Jon Schaffer's Purgatory - Purgatory

Review von Stormrider vom 20.12.2018 (5214 mal gelesen)
Jon Schaffer's Purgatory - Purgatory Jon Schaffer scheint als Alleinherrscher bei ICED EARTH nicht ausgelastet zu sein und legt allen Fans des oldschooligen US Metal nun noch eine EP unter den Weihnachtsbaum, die unter dem Namen JON SCHAFFER’s PURGATORY veröffentlicht wird. Der geneigte ICED EARTH-Fan weiß natürlich, dass PURGATORY die quasi Vorgängerband von ICED EARTH waren, und so sind die fünf Tracks auch allesamt bereits in den Jahren 1985/1986 geschrieben worden und werden mit ein paar Jährchen Verspätung veröffentlicht. Passend dazu hat Jon nicht nur den ersten ICED EARTH-Fronter Gene Adam aus der Versenkung geholt, der damals das Debüt eingesungen hat, sondern auch Mark Prator (Drums auf "The Dark Saga"), Bill Owen (Original PURGATORY-Bassist) und auch Jim Morris ist wieder mit von der Partie, der ja für den Sound auf den Klassikern der Bandhistorie sowie das ein oder andere Solo verantwortlich zeichnete. Soweit mal zu den Fakten.

Musikalisch kann man die EP dann auch, und das ist wenig überraschend, in die frühen ICED EARTH-Jahre referenzieren. Die Eröffnungssequenz des Openers 'In Your Dreams' erinnert zum Beispiel direkt an die Eröffnung von "Burnt Offerings", und da dieses Album bis heute einer der Fanfavoriten ist, stellt sich auch gleich ein wohliges Gefühl ein. Ansonsten herrscht Schaffer'sches Riffing, das heute weit weg von den Demoaufnahmen der 80er ist. Denn logischerweise hat sein Signature-Galopp-Riff in den mehr als 30 Jahren doch eine entsprechende Entwicklung genommen. Das hört, wenn man sich die Demos der Songs auf YouTube anhört, und wenn man diesen Weg nicht gehen will, dann vielleicht am ehesten in 'Jack', der am meisten an neuere Songs von Jon erinnert. Der zweite EP-Track, 'Dracula', lässt unweigerlich an den gleichnamigen Track von "Horror Show" denken, und ob es so sinnvoll ist, dem Song dann nicht mal einen anderen Namen zu spendieren, das sei mal dahingestellt. Ansonsten erinnert er musikalisch ein wenig an das grandiose 'Travel In Stygian', ohne jedoch dessen Klasse in Gänze zu erreichen. Und das kann man allen fünf Tracks vorwerfen. Ja, natürlich ist das überdurchschnittlich und besser als manches Undergroundgeschrammel. Ja, natürlich ist das State of the Art produziert, was man bei einem Namen wie Jim Morris auch nicht anders erwartet. Ja, natürlich ist Jon einer der Rhythmusgitarristen, die man unter Tausenden wirklich raushören kann. Und ja, auch Gene Adam liefert eine ordentliche Leistung. Seine Screams kommen gut und auch ansonsten macht er einen ordentlichen Job. Seine Stimme klingt sogar besser und variabler als auf "Iced Earth". Warum stehen am Ende trotzdem nur 6,5 Blutstropfen unter dem Review? Ganz einfach, irgendwie fehlt den Songs entweder das gewisse Etwas, oder es gibt im (ICED EARTH-)Backkatalog schon Songs, die ähnlich, aber eben besser sind. Besonders fällt auf, dass keiner der Tracks mit einem echten Killer-Refrain aufwarten kann. Hier merkt man deutlich, wie Schaffer sich in den folgenden Jahren im Songwriting entwickelt hat. Dass man sich thematisch teilweise doppelt, ist eher kein Problem, immerhin gibt das Horrorgenre selbst in den einzelnen Charakteren genug Stoff her. Ob ich nun deswegen bei fünf Songs gleich drei Namensdoppel ('Dracula', 'Jack' und 'Burning Oasis') veröffentlichen muss? Ich weiß es nicht.

Am Ende ist die "Purgatory"-EP für alle Fans des Schaffens von Schaffer durchaus interessant, ohne essentiell zu sein, und gut aufgemacht ist sie auch. Das Cover stammt wieder vom David Newman Stump und Roy Young, die auch das "Incorruptible"-Cover angefertigt haben und es gibt Liner Notes von Jon, Gene, Bill Owen und Greg Seymour. Dennoch kommt man nicht umhin, die Sinnfrage der Veröffentlichung zu stellen. Denn weder kann das Songmaterial mit den Großtaten des Riffmeisters konkurrieren, noch Gene Adam mit den späteren Frontern Matt Barlow, Ripper Owens oder Stu Block. Es gibt bestimmt schlechtere Veröffentlichungen, aber so hundert Prozent überzeugend ist die EP dann doch nicht.


Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. In Your Dreams
02. Dracula
03. In Jason’s Mind
04. Jack
05. Burning Oasis
Band Website:
Medium: CD, LP
Spieldauer: 25:45 Minuten
VÖ: 21.12.2018

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