Rosco - Hassliebe

Review von Stormrider vom 02.03.2018 (5468 mal gelesen)
Rosco - Hassliebe Rap, Hip Hop, Turntables, Modern Metal mit Straßenrock- und Gossencharme, deutsche Texte. Wer sich jetzt noch nicht angewidert abwendet, der kann sich ruhig mal mit ROSCO aus München beschäftigen. Denn das Sextett aus der bayerischen Landeshauptstadt legt mit seinem Debüt, "Hassliebe", ein Album vor, das sich nicht so wirklich kategorisieren lässt. Klar ist man versucht bei der Kollaboration von Rap mit Metal an Bands wie LINKIN PARK, CLAWFINGER, LIMP BIZKIT oder RAGE AGAINST THE MACHINE zu denken, aber die Vergleiche hinken alle. ROSCO sitzen mit ihrem Mix wirklich zwischen sämtlichen Stühlen, und genau das macht das Album durchaus irgendwie interessant. Die Songs drücken, in modernem Sound, mit fetten Breakdown Riffs und griffigen Hooks, sodass sie musikalisch direkt in Nacken und Knöchel gehen. Auf der anderen Seite stehen dann Vocals, bei denen sich jedem Rocker wahlweise die Nackenhaare hochstellen oder sofort ausfallen, wenn in bester Manier dem deutschen Hip Hop mit sehr banalen Texten gefrönt wird. ROSCO scheinen schon die ein oder andere nicht ganz so glücklich verlaufen Beziehung hinter sich gebracht zu haben, denn meistens geht es inhaltlich um die Damenwelt, die dann im Nachgang der Beziehung auch gerne mal, wie in 'Niemals' als verfickte Schlampe bezeichnet wird. Kann man mögen, muss man nicht. Auf der anderen Seite haben sie auch ihre angenehm sozialkritischen Momente, z. B. in 'Hashtag' in dem die gängige Selbstdarstellung in den (un)sozialen Netzwerken verarbeitet wird, und auch ein Augenzwinkern wie in 'Es Reicht Nicht' ist durchaus lustig, wenn jede Menge abgehalfterte Anmachsprüche ihren Weg in die Lyrics finden.

"Hassliebe" hat für mich so etwas von einem blutigen Unfall. Eigentlich will man das gar nicht hören, aber trotzdem ist es auf seine Art spannend. Und wenn ich mich beim vierten Durchlauf erwische, wie ich heimlich im Kopf mitsinge und hoffe, dass das niemand mitbekommt, dann machen ROSCO mit ihrer Musik doch etwas richtig, auch, oder gerade deshalb, weil ich beim ersten Spin noch dachte, dass ich mir das kein zweites Mal anhören kann. Irgendwie machte es aber mit jedem Durchlauf mehr Spaß, aber man sollte für das Album keinerlei Scheuklappen mitbringen und muss mit dem Prollolyrics und Vocals irgendwie zurechtkommen.

Am Ende kann man den Jungs attestieren, dass sie mit ihrem Image und der Musik ihr Ding konsequent durchziehen, ohne sich in irgendeiner Szene bewusst zuzuordnen zu wollen. Und genau davor habe ich Respekt, denn viel zu häufig gibt es in der heutigen Musik und Rocklandschaft vor allem zum drölfzigsten Mal Aufgewärmtes. ROSCO werden weder mit ihrer Musik noch mit ihren Lyrics ein Massenpublikum ansprechen, aber sie machen das was sie wollen, ohne Rücksicht darauf, ob das in der jeweiligen Szene goutiert oder akzeptiert wird. Dieses Maß an Eigenständigkeit fehlt ja vielen Bands mittlerweile, und das weiß ich zu schätzen, auch wenn ich manche Texte eher nicht bei offenem Fenster hören werde.

Nun zur Bewertung. Musikalisch eine solide 7,5, lyrisch irgendwas zwischen 0 und 6, Attitüde und Mut das eigene Ding durchzuziehen, egal ob es sich so gehört oder nicht, 9 Punkte. Ihr merkt, ist echt schwer und deswegen rate ich jedem der bis hierhin gelesen hat, sich am besten selbst ein Bild zu machen.




- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Alles
02. Niemals
03. Hashtag
04. Es Reicht Nicht
05. Das Biest In Mir
06. Hör Auf
07. Was Solls
08. Einfach Weg
09. Weitergehen
Band Website: www.roscorockt.de
Medium: CD
Spieldauer: 30:38 Minuten
VÖ: 02.03.2018

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