Helrunar - Frostnacht

Review von CaptainCook vom 23.11.2005 (8639 mal gelesen)
Helrunar - Frostnacht Black Metal ist Kunst, nicht Krieg. Wer diese Aussage von HELRUNAR Frontmann Skald Draugir zum Maßstab der Beurteilung von „Frostnacht“ macht, der wird mit nicht wenig Überraschung die unbändige Wut registrieren, die das Trio der Welt entgegenschleudert. Hier verbindet sich in der Tat musikalisches Können mit schwarzmetallischer Naturgewalt zu einer alles niederwalzenden Mischung, wie ich sie noch nie von einer deutschen Band gehört habe. HELRUNAR beherrschen die hohe Kunst, Black/Heathen Metal auch ohne orchestrales Beiwerk zu einem atmosphärischen Erlebnis zu machen, wozu auch immer wieder kurze akustische Gitarren-Passagen beitragen. Somit ist „Frostnacht“ eines der stärksten Debutalben, die ich in diesem Genre gehört habe. Auch die Produktion wandelt sicheren Schrittes auf dem schmalen Grad zwischen traditioneller Rohheit und moderner Studioarbeit.

Textlich bewegen sich die zehn Songs innerhalb von zwei ineinander verflochtenen Themenkreisen, nämlich dem Erinnern (durch Dichtung und unbewusstes Wissen) und schmerzhaften Erfahrungen und deren Auswirkungen auf den Menschen. Während der Großteil der Lieder auf Deutsch aus den Boxen schallt, erkennt der kundige Skandinavist immer wieder auch ein paar Fetzen Norwegisch und Alt-Isländisch, die teils Überlieferungen entnommen, teils auch neu verfasst wurden. Glücklicherweise sind die Texte bei aller poetischer Tiefe noch immer verständlicher als die von HELRUNARS Labelgenossen DORNENREICH.

Besonders stark sind die drei Münsteraner immer dann, wenn sie sich nicht in düsteren Fantasien verlieren, sondern von der eigenen Aggressivität mitreißen lassen. 'Der Trank des Gehängten', 'Dreifach Dorn' und 'Mimis Brunnr' sind für mich deshalb die herausragenden Songs des Albums.

Einzig das Kokettieren von Sänger Skald Draugir mit seinen misanthropischen Charakterzügen und früheren radikal-heidnischen und -antichristlichen Einstellungen in einem neulich gedruckten Interview stößt mir ein bisschen sauer auf. Immerhin betont er dabei auch seine heutige kritische Distanz zu Gewalt und pubertärer Faszination für Symbolik. An der Klasse des Albums ändert das aber ohnehin nichts.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
1. Birke im Moor
2. Frostnacht
3. Unten und im Norden
4. ... bis die Seele gefriert
5. Nachtfrost
6. Der Trank des Gehängten
7. Neun Nächte
8. Älter als das Kreuz
9. Dreifach Dorn
10. Minis Brunnr (Gratr Önnor)
Band Website: www.helrunar.com
Medium: CD
Spieldauer: 52:11 Minuten
VÖ: 24.10.2005

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