu der Band kam, war das letzte Album schon komplett geschrieben. Jetzt hatte ich die Möglichkeit mich am Songwriting zu beteiligen und wir mussten natürlich erst mal zueinander finden, haben aber wirklich einen guten Mix aus verschiedenen Musikarten gefunden.

Das Artwork ist fantastisch. Gibt es eine Geschichte zu dem Cover?

Dylan: David und ich können nicht zeichnen. Wir haben es auch gar nicht erst versucht. Wir brauchten also Hilfe. So haben wir Kontakt zu einem Typen aus Brasilien aufgenommen. Marcello Vasko. Er hat schon mit vielen großen Bands gearbeitet. Er hat das neue SLAYER-Artwork gemacht und MACHINE HEAD und viele mehr. Wir haben ihm eine E-Mail geschickt, in der wir ihm den Titel genannt haben. Daraufhin hat er uns 3 Vorschläge zurückgeschickt und einer der Vorschläge ist jetzt das Cover. So einfach war das.

David: Er ist eben Profi.

Im Vinylformat müsste das doch noch besser kommen. Habt ihr kein Vinyl dabei?

Dylan: Nein, leider nicht. Jeder fragt uns danach.

David: Das ist aber in der Mache. Wir haben mit unserem Label gesprochen, die wissen darüber Bescheid. Wir arbeiten daran.

Dylan: Wir lieben Vinyl. Aber leider gibt es eine ellenlange Warteliste in den Presswerken. Also müssen wir warten.

Was steckt hinter dem Titel "Culling The Weak"?

Dylan: Der Titel stammt aus dem Titelstück, welches vorher da war und dem Album seinem Namen verlieh. Die Lyrics behandeln alle verschiedene Blickwinkel auf ein bestimmtes Thema. So entstand "Culling The Weak". Wenn man als Band lange besteht, dann erlebt man viele Hochs und Tiefs. Man verliert Mitglieder, gewinnt neue dazu. Man hat immer irgendwelche Hindernisse zu überwinden. Ich wollte die Band auf ein neues Level bringen. Lass uns das Alte zurücklassen und frisch starten.

Dann handeln die Lyrics also alle von persönlichen Erfahrungen?

Dylan: Viele Songs, wie z. B. 'The Day That Never Came', 'Culling The Weak' oder auch 'Believe' haben all zu tun mit verschiedenen Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich schreibe keine Lyrics, in denen es um Fantasie geht oder die nur eine Fiktion sind. Der letzte Song auf dem Album basiert auf einem Buch, das ich gelesen habe. Aber jeder andere Song handelt über etwas, das ich selber erlebt habe oder ich teile das mit Dave. Es macht natürlich Spaß hier mit euch zu sitzen und zu quatschen, all die Shows zu spielen, durch die Welt zu reisen, aber es gibt noch viel mehr, was man tun muss. Man muss auch Opfer bringen, um das alles machen zu können. Und darüber geht es hauptsächlich in den Lyrics von "Culling The Weak".

Wie läuft es mit dem Songwriting bei ARCHER? Macht ihr das noch old-school-mäßig mit Proberaum und zusammen jammen oder schickt ihr euch mit der modernen Technologie die verschiedenen Riffs als E-Mail hin und her?

alle zusammen: Nein, keine Mails!!!

Dylan: Da sind wir sehr old school. Normalerweise habe ich einige Riffs, die ich aufnehme, damit ich mich daran erinnern kann, zeige sie David und dann jammen wir. Wir sind dann aber alle in einem Raum und probieren was aus. Dann kommen Einsprüche, also versuchen wir was anderes. Wir sind zusammen. Ich habe das mal eine kurze Zeit mit E-Mail probiert, aber das hat nicht funktioniert. Außerdem dauert das viel zu lange.

Es ist doch auch für das Bandgefühl wesentlich besser.

Dylan: Genau. Und wir wollen das zusammen machen. Es geht nicht darum, dass es jemand alleine macht, dann wären wir eine andere Band. Wir sind schließlich vereint unter einem Bandnamen und so entsteht das beste Ergebnis eben zusammen.

David: Wir haben das erste Mal für das Album zusammen Musik geschrieben. Da wir alle mit verschiedenen Einflüssen kommen. Wir bringen was mit, was im Flow und zu dem Sound der Band passt, dann ändern wir aber auch mal wieder etwas. Hier und da werden Riffs geändert. Und trotzdem wir alle verschieden Einflüsse haben, kommen wir am Ende auf einen gemeinsamen Nenner. Es ist etwas anderes, als wenn einer 3 Songs schreibt, dann schreibt ein anderer wieder 3 Songs, dann klingt das auf einem Album nicht gut. Das funktioniert nicht. Für uns ist es am wichtigsten sich zu treffen und zusammen Musik zu machen. Klar, bei vielen anderen Bands läuft das anders, da hören alle dieselbe Musik, jeder schreibt Songs für sich und das funktioniert, aber wir sind eben nicht so. Wir kommen gerne zusammen und schreiben Songs.

Eine letzte Frage habe ich noch. Wir stehen kurz vor einem neuen Jahr. Was wird 2016 für ARCHER bringen?

Dylan: Mehr Touren. Das Album ist ja erst vor Kurzem erschienen. Nach 3 Monaten in Europa kommen wir nach Hause, feiern Weihnacht mit unseren Familien, machen etwas Pause und dann geht es wieder von vorne los. Im Januar werden wir einiges in Kalifornien machen, dann im Februar touren wir in den US, gehen zum ersten Mal auf eine dieser Metal-Cruises. Wir werden also eine Tour von Kalifornien nach Miami machen, dann für eine Woche auf das Boot, ein paar Pina Coladas am Strand trinken [alle lachen], danach ist DORO so nett und nimmt uns auf eine weiter kleine Tour mit. Von Florida hoch nach New York. Dann sind wir in New York und werden von dort eine Tour zurück nach Kalifornien spielen. Im Sommer werden wir dann wieder nach Europa kommen, dann noch eine kleine Tour im Herbst und gegen Ende des Jahres ist es langsam an der Zeit mit dem Songwriting für das neue Album zu beginnen.

Das klingt doch gut. Okay, das war es auch schon. Wenn ihr noch etwas loswerden wollt, dann habt ihr jetzt die Chance, denn die letzten Worte gehören euch.

Dylan: Wir haben viele Shows in Deutschland gespielt. Erst mit ANNIHILATOR und dann noch eine Menge mit DORO, und die Deutschen sind wirkliche Die-Hards.

Keyhan: Die besten Shows, die wir gespielt haben, waren in Deutschland.

David: Wir haben viele Leute gesehen, die kamen zu 6 Shows hintereinander. So etwas erlebt man in Amerika leider nicht mehr.

Keyhan: Viele fahren dem Bus hinterher oder man sieht sie eine Woche später auf einem anderen Konzert. Das ist wirklich großartig.

Oder sie warten 2 Std. draußen, bevor die Tür überhaupt geöffnet wird.

Dylan: Das ist eine weitere tolle Sache. Die Fans kommen früh. Für uns als Vorband ist immer die Angst da, dass niemand in der Halle steht wenn wir spielen. Aber das war hier nie der Fall. Dafür sind wir sehr dankbar.

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