Go Ahead And Die - Go Ahead And Die

Review von Damage Case vom 11.06.2021 (7767 mal gelesen)
Go Ahead And Die - Go Ahead And Die Erstens: 'Back To The Primitive' hieß der Opener des zweiten Albums von SOULFLY, Max Cavaleras Hauptspielwiese seit einem knappen Vierteljahrhundert. Diesen Leitspruch sollte sich der Meister auf den Oberarm tätowieren lassen, denn keiner kann so viel Trumpf aus Stumpf ziehen. Zweitens: Family first. Angefangen von der mit seinem Bruder Igor gegründeten Band SEPULTURA (und später die CAVALERA CONSPIRACY), über die Beteiligung seines noch ungeborenen Sohnes Zyon im legendären Intro von 'Refuse/Resist' auf "Chaos A.D." (und aktuell Schlagzeuger bei SOULFLY) bis zur Dauermanagementbetreuung durch seine Frau Gloria hat Max Cavalera bereits viele Male seine engsten Familienmitglieder in seinem Schaffen um sich geschart. Und auch GO AHEAD AND DIE sind eine Art CAVALERA CONSPIRACY, denn neben Schlagzeuger Zach Coleman (BLACK CURSE und KHEMMIS) spielt am Bass, Gesang und der Gitarre Igor Amadeus, Max' jüngerer Sohn, auf. Drittens: Bereits zu Zeiten von "Roots" (1996) war deutlich vernehmbar, dass Maxe immer tiefer in alten Hardcore und Crust eintauchte. Diese Einflüsse hört man seitdem immer mal mehr oder weniger heraus.

Aus all diesen "Maximen" schuf Max Cavalera nun sein drölfzigstes Bandprojekt: GO AHEAD AND DIE. Geboten wird ein Gebräu aus ganz fiesem Hardcore, Crust und Grindcore garniert mit ordentlich Death-Metal-Geprügel der ältesten Schule. Elf Songs lang hassen GO AHEAD AND DIE alles und jeden. Als grobe Referenz dient eher NAILBOMB ohne Industrial denn SOULFLY ohne Thrash und Weltmusik oder KILLER BE KILLED ohne Melodien. So atmen 'Isolated Desolated', 'Punisher' und 'El Cuco' den typischen CELTIC FROST-Groove. Das Album versprüht zu jeder Zeit eine auch von der Spontaneität des Aufnahmeprozesses geprägte "Fuck You"-Attitüde, die auch durch das 'Anticop'-mäßige Schwarz-Weiß-Coverartwork wilder Straßenkämpfer lebhaft dargestellt wird. Die beiden Cavaleras und Coleman schufen ein Werk, das ungestüm ('Worth Less Than Piss'), unerwartet ('Truckload Full Of Bodies') und ungezügelt ('I.C.E. Cage') keinen Pfifferling auf Perfektion ('Prophets Prey' rumpelt herrlich vor sich hin) gibt - aber auf Emotion. Gerade, wenn das Trio bei all den Tempiwechseln die Geschwindigkeit rausnimmt ('Toxic Freedom', 'Prophets Prey', 'Punisher') wird die Mucke herrlich gefährlich. Der brutale Wechselgesang von Max und Igor Amadeus geben dem Hörer den Rest.

Fazit: Eigentlich ist es fast schon ein wenig erheiternd, dass es immer noch Menschen gibt, die sich eine Wiedervereinigung der Cavalera-Brüder mit SEPULTURA wünschen, beziehungsweise glauben, dass das funktionieren könnte. Denn dort wo der stets gen Zukunft gerichtet komponierende Andreas Kisser den Thrash Metal im einundzwanzigsten Jahrhundert zuletzt mit 'Machine Messiah' und 'Quadra' spürbar nach vorne brachte, lebt Max Cavalera seine Proto-Einflüsse in jeder Faser seiner authentischen Kunst. Für Fans ein Grund zur Freude. Bleibt abschließend nur die Frage, ob oder wann eine reine Cavalera-Band gegründet wird. Die Instrumente könnten ja alle besetzt werden.

Drei Anspieltipps: 'Toxic Freedon' hat einen Mördergroove, 'Punisher' doomt zum Ende hin so abartig geil, dass man den Song nur noch auf Knien hören darf. Das abschließende 'Roadkill' steht exemplarisch für emotionsgeladene Tempiwechsel getragen vor allem von Zach Colemans simpel wirkendem, tödlichem Schlagzeugspiel.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Truckload Full Of Bodies
02. Toxic Freedom
03. I.C.E. Cage
04. Isolated Desolated
05. Prophets Prey
06. Punisher
07. El Cuco
08. G.A.A.D.
09. Worth Less Than Piss
10. (In The) Slaughterline MFi T
11. Roadkill
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 43:42 Minuten
VÖ: 11.06.2021

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