AC/DC - Power Up | |
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Review von Damage Case vom 12.11.2020 (6777 mal gelesen) | |
So, endlich ist "sie" raus. Nein "es", DAS Album des Jahres. Für mich nicht nur das wichtigste, sondern auch, und das ist nach mehreren Durchläufen klar, das beste. Aber nicht nur, weil es ein neues Lebenszeichen von Angus & Co. ist, sondern weil "Power Up" einfach geil ist! Ich messe automatisch und unbewusst jedes neue Album der Australier an "Back In Black", meinem persönlichen Co-Monolithen in meinem musikalischen Universum. Jenes Album enthält neun Songs für die Ewigkeit oder zumindest für die einsame Insel. Und 'Shake A Leg', der einzige kleine Makel, der vielleicht "nur" auf 9/10 kommt. Und das ist diese eine kleine Lücke, in die jeder neue Song für mich breschen muss. Einen geilen AC/DC-Song erkenne ich dann, wenn er vor meinem geistigen Ohr 'Shake A Leg' auf "Back In Black" ersetzen könnte - genau an dieser Position zwischen 'Have A Drink On Me' und 'Rock And Roll Ain't Noise' Pollution. Alles andere wäre sowieso völlig sinnfrei, denn die beiden Seitenopener und -closer sind einfach nur perfekt (sorry 'Thunderstruck' ...). Im Rock Hard Forum las ich mal vor Jahren von einem User den Satz "Es wäre mal schön, wenn nicht jedes neue AC/DC-Album 0:10 gegen 'Back In Black' verlieren würde". Und genau in diesen Songvergleich steige ich direkt mal ein: "Back In Black" vs. "For Those About To Rock" 9:1 ('C.O.D.' ist für mich tatsächlich dieser EINE Song, der besser ist als 'Shake A Leg') "Back In Black" vs. "Flick Of The Switch" 10:0 glatt. "Back In Black" hätte sogar rückwärts abgespielt in derselben Höhe gewonnen. "Back In Black" vs. "Fly On The Wall" 9:1 ('Playing With Girls' dürfte gerne 'Shake A Leg' ersetzen), aber einige Entscheidungen waren hart umkämpft, denn 'Stand Up', 'Back In Business' und 'Send For The Man' sind besser als ihr Ruf. "Back In Black" vs. "Blow Up Your Video" 10:0 ohne jede Torchance von 1988 ... "Back In Black" vs. "The Razors Edge" 12:0 glatt, wobei 'Thunderstruck', der Titelsong und 'Are You Ready' schon geile Songs sind, aber keine im klassischen AC/DC-Stil der 1970er und 1980er. "Back In Black" vs. "Ballbreaker" 12:0 glatt. 1995 hatte zwar ein paar coole Songs, aber das ist alles so lahmarschig im Vergleich zum Zug zum Tor, den 1980 auch nach 40 Jahren noch hat. "Back In Black" vs. "Stiff Upper Lip" 12:0 glatter als glatt, Abbruch nach 80 Minuten, weil 2000 in der eigenen Hälfte ohne jeglichen Ballbesitz friedlich ein Nickerchen einlegt. "Back In Black" vs. "Black Ice" 15:0, wobei 'Rock And Roll Train' und 'Anything Goes' recht eng an 'Shake A Leg' verteidigen, ersterer aber als prädestinierter Opener nicht den Hauch einer Chance gegen den Jahrhundertopener 'Hells Bells' hat. "Back In Black" vs. "Rock Or Bust" 11:0, ähnliches Szenario wie 2000 gegen "Stiff Upper Lip". "Back In Black" vs. "Power Up": Und jetzt wird es spannend... groß als "das Album für Malcolm" angekündigt, müssen AC/DC nun liefern. - 'Realize' tritt die Tür ein, und als Hörer ist man erstmal baff! Was ist denn hier los? Sind das die Opas aus Down Under? Das Riffing zwischen 00:17 und 00:45 schraubt mir den Kopf ab und die Chöre von Angus & Co. singen mir von oben in den offenen Hals - Deckel wieder drauf, Fan den Freudentränen nah. Zug zum Tor, aus dem Hintergrund müsste Angus schießen, Tor! Bester Opener seit 'Hells Bells', no doubt about it. Sorry 'Thunderstruck', zum Zweiten. - 'Rejection' groovt sauber im Midtempo, saubere "Uh-Hu"-Chöre. Besser hat der Hintergrundgesang im dritten Jahrtausend auf keinem AC/DC-Song geklungen, auch wenn das göttliche 'Shoot To Thrill' als bester Opener-Sidekick nicht wirklich erreicht wird. - 'Shot In The Dark' kennt mittlerweile jede Oma bis ins tiefste Absurdistan - und alle tanzen dazu. Was ein Hit! So lässig, so ein 'Back In Black'-Zug zum Tor im Stile eines verspielten Ronaldinho. Einfach nur geil. Gegner ausgespielt, umtanzt und zum zweiten Mal eingenetzt. - 'Through The Mist Of Time': Die erste kleine Enttäuschung. Der Song kommt nicht richtig in Fahrt und bleibt bis zum Solo komplett belanglos. Aber dann ziehen Angus und die anschließenden Chöre zumindest mal ein wenig an der Wurst ... ... die dann 'Kick You When You're Down' der Semmel ohne jede Mühe entreißt! Das von Brian (?) lässig gehauchte "Wow" nach 0:16 sagt alles. Was ein Groove. ein Stampfer mit Torinstinkt und Schienbeinschonern bis zum Oberschenkel. Höchste Einschlaggefahr für 1980 zum dritten Gegentor! Passend dazu das "Oh No!" des Angus-Chores. - 'Witch's Spell' beginnt mit Picking aus 2008 und plätschert zunächst ein wenig daher. Aber mit jedem Hördurchgang erwächst ein ernstzunehmender Gegner für 'Shake A Leg'. - 'Demon Fire': Angus hat nochmal genau bei 'Caught With Your Pants Down' und 'Safe In New York City' nachgehört und das Beste aus beiden Songs zusammengewürfelt. Und hoppla! Das klappt im dritten Anlauf bestens, es gibt eben keine alten oder jungen Spieler, sondern nur gute oder schlechte. Geiler Rocker! - 'Wild Reputation' der coole Stampfer, der 1995 und 2000 zeigt, wie man bluesig klingt, ohne dass dem Fan beim Hören die Füße einschlafen. Brian gibt sich als einer der Rocker, denen man besser nicht blöd kommt. Zurecht nach diesem nicht mehr zu erwartenden Wahnsinnscomeback aufgrund seiner körperlichen Probleme während der letzten Tour. - 'No Man's Land' hat einen Weltklasserefrain mit Chören die, wie fast durchgängig auf "Power Up", nicht einfach den Liedtitel nachbrüllen. Ganz großes Songwriting mit geiler Performance. - Das Schlusstrio: "Power Up" gibt in den ersten neun Songs alles, wirklich alles - und hat bis dahin kaum Schwächen offenbart. Nun geht 2020 aber nach 75 Minuten die Luft aus und 1980 schießt nochmal drei einfache Tore. Aber 2020 wehrt sich auch in der Schlussphase deutlich besser als alle Gegner von 1983 bis 2014. 'Systems Down' ist für sich genommen kein schlechter Song, 'Money Shot' ein wenig zu sehr AC/DC-Schablone und 'Code Red' ist ein süßer Einschlafleckerliblues im Stil von 'Emission Control', nur irgendwie schmackhafter. Also, wie geht 'Shake A Leg' vom Platz? - Locker geschlagen von 'Realize', 'Shot In The Dark' und 'Kick You When You're Down'. - Nach großem Kampf niedergerungen von 'Rejection'. - Unentschieden gegen 'Demon Fire' und 'Wild Reputation'. - Knapper Sieg gegen 'Witch's Spell' und 'No Man's Land'. - Das übliche Gemetzel gegen 'Through The Mist Of Time', 'Systems Down', 'Money Shot' und 'Code Red'. Macht in der Endabrechnung: "Back In Black" vs. "Power Up" gefühlt das beste 8:2 (mit Tendenz 7:3), mit dem man nach 1980 vom Platz gehen kann. Das Sturmtrio 'Realize', 'Shot In The Dark' und 'Kick You When You're Down' bringt 'Hells Bells' & Co. massiv ins Schwitzen. Chapeau! Fun Fact: Laut Angus basieren alle Songs auf mehr oder weniger mit Malcolm ausgearbeiteten Ideen aus der "Black Ice"-Zeit. Warum zum Geier ziehen dann die zwölf neuen Songs so dermaßen am Gashebel und warum wurden die Hits dieses Albums nicht schon auf das mit 15 Songs, und einigen echten Belanglosigkeiten, aufgeblähte 2008er Werk, gepackt? Die vier kleinen Stinker raus, 'Rock And Roll Train' und 'Anything Goes' rein - und schon hätten AC/DC 2008 (+ Tour) mit dem größtmöglichen Knall unsterblich aufhören können, was nun eben 2020/21 "nachgeholt" wird. Zum Schluss frei nach dem "Kicker" die Spielerschulnoten: Angus Young: "2+". Manchmal sind seine Soli ein wenig altbacken, aber man merkt ihm den spitzbübischen Spaß immer noch an. Für's Songwriting erhalten er und Malcolm (posthum) eine glatte "1-". Cliff Williams: "2". Souverän wie immer im Hintergrund und am Mikro im Hintergrund einfach eine Bank. Stevie Young: "2". Er hat den undankbarsten Job im Team, muss seinen Onkel Malcolm ersetzen. Und das macht er so gut, dass man nicht heraushört, welcher Young auf "Power Up" die Rhythmusgitarre bedient. Und im Hintergrund singt er auch noch wie sein Onkel. Hut ab. Phil Rudd: "1". Sein Groove unterscheidet einen guten Song von einem Weltklassesong. AC/DC ohne ihn waren nie AC/DC. Brian Johnson: "1+". Comeback des Jahres. Wer mit knapp 73 Jahren, einer überstandenen Fast-Taubheit und einem Rausschmiss auf der letzten Tour in dieser Form zurückkommt, so locker die Songs singt, schreit und haucht, ist zu Lebzeiten bereits ein Kandidat für die Rock And Roll Hall Of Fame. Brendan O'Brien: "1": Zaubert AC/DC zum dritten Mal in Folge einen Weltklassesound aus den Aufnahmegeräten, hält die Songs straff und perfekt arrangiert zusammen und darf sich nebenbei auf den Hintergrundchören hörbar verewigen. Bester AC/DC-Produzent seit den seligen Mutt-Lange-Zeiten. Drei Anspieltipps: 'Realize', 'Shot In The Dark' und 'Kick You When You're Down'. Dreimal Augenhöhe zum Rock-Olymp, damit war auch aus rosaroter Fanbrille betrachtet nicht mehr zu rechnen. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Realize 02. Rejection 03. Shot In The Dark 04. Through The Mists Of Time 05. Kick You When You're Down 06. Witch's Spell 07. Demon Fire 08. Wild Reputation 09. No Man's Land 10. Systems Down 11. Money Shot 12. Code Red | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 41:03 Minuten VÖ: 13.11.2020 |
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