RPWL - Crime Scene | |
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Review von baarikärpänen vom 24.04.2023 (4466 mal gelesen) | |
"Wer macht uns zu dem wer wir sind? Ist es eine Frage der Genetik oder sind es doch die sozialen Umstände, unsere Kindheit, Schicksalsschläge, Druck oder Kränkungen?" Kalle Wallner Ja, es stimmt, dass RPWL 1997 als PINK-FLOYD-Coverband gegründet wurden und es ist auch richtig, dass RPWL die ein oder andere Veröffentlichung in ihrer Diskographie stehen haben, die Songs der Briten beinhaltet. Die Vergleiche mit FLOYD hörten auch nicht mit dem Debut "God Has Failed" auf, ein Album, das bereits eine Band zeigte, die sich deutlich von ihren übergroßen Vorbildern emanzipiert hatte. Dass Sänger und Keyboarder Jürgen "Yogi" Lang wie David Gilmour klingt, dafür kann er ja nun wirklich nichts. Dass RPWL die Alben machen, welche die wenigen Veröffentlichungen PINK FLOYDS seit "The Divison Bell" ganz alt aussehen lassen, dafür können sie auch nichts. Aber RPWL waren auf all ihren eigenen Studioalben immer klar RPWL und nicht ein müder Abklatsch von Gilmour, Waters & Co. Und wofür RPWL aber auch mal absolut gar nichts können, ist die weitgehende Ignoranz der breiten Masse angeblicher Prog-Liebhaber. Zur Ehrenrettung derer sei aber auch angemerkt, dass sich das im Laufe der Jahre, beginnend mit dem ersten Charteinstieg von "Beyond Man And Time" 2012, gebessert hat. "Crime Scene" schaffte es Ende März gar auf Position 18 der deutschen Charts. Alleine im Lockdown-Jahr 2020 erfasste die Polizei über 119.000 Fälle häuslicher Gewalt, 139 davon mit tödlichem Ausgang. Erschreckende Zahlen, die unter anderem auch dazu beigetragen haben dürften, dass sich Deutschlands finest Prog Band mit den dunklen Schattenseiten beschäftigt und diesen Schattenseiten der menschlichen Seele mit "Crime Scene" ein ganzes Album widmet. Ein heftiges Thema für ein Album, speziell für das einer Prog-Band. Noch heftiger, wenn sich RPWL dazu Karl Denke, dem "Kannibalen von Münsterberg", oder Carl Tanzler aus Florida annehmen beziehungsweise ihre Inspirationen aus deren Gräueltaten und dem Warum ziehen ("Is it the urge to be on everybody's mind, to leave something under their skin?" - aus 'Victim Of Desire'). Aber RPWL waren noch nie eine Band, die sich Grenzen gesetzt hat. Den größtmöglichen Gegensatz zu den tiefdunklen Lyrics liefern RPWL mit der Musik zu den sechs Stücken auf "Crime Scene". So und nicht anders schreibt man Prog-Songs, die (ohne die Texte) eigentlich zum Träumen unterm Kopfhörer einladen. Und auch hier haben sich RPWL keine Grenzen gesetzt und bedienen sich tatsächlich dieses Mal wirklich mehr als sonst bei PINK FLOYD. Oder wie sie es selbst ganz charmant beschreiben: "Hier aber spätestens geht es um die dark side of the soul, da kann man die Schweine ruhig auch mal fliegen lassen und manch einen Verbrecher wünscht man sich besser nicht hier zu sein." Ein schönes Beispiel dafür bieten 'Life In A Cage' oder 'Red Rose', wobei vor allem 'Red Rose' ein Song ist, der meiner bescheidenen Meinung nach "Wish You Were Here" von PINK FLOYD aufgewertet hätte. Aber es sind die kleinen, meist gut versteckten Reminiszenzen an andere Gruppen, die "Crime Scene" so spannend machen. Wie zum Beispiel das Gesangs-Arrangement im Opener 'Victim Of Desire', das jedem YES-Fan wie Öl runtergehen sollte. Oder 'A Cold Spring Day In '22', ein wunderschönes Kleinod, das mich in Teilen sowas von an die SIMPLE MINDS erinnert (was für ein Chorus, zum niederknien!). Dann wäre da ja auch noch der psychedelisch-garagenrockig klingende Beginn vom abschließenden 'Another Life Beyond Control'. Aber ganz egal wie man es auch dreht und wendet, jeder der sechs Songs auf "Crime Scene" trägt am Ende des Tages glasklar den RPWL-Stempel. Daumen hoch (natürlich wieder) für die musikalische Umsetzung beziehungsweise das Können aller Beteiligter. Was das angeht, stehen Kalle Wallner (Gitarre), Yogi Lang (Vocals, Keyboards), Marc Turiaux (Drums) und Markus Grützner (Bass) den Perfektionisten von PINK FLOYD in nichts nach. Auch wenn RPWL mit Metal so rein gar nichts zu tun haben, stehen sie völlig zu Recht auf unseren Seiten. Ganz einfach, weil es kaum eine andere progressive Rockband gibt, bei der man derart bedenkenlos bei jedem neuen Album zugreifen kann. Was Qualität angeht, wird man von RPWL einfach nicht enttäuscht. Auch wenn man ein solch dunkles Konzept eher bei einer Band aus dem Bereich Death Metal vermuten würde und nicht bei einer Band, die solch traumhaft schöne Musik schreibt, muss man einfach festhalten, dass RPWL den Spagat zwischen textlicher Dunkelheit und musikalischer Schönheit perfekt geschafft haben. Eine andere Wertung als die Höchstnote kann es hier nicht geben. Gesamtwertung: 10.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Victim Of Desire 02. Red Rose 03. A Cold Spring Day In '22 04. Life In A Cage 05. King Of The world 06. Another Life Beyond Control | Band Website: www.rpwl.net/ Medium: CD, LP Spieldauer: 45:01 Minuten VÖ: 17.03.2023 |
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