Essenz - Manes Impetus | |
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Review von Zephir vom 01.09.2018 (7687 mal gelesen) | |
Dass die Berliner ESSENZ mit ihrer Mischung aus Black, Doom und Noise dem Seelenfrieden ihrer Hörerschaft nicht recht förderlich sind, haben sie bereits mit den okkultistisch betitelten Alben "KVIITIIVZ - Beschwörung des Unaussprechlichen" (2010, das kryptisch anmutende KVIITIIVZ ist hierbei zu lesen als Kultus) und "Mundus Numen" (2012) unter Beweis gestellt. Fans des diabolisch Beklemmenden erinnern sich gewiss mit erquicklich flauem Gefühl in der Magengrube an Tracks wie 'Vivat Entitas Okkulta' und - um bei diesem Beispiel zu bleiben - das traumatisch-psychedelische Video zu diesem Titel, auf das auch die Bandcamp-Seite des Quartetts g.st. (Vocals und Bass), d.rk (Gitarre), t.ngl (Drums) und d.bf (zuständig für den „Noise“) verlinkt. Das neue Opus "Manes Impetus" verspricht aus den Abgründen der menschlichen Seele in die allumfassende Entität der Welt zu strömen, ist es doch in seiner Gänze einem infinite spirit gewidmet. Musikalisch drischt gleich der Opener 'Peeled & Released' in pulsbeschleunigendem Tempo drauflos und lobpreist damit das wahre Schwarzmetall. Auch der folgende Track 'Unfolding Death' nimmt die Kurven harmonischer Schieflagen und rhythmischer Brüche mit quietschenden Bremsen und gebietet der Raserei keinerlei Einhalt, verliert sich dann buchstäblich in letzter Minute in ein waberndes Experimentalgedröhn, das aus den Weiten des Universums aufzuziehen scheint. Derartig in seinen Energieschüben eingedämmt, liefert 'Amortal Abstract' temporeduzierte Doom-Atmosphäre mit unheimlichen, archaischen Vokalsamples, die mich ein wenig an manch ähnliche urwüchsige Einsprengsel bei ROTTING CHRIST erinnern. Der Song versteigert sich gegen Ende in ein monotones Gitarrenriff, mit dem er ordentlich an Fahrt aufnimmt und damit 'Randlos Gebein' einleitet: Abermals erhöhtes Tempo, diesmal mit instrumental stark reduzierten Passagen, die, von geheimnisvollem Flüstern und Raunen begleitet, wie vertonte Beschwörungsformeln klingen. Nach gut zwei Dritteln verfallen ESSENZ wiederum ihrer unergründlichen Form des Doom, um die letzten Takte erneut im Noise ausklingen zu lassen. 'Apparitional Spheres' liefert neben Black-Metal-Raserei ein sehr in den Hintergrund gerücktes, dennoch in diesem musikalischen Kontext überraschendes Gitarrensolo und dazu eine verstörende Portion wirr durcheinander sprechender Stimmen. 'Sermon To The Ghosts' ist der experimentellste Titel des Albums und damit auch ganz großes Kino: Zu den vereinzelten, aus den tiefsten Tiefen (oder den höchsten Höhen?) dringenden noisigen Tönen gesellt sich ein kurzer gesampelter Dialog, dessen Bedeutung sich (noch) nicht recht erschließen will. Das akustische Geschehen verdichtet sich kaum, wohl aber treten schwer zu deutende Geräusche vor die Kulisse, die mal nach sphärischem Sirren, mal nach schweren Schritten, mal nach tropfenden Höhlen klingen. In die gleiche Kerbe schlägt zunächst 'Ecstatic Sleep', wobei hier der Tenor des harschen Metal wieder aufgenommen wird - allerdings mit mittlerem Tempo und klarer definiertem Riffing. Es mag überraschen, dass "Manes Impetus" im Black Metal endet - ich hätte ein droniges Fade-Out erwartet. Aber so bedienen ESSENZ eben keine Erwartungen, sondern liefern ihre ganz eigene musikalische Choreographie zur Aufdeckung der Strukturen einer Weltenseele ... Fazit: "Manes Impetus" ist nichts für Puristen. Reinhören sollten vielmehr alle, die Interesse an experimentellem Black/Doom haben, Noise nicht fürchten und sich zudem faszinieren lassen wollen von der dunklen Metaphysik der Berliner ESSENZ - die übrigens mit ihrem Bandlogo schon anzudeuten scheinen, dass es im Sein keinen Anfang und kein Ende gibt ... Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Peeled & Released 02. Unfolding Death 03. Amortal Abstract 04. Randlos Gebein 05. Apparitional Spheres 06. Sermon To The Ghosts 07. Ecstatic Sleep | Band Website: www.znesseessenz.net Medium: CD Spieldauer: 57:20 Minuten VÖ: 10.08.2018 |
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