Fusion Bomb - Concrete Jungle

Review von Rockmaster vom 19.02.2019 (4692 mal gelesen)
Fusion Bomb - Concrete Jungle Laut dem herrlich übertriebenen Cover von "Concrete Jungle" liegt dieser in irgendeinem durchschnittlichen Viertel einer amerikanischen Großstadt mit alten Gebäuden, Werkstatthallen, Gittertoren und Ladenlokalen unter den Mietwohnungen. Bevölkert wird er von einem Übermonster mit leuchtenden Augen, berstenden Skeletten und einem einzelnen Kämpfer mit blutiger Machete. In der Hand hält das Monster ein von Blitzen umgebenes, elektrisch verkabeltes Megabrain. Was offen bleibt ist: Wer ist schuld an diesen unhaltbaren sozialen Zuständen, und warum bluten Skelette (siehe Machete)? Ist irgendwie auch total egal. Wirkt eh alles total sinnfrei, von den Texten verstehe ich rein aussprache-, intonations- und sprachmäßig fast nichts.

Musikalisch schon eher. Da wird der Endvierziger mal schnell wieder Teenager. Mit dem ersten Akkord katapultieren FUSION BOMB den Hörer in die 80er Jahre zurück und prügeln ihm den Thrash Metal der groben, unbehauenen Sorte ein. Ein Lehrstück für alle Metalcore-Bubis und ein Stück Geschichte für alle vergesslich gewordenen Alt-Metaller. FUSION BOMB nehmen schweres Gerät zur Hand und hämmern uns rostige Nägel genau dahin, wo das Langzeitgedächtnis unserer elektrisch verkabelten Multimedia-Brains die Reizmuster für Musik der krachenden Art vergraben hat, die uns erst mal gepflegt Headbangen lässt, bevor wir drei DIN-A4-Seiten lang die gesellschaftskritischen Texte interpretieren. Hier wird Jagd auf alles gemacht, was in der Großstadt kreucht und fleucht. Im echten Dschungel jagt der Tiger - und der schleicht sich an. Ganz falsche Jagdmethode.

Böse Zungen würden behaupten, Miguel Teixeira Sousa singe (wenn das das richtige Verb ist für das, was er macht) schlecht. In Wahrheit reimt sich das nur auf "stilecht". Ernsthaft, zwischen Shouts und klarer Stimme trifft Miguel die bewusst trashige Intonation perfekt auf den Punkt. Und wenn jemand unken sollte, musikalisch würde es irgendwann mal langweilig, nein, die Band hat nur "Drang" und es "eilig". Miguel Teixeira Sousa und Luc "Lanthanoid Lazer-Dazer" Bohr (ist der mit Niels verwandt?) können oder wollen nicht langsam riffen. Oder sie hatten nach den Studioaufnahmen noch was vor und etwas schneller gespielt als ursprünglich komponiert. Michel "Nippel" Remy und Scott Kutting an Bass und Schlagzeug waren immerhin rechtzeitig informiert und haben auch das Tempo angezogen. Der Lohn der Mühe: Nach knapp 37 Minuten Studio par force gab's den ersten Espresso.

Schnell ist klar, dass das blitzende Megabrain unseren begrenzten Intellekt nicht überfordern möchte. Aber es macht mächtig Laune und sorgt nach kurzer Zeit für erhöhten Endorphinausstoß. Die mit der Machete angerichtete Brain-And-Bones-Schlachtplatte ist garniert mit einer lässigen aber kraftvollen Produktion, es ist erfreulich, dass mal wieder ein Album auf den großen Boxen mehr Spaß verbreitet als mit der Mickymaus auf dem Kopf. Das ist der musikgewordene Mief abgestandenen Bieres aus der versifften Kutte mit aufgenähten Bandstickern. Bang till death! Der Lohn für den Hörer: Mit jeder Runde mehr Nackenschmerzen und ein breiter werdendes, befriedigtes Grinsen.

Noch eine kleine Randnotiz: Kurz kam mir gerade in den Sinn, ich müsse meine Rezensionen mal anfangen, genderneutral zu schreiben: "den*ie Hörer*in in die 80er-Jahre zurück und prügeln*streicheln ihm*r den*ie Thrash Metal*in der*s groben*sanften, unbehauenen*feingeschliffenen Sorte*s ein*e". Ne. Ich glaube das wäre nicht im Sinne von FUSION BOMB. Zuviel Testosteron. Beim nächsten ARCH ENEMY-Album denke ich nochmal drüber nach. Versprochen. Auf der anderen Seite bin ich ziemlich überzeugt, dass es genügend Bands gibt, bei denen schon diverse (!?) Musiker*innen mitgemacht haben.


Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Zest Of Scorn (3:43)
02. Knuckleburger (3:13)
03. Concrete Jungle (4:11)
04. You'Re A Cancer To This World (2:56)
05. Blazing Heat (3:27)
06. T.M.N.A. (1:58)
07. Bird Of Prey (4:15)
08. Nyctophobia (4:40)
09. Slam Tornado (3:38)
10. I Never Denied (Excel Cover) (4:50)
Band Website: www.facebook.com/fusionbomb.lux
Medium: CD
Spieldauer: 36:51 Minuten
VÖ: 25.01.2019

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten