Interview mit Eregion von Unearthly

Ein Interview von Eddieson vom 02.06.2014 (5890 mal gelesen)
Das vierte Album der Brasilianer von UNEARTHLY erscheint mit 3 Jahren Verspätung in Europa. Grund mal im Land des Sambas, des Zuckerhuts und des Karnevals nachzuhorchen warum es so lange gedauert hat. Sänger Eregion stand Rede und Antwort, und erzählte auch gleichzeitig etwas über das Leben als Metaller in Brasilien, äußert sich zur umstrittenen WM, gibt aber trotzdem einen Tipp ab, wer als Sieger aus dem Turnier hervorgeht.

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Hi Eregion. Hier ist Jan von Bleeding4Metal. Erst mal Glückwünsche für euer letztes Output. "Flagellum Dei" ist ein Killer-Album geworden.

Eregion: Danke, wir wissen diese Möglichkeit sehr zu schätzen. Wir können es kaum abwarten, euch unser neues Material zu zeigen. Es wird euch noch mehr überraschen.

Okay, das Album ist nicht wirklich neu, aber die Fans hier in Europa kennen es vielleicht noch nicht. Ursprünglich wurde das Album 2011 veröffentlicht, dann aber auch nur in Brasilien, Russland und der Ukraine. Warum nur dort?

Eregion: Weil wir eine unabhängige Band sind. Wir haben mit verschiedenen Labels und Promotern, über den ganzen Globus verteilt, verhandelt, aber manchmal interessiert es sie einen Scheiß, manchmal wollen sie uns nicht einen Cent für unsere Arbeiten geben. Also beschlossen wir, auf ein vernünftiges Angebot zu warten. Aber das alles hat uns nicht aufgehalten. Wir haben 'ne Menge getourt, haben ein Live-Album veröffentlicht, eine DVD rausgebracht und im Moment nehmen wir unser 5. Album auf.

Es hat den Eindruck, als ob ihr eine spezielle Verbindung nach Russland und Osteuropa habt. Ihr seid in Rumänien, Polen und Bulgarien getourt, eure DVD "Baptized The East In Blood" wurde in Russland aufgenommen und "Flagellum Dei" wurde in Polen produziert. Auch eure Musik klingt von Osteuropa beeinflusst, wenn man mal an VADER und BEHEMOTH denkt.

Eregion: Manchmal muss man einfach dahin gehen, wohin einen die Strömung treibt. Wir versuchen jetzt seit 15 Jahren in Europa Fuß zu fassen. In Deutschland, Frankreich und anderen Ländern. Das alles aber ohne Erfolg. Also beschlossen wir da zu sein, wo die Fans uns wollten. Das ist alles.

Warum hat es so lange gedauert, bis "Flagellum Dei" nach Europa kam?

Eregion: Businessprobleme. Als wir damals im Studio waren, haben wir mit Listenable Records (Frankreich) und Massive-Music (Polen) verhandelt unser Album zu veröffentlichen und eine Tour zu organisieren. Aber ein Promoter in Australien, unser selbst ernannter Manager, hat alles selbst in die Hand genommen und 'ne Menge falscher Entscheidungen getroffen. Wir haben ihm damals vertraut, aber er hat nur Mist gebaut. Das hat uns 'ne Menge Zeit, Verträge, Geld und Material gekostet. Jetzt arbeiten wir zu unseren Bedingungen und versuchen alles auf den richtigen Weg zu bringen.

Was bedeutet "Flagellum Dei"? Und hängen das Artwork, der Albumtitel und die Songs irgendwie zusammen?

Eregion: So etwas wie "Geißel Gottes", oder so was, wie "das Leiden Gottes". Natürlich ist das Artwork eine Art Verbindung; es erzählt über den Kehrwert der Werte. Eine Frau als Papst, aber ihr Mund ist zugenäht, in den Händen hält sie das heilige Herz von Jesus und seine Krone. Außerdem erzählt es von Zweischneidigkeit und natürlich von Blasphemie und Ketzerei.

Ist das Artwork der europäischen Version anders, als das der russischen? Es ist übrigens ein starkes Artwork. Es erinnert stark an das Poster des Filmes "Die Päpstin". Wusstest du das?

Eregion: Alle Alben haben dasselbe Artwork, nur die Labels sind unterschiedlich. Ich weiß, dass das Artwork dem Poster ähnlich sieht. Ich habe das Thema ausgesucht und die Päpstin als Modell gewählt. Ihre Geschichte ist übrigens großartig.

Jeder der Songs hat Liner Notes, die den Inhalt des Songs beschreiben. Ist es euch wichtig, dass die Fans die Lyrics richtig verstehen?

Eregion: Genau. Auf vorherigen Releases habe ich versucht durch einige Doppeldeutigkeiten einen antichristlichen und biblischen Zusammenhang herzustellen. Das haben einige Fans missverstanden. Musik zu schreiben ist nicht immer einfach. Manchmal müssen wir aus den Texten einiges rausschneiden, damit es besser in die Songs passt. Manchmal klappt das super, manchmal eben auch nicht. So ist es für mich der beste Weg, damit ich in der Botschaft, die ich verbreiten will, immer noch deutlich bin. imgleft

Kommen wir mal zu einem komplett anderen Thema. Die Fußballweltmeisterschaft steht vor der Tür. Bist du Fußballfan und wirst du dir einige Spiele ansehen?

Eregion: Natürlich bin ich Fußballfan und meine Freunde auch alle. Nur Vinnie nicht, der interessiert sich nicht sonderlich dafür. Aber für uns, die in Brasilien geboren und aufgewachsen sind, ist es nicht leicht diese Meisterschaft irgendwie zu unterstützen. Hier in Brasilien wird eine Menge Scheiß gebaut im Namen dieser Meisterschaft, Dinge mit denen wir natürlich nicht einverstanden sind, aber auch nichts dagegen tun können. Es ist eine Schande. Eigentlich wäre es besser, wenn die Meisterschaft in einem anderen Land stattfinden würde. Einem Land mit einer besseren Struktur und fähigeren Politikern.

Die ganzen Kontroversen um die Meisterschaft in Brasilien sind also berechtigt?

Eregion: Natürlich. Die Brasilianer leiden an medizinischen Problemen, Unsicherheiten, Drogendealern, Leben unter ärmsten Bedingungen (s. "Favelas") und vielen anderen Sachen. Das Geld hätte besser in andere Dinge investiert werden können.

Nun findet sie natürlich trotzdem statt und eine Mannschaft wird gewinnen. Was meinst du welche?

Eregion: Deutschland.

Wie ist das Leben sonst so in Brasilien? Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer und es gibt 'ne Menge Korruption und Kriminalität. Ist die Musik dann eine Art Ventil um den ganzen Frust rauszulassen?

Eregion: Natürlich ist es das. Es ist verdammt hart Metal in Brasilien zu spielen. Es ist wie ein abtrünniges Genre. Wir haben keinerlei Unterstützung bekommen, wir müssen all die Steuern zahlen, wenn wir was kaufen oder verkaufen (egal ob Musik Equipment oder physische CDs). Brasilien ist eines der teuersten Länder aber wir bekommen nichts von den Politikern zurück außer Problemen über Probleme. Wir machen unsere Musik um uns gegen all das, was hier schief läuft, auszudrücken.

Was wird die Zukunft für UNEARTHLY bringen? Ist eine Tour geplant?

Eregion: Ja, es wird eine Tour geben. Wir nehmen grad unser neues Album auf, welches im August/September weltweit erscheinen wird. Und natürlich wollen wir so viel wie möglich spielen und der Welt unsere Art der extremen Kunst zeigen.

So, das war es auch schon. Ich danke dir für deine Zeit und die letzten Worte gehören dir.

Eregion: Ich danke dir, Jan und Bleeding4Metal. Unterstützt weiterhin den Metal-Spirit. Wir sehen uns bald. Keep Hellbanging!

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